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Eine Schraube als inneres Korsett

Die Versteifung: für Patienten mit abgenutzten Lendenwirbeln war es bislang die einzige Möglichkeit, den Schmerzen zu entkommen.

Nun stehen neue Techniken zur Verfügung, die am Landeskrankenhaus Feldkirch bereits erfolgreich angewandt werden.

Ein Pionier auf diesem Gebiet ist Primar Prof. Dr. Archibald von Strempel, Leiter der Orthopädie am LKH Feldkirch. Schon 1989 entwickelte der Mediziner ein Implantat in Form einer Schraube, das die Wirbelsäule wie ein inneres Korsett stabilisiert. Der Vorteil dieser Methode: die Elastizität der Knochen kann teilweise erhalten werden.

Alternativen

Im Vergleich dazu müssen bei einer Versteifung die noch intakten, benachbarten Wirbelsegmente die verloren gegangene Beweglichkeit ausgleichen. „Was dazu führt, dass es auch hier zu einer vorzeitigen Abnutzung kommen kann” erklärt Strempel den schmerzhaften Kreislauf. Deshalb wurde mit der Suche nach Alternativen begonnen.

Das von ihm entwickelte Implantat kam an zahlreichen Orthopädie-Zentren in der ganzen Welt zum Einsatz. Inzwischen hat Archibald von Strempel seine Erfindung weiter verbessert. Die Schraube verfügt jetzt über eine Titanlegierung. Sie wächst in den Knochen ein und stützt ihn. Der Orthopäde ist überzeugt, dass Wirbelsäulenimplantate oder Bandscheibenprothesen die Versteifung weit gehend verdrängen werden. Strempel betont zwar, dass sie ein wichtiges Behandlungskonzept bleibt, weil sich diese mit starken Schmerzen verbundene Erkrankung mitunter tatsächlich nur durch eine Versteifungsoperation bessert. „Aber wo immer es möglich ist, sollte man zu anderen Lösungen greifen”, meint der Arzt.

Gute Ergebnisse

Er selbst tut das bereits mit großem Erfolg. An seiner Abteilung werden jährlich 80 bis 100 Patienten mit Abnutzungserscheinungen der Lendenwirbeln behandelt. Schon 75 Prozent erhalten ein Implantat oder eine Prothese. „Die Ergebnisse sind gut”, bekräftigt Strempel. Zudem ist der Eingriff einfacher und die Patienten erholen sich schneller.

Aber nicht überall läuft die Sache so rund. An anderen Spitälern ist die Versteifung noch gang und gäbe. „Die Tradition zu verlassen ist oft schwierig”, weiß Archibald von Strempel. Deshalb dient das am LKH Feldkirch derzeit stattfindende internationale Wirbelsäulensymposium auch der Klärung dieser Frage.

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