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"In ein falsches Licht gerückt"

Landesrechnungshof-Direktor Herbert Schmalhardt hatte in seinem jüngsten Prüfbericht die Personalausstattung in den drei Pflegeheimen Schwarzenberg, Bizau und Andelsbuch massiv gerügt – und den Verantwortlichen eine "fahrlässige Gefährdung der Bewohner" vorgeworfen.

„Dann im Jahr 2007“, hatte Schmalhardt gesagt, „war in diesen drei Heimen nicht einmal rund um die Uhr eine Pflegefachkraft vor Ort.“ Gegen diese harsche Kritik setzten sich gestern die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden zur Wehr, mit durchaus harten Worten, flankiert von Gemeindeärzten und Heimleiterinnen.

Harte Kritik am RH

Tenor: Die Pflege in den Heimen sei hervorragend, das Personal überaus engagiert. Und ein fehlendes Zertifikat sage noch lange nichts über die wahren Qualitäten einer Pflegerin aus. Ergo liege der Rechnungshof falsch, und das in einer indiskutablen Art und Weise. „Unsere Heime“, wetterte der Bizauer Ortschef Josef Moosbrugger, „wurden in ein falsches Licht gerückt. Der Bericht verunsichert Mitarbeiter, zu Pflegende und deren Angehörige gleichermaßen.“ Anton Wirth, Bürgermeister von Andelsbuch legte nicht minder empört nach: „Der Rechnungshof hat sich in einer selbstdarstellerischen Form über unsere Daten hergemacht – er hat unsere Heime nie besucht, es gab nur Telefonate mit Bediensteten.“

Ein „falsches Bild“

So habe der RH ein Bild entworfen, das nicht der Realität entspreche: „Wir können diese Vorgangsweise nicht hinnehmen, lassen uns von außen nicht verurteilen.“ Die Bürgermeister legten zugleich ein klares Bekenntnis zum Erhalt der Heime ab. „Die zu Pflegenden wollen im eigenen Dorf bleiben. Sie haben hier Kontakte zu Kindern, Verwandten, Nachbarn“, sagte der Schwarzenberger Orts-chef Armin Berchtold. Undenkbar sei es für viele, in ein Heim außerhalb der eigenen Gemeinde gehen zu müssen: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Im Übrigen seien die Gemeinden für ihre Bürger von Kindesbeinen an zuständig: „Und mit 70, 80 sollen Sie auf einmal in eine andere Gemeinde, oder gar noch in eine große Stadt?“ Berchtolds Aufforderung: „Schmalhardt darf bei uns ruhig eine Woche Urlaub machen, bei freier Kost und Logis – wenn er denn nur einmal kommen würde.“ Sein hartes Urteil: „Der RH hat nicht die Fähigkeit, über Pflege zu urteilen.“ Die Heimleiterinnen schlossen sich an. „Jahrelange Arbeit wurde zunichte gemacht“, meinte die Leiterin des Heimes in Andelsbuch, Gabriela Künz. Ihre Bizauer Kollegin Rita Troy wetterte: „Der Bericht ist unzutreffend, weil er zuwenig differenziert.“ In Bizau sei perfekte Pflege geleistet worden. Aber: „Pflegegesetz und Realität sind nicht immer in Einklang zu bringen.“ Änderungen im Gesetz würden daher Sinn machen: „Es muss geklärt werden, was von welcher Person erledigt werden kann.“

Ärzte legen nach

Auch die Gemeindeärzte waren empört. Seit Jahrzehnten kontrolliere man die Heime, wisse um die Krankheiten eines jeden Bescheid, stehe rund um die Uhr in Rufbereitschaft. „Der Ausdruck der fahrlässigen Pflege“, sagte Arzt Rudolf Rüscher stellvertretend für seine beiden Kollegen, „ist zu verurteilen. Das stimmt schlichtweg nicht.“ Ein Tiefschlag sei die Erkenntnis des RH, meinte Arzt Jodok Fink: „Ich fühle mich persönlich angegriffen. Das ist eine Beleidigung unserer geleisteten Arbeit.“

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