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Datenjournalismus-Guru Simon Rogers: "Daten lebendig machen"

Prominenter Besuch: Simon Rogers, Datenjournalismus-Guru beim britischen Guardian.
Prominenter Besuch: Simon Rogers, Datenjournalismus-Guru beim britischen Guardian. ©VOL.AT/Hartinger
Schwarzach - Heute und morgen gastiert das GEN Editor's Lab im Medienhaus in Schwarzach. Schon am Donnerstagvormittag konnte man mit einem besonderen Highlight aufwarten: Simon Rogers, Datenjournalismus-Guru beim britischen Guardian.
"Hackday"-Teams im vollen Einsatz

Datenjournalismus ist “der Prozess, mit dem man eine Geschichte aus den Zahlen herausbekommt”, so Rogers im Interview mit VOL.AT. Das sei nicht mit handelsüblichen Datenvisualisierungen zu verwechseln: Also Grafiken, Karten, Diagrammen, die ausschließlich dazu dienen, Zahlenmaterial anschaulich darzustellen. Vielmehr geht es beim Datenjournalismus darum, vorhandenes Datenmaterial unter einem bestimmten Blickwinkel zu analysieren und in ein Verhältnis zu anderen Daten zu setzen. Damit ändert sich auch die Rolle des Journalisten: “Unsere Rolle ist zunehmend, diese Informationen für Leser einfacher verständlich zu machen und sie damit zu demokratisieren.”

Keine Angst vor Bürgerjournalismus

Rogers und seine Kollegen beim Guardian haben diese Kunst in den letzten Jahren perfektioniert. Einen Namen gemacht haben sie sich vor allem durch die Analyse zigtausender Dokumente, die ab 2006 auf der Enthüllerplattform Wikileaks veröffentlich worden waren. Eine entscheidende Rolle spielte das Team auch im Skandal um fehlerhafte Spesenabrechnungen britischer Abgeordneter. Über die Website des Guardian konnten User auf Unregelmäßigkeiten in den Abrechnungen aufmerksam machen. Vor dem sogenannten “Bürgerjournalismus” – als Informationen, die von Laien etwa über das Internet verbreitet werden – hat Rogers deswegen keine Angt. Vielmehr sieht er die Möglichkeit zu Kooperationen zwischen Daten- und Bürgerjournalisten, wie das beim Spesenskandal vorgemacht wurde. 

Anwendungsbereich unbeschränkt

Der Anwendungsbereich datenjournalistischer Methoden kennt laut Rogers fast keine Beschränkung. Auch regionale Medien könnten davon profitieren, so der Experte. Immer wieder interessant sei zum Beispiel, wie sich die eigene Region hinsichtlich Einkommen, Arbeitslosigkeit und anderer Kerndaten zum Rest des Landes verhält. Als lokaler Journalist habe man die Aufgabe, “diese Daten für die Leser lebendig zu machen und ihnen Dinge über ihre Gegend zu erzählen, die sie selbst noch nicht wussten.”

Die britische Tageszeitung “The Guardian” unterhält mit dem “Datablog” einen der meistgelesenen and angesehensten Datenjournalismus-Blogs der Welt. Das Editors’ Lab wird vom Global Editors Network veranstaltet. In zwei Tage langen “Hackdays” treten internationale Teams gegeneinander an, um neue journalistische Darstellungsformen zu entwickeln. Die Sieger der regionalen Veranstaltungen fahren dann zum News Weltgipfel nach Paris. (MST)

Simon Rogers im Interview

 

Vortrag von Rogers beim Hackday im Medienhaus

 

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