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I: Mussolini für rechtsextremistische Partei

Die italienische Parlamentarierin und Duce-Enkelin Alessandra Mussolini ist aus der postfaschistischen Alleanza Nazionale von Gianfranco Fini ausgetreten.

Jetzt bewirbt sie sich an der Spitze eines Bündnisses rechtsextremistischer Kleinparteien für einen Sitz im Straßburger Parlament. Die 41-jährige Mussolini führt die Alternativa sociale (Soziale Alternative), an der sich auch die rechtsextremistischen Gruppen Forza Nuova und Fronte Sociale Nazionale beteiligen. Die Forza Nuova hatte im „Sanktionsjahr 2000“ mehrere Solidaritätsdemonstrationen mit dem Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (F) organisiert.

Unermüdlich tourt Mussolini seit Wochen durch Italien, um ihre neue Bewegung vorzustellen. Erstmals führt die Parlamentarierin eine Wahlkampagne ohne die Unterstützung einer Großpartei wie die AN, aus der sie im vergangenen November ausgetreten war. Mussolini hatte die Gruppierung aus Protest gegen Vizepremier Fini verlassen, der bei einem Israel-Besuch den Faschismus verurteilt hatte. Finis Schritt war auch von anderen Hardlinern der Partei und Nostalgikern der Mussolini-Ära scharf kritisiert worden.

Austritt nach Äußerung Finis

Fini hatte nach einem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem wegen der 1938 vom faschistischen Regime verabschiedeten Rassengesetze um Entschuldigung gebeten und dabei versichert, seine Meinung zu Benito Mussolini, den er noch 1994 als den „größten Staatsmann des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet hatte, geändert zu haben. Daraufhin hatte die Duce-Enkelin ihren Austritt aus der Partei und die Gründung einer eigenen Bewegung angekündigt. Sie habe mit der AN nichts mehr gemeinsam, sagte sie.

„Fini ist ein Verräter und seine AN ist keine Rechts-, sondern nur noch eine Zentrumspartei. Um Karriere zu machen, würde Fini jeden verraten“, so Mussolini. In ihren Wahlreden spart die blonde Tochter des Duce-Sohns Romano und Nichte der italienischen Starschauspielerin Sophia Loren nicht mit Attacken gegen Ministerpräsident Silvio Berlusconi. „Statt sich mit (dem US-Präsidenten George W.) Bush fotografieren zu lassen, sollte er an die italienischen Familien denken, die nach der Euro-Einführung immer ärmer werden“, forderte Mussolini.

Volksabstimmung über den Euro

Im Fall ihrer Wahl zur EU-Parlamentarierin plant Mussolini eine Volksabstimmung über den Euro. Zugleich will sie sich für eine Verschärfung des Immigrationsgesetzes einsetzen. Sie kritisierte ihre Ex-Partei, die sich in den letzten Monaten für das Wahlrecht der Immigranten bei Kommunalwahlen ausgesprochen hatte.

Zu den Kandidaten in den Reihen der Mussolini-Partei zählt ein Priester, Giulio Maria Tam, der jedes Jahr eine Messe für Mussolini und andere verstorbene faschistische Spitzenpersönlichkeiten liest. Der Priester, der seine Kandidatur im nordöstlichen Wahlkreis eingereicht hat, ist auch wegen seiner Anti-Islam-Slogans bekannt.

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