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Immer mehr Kinder im Dienst der Mafia

Italien - In Neapel wächst die Angst um die Kinder: Immer mehr Minderjährige stehen im Dienst der Camorra, der neapolitanischen Variante der Mafia.

Als Drogendealer werden schon Siebenjährige eingesetzt, warnen die Behörden. Viele begehen bereits als Jugendliche Überfälle und Diebstähle.

„In mehreren Vierteln Neapels ähneln die Lebensbedingungen jenen eines afrikanischen Landes, in dem Kinder bewaffnet in den Krieg geschickt werden. Die psychologischen Schäden, die Soldaten-Kindern in Afrika zugefügt werden, sind nicht sehr unterschiedlich von jenen, die viele Minderjährige in einigen Teilen des zivilisierten Italien erleiden müssen“, schrieb ein neapolitanischer Richter nach Angaben der römischen Tageszeitung „La Repubblica“ am Dienstag.

2.135 strafrechtliche Untersuchungen laufen in Neapel gegen Minderjährige. Unter 18-Jährige sind immer häufiger für Morde verantwortlich, die oft aus einem banalen Streit entstanden sind. Viele Jugendliche tragen ein Messer in der Tasche. Kein Wunder, dass der Erzbischof von Neapel, Crescenzio Sepe, kürzlich alle jungen Leute aufgefordert hat, ihre Messer abzugeben „und unter das Kreuz in der Kirche“ zu legen. “Öffnet Eure Hände und lasst die Messer fallen“, sagte Sepe.

„Der Raum um Neapel ist eine Region mit relativ hoher Geburtenrate. Die Jugendlichen haben in Neapel zwei Lösungen: die Emigration oder unterbezahlte Schwarzarbeit zu akzeptieren. Dies sind ideale Bedingungen für die Camorra, die kriminelle Arbeitskraft braucht“, berichtete der neapolitanische Lehrer Marco Rossi Doria.

Zehn Prozent der Bevölkerung in Neapel verdienen direkt oder indirekt an der Camorra. „Zwischen 25 und 33 Prozent des Umsatzes wird in Neapel schwarz generiert. Es ist logisch, dass ein Teil dieses Schwarzgelds dank der Camorra erwirtschaftet wird“, meinte Ugo Marani, Leiter des Instituts für wissenschaftliche und soziale Studien in Neapel. Jugendliche würden als Drogenhändler eingesetzt. Frauen und Pensionisten versteckten Kriminelle vor der Polizei in ihren Wohnungen und würden auf diese Weise bis zu 150 Euro pro Tag verdienen.

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