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Das war die dritte Auflage des FAQ Bregenzerwald

Fragenhaft blieb es auch beim Menü des großartigen Jodok Dietrich.
Fragenhaft blieb es auch beim Menü des großartigen Jodok Dietrich. ©Jana Sabo
Schwarzach - Das FAQ Bregenzerwald ging am Wochenende in die dritte Runde. Heuer drehte sich alles um die Fragen "Müssen wir reden?", "Alles gut?" und "Gehört sich das?".
3 Tage FAQ Bregenzerwald
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Das war FAQ Bregenzerwald 2017

What the FAQ am Berg: Großartiger Auftakt für das FAQ Bregenzerwald

Dass die Eröffnung des 4-tägigen Festivals auf 1.600 Höhenmetern stattfindet, ist fast schon Tradition: Die Bergstation Baumgarten war auch dieses Jahr wieder allererster Ort des Geschehens. Rund 200 Gäste ließen sich, Gondel für Gondel, auf den Berg fahren, um den Stimmen auf dem Podium zu lauschen.

Da führte einerseits Zita Bereuter durch den Eröffnungstalk, bei dem Design-Koryphäe Lilli Hollein, Kolumnen-Königin Doris Knecht, musikalisches Ausnahmetalent Mira Lu Kovacs und Käse-Papst Josef Rupp die Fragen der kommenden Tage anschnitten. Dieses Jahr kreist das abwechslungsreiche Programm des „Forums mit Festivalcharakter und kulinarischem Anspruch“, wie sich das FAQ Bregenzerwald selber definiert, um drei Fragen: „Müssen wir reden?“, „Alles gut?“ und „Gehört sich das?“. Kommunikation, Angst, Zukunft, Normen – alles Themen unserer Zeit, aber nicht nur. Denn die Fragen, die hier gestellt werden, haben sich auch schon die klügsten Köpfe in der Vergangenheit gestellt – wie Karl Michael Felder, der berühmte Vorarlberger Schriftsteller aus dem 19. Jahrhundert. Wie in den beiden Jahren zuvor wurde dem Publikum ein Text des Autors, der nur 30 Jahre alt werden sollte, vorgetragen.

Teil Zwei des Abends gehörte Mira Lu Kovacs und ihrer Band Schmieds Puls, die – ganz und gar exklusiv, in einem Pre-Release ihr brandneues Album präsentierten und dabei für Gänsehaut-Momente sorgten. Der starke Regen, der daraufhin folgen sollte, war dann auch halb so schlimm.

FAQ Bregenzerwald, Tag 2: „Müssen wir reden?“

Vom Morgenyoga und Rundgang durch Schwarzenberg über ein „inkorrektes Essen“ und dem Fünf-Uhr-Tee im Wälderbähnle bis zum Abend-Talk über Afrika mit anschließendem Konzert der Grandbrothers: Tag 2 des FAQ Bregenzerwald hatte es in sich.

Los ging’s mit der Morgenyoga-Session, diesmal im Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg. Ein ungewöhnlicher, aber dennoch passender Ort für den Sonnengruß, die sich vormittags gar nicht blicken lassen wollte. Bei Wolken und kühle Temperaturen ging es zu Fuß weiter, beim Rundgang zum Thema „Ist Handwerk Kunst?“. Fürs kulinarische Wohl sorgte dann, nach einem Vortrag von Medienexpertin Alice Lanzke („Dürfen wir das noch sagen?“), ein politisch inkorrektes Essen mit Zigeunerschnitzel und Negerkuss von Jonathan Burger. Gesättigt ging es weiter zum Werkraumraus, wo Zita Bereuter mit Johannes Kopf (AMS), der Bäuerin Theresia Schneider, dem Schauspieler Stefan Pohl und der „Job-Testerin“ Jannike Stöhr zur Frage „Was willst du?“ diskutierte. Die Antworten dieser Fragen konnten die Gäste dann beim Spaziergang zum Wälderbähnle, wo ganz nach britischem Vorbild Tee und Kekse serviert wurden, nachwirken lassen.

Improvisation war beim darauffolgenden Programmpunkt nötig – der geplante Talk mit dem Kriegsberichterstatter Wolfgang Bauer konnte nicht stattfinden, weil dieser spontan nach Nordkorea (!) entsendet wurde. Deshalb interviewte stattdessen Autor Christian Seiler den Hotelier, Unternehmer und Politiker Sepp Schellhorn. Es folgte eine traditionelle Wälder Jause bei musikalischer Untermalung durch „Luisa und an Znünnar“ in der Alten Säge, bis beim Hauptabendprogramm die Journalistin Alexandra Föderl-Schmidt in der Kaufmann Zimmerei ein hochkarätiges Podium (Jungunternehmerin Agnes Aistleitner, Vinzirast-Gründerin Cecily Corti, Wirtschaftsberater Alois Flatz und Afrika-Experte Prinz Asfa-Wossen Asserate) zum Thema „Ist das mein Problem“ befragte. Für einen besonders atmosphärischen Abschluss sorgten die Grandbrothers mit ihren elektronischen Klavier-Sounds. Ein voller, gelungener Tag 2.

Tag 3: “Ist Handwerk Kunst?”

Der dritte Tag bei einem Festival ist ja oft wie das siebente Jahr in einer Ehe. Die erste Verliebtheit ist verflogen und der Alltag und die harte Arbeit beginnt. Nicht aber beim FAQ Bregenzerwald. Auch am Samstag gab es wieder ganz große Gefühle und tiefgehende Gespräche auf den Bühnen, so wie es in einer guten Beziehung eben sein soll. Also kein Grund für eine Paartherapie. Auch wenn das Gespräch in der Remise Bezau zwischen Christian Seiler und Michael Köhlmeier einen Blick in die Seele des wohl tollsten Schriftstellers überhaupt zu ließ. Dass dieser ein ganz großer Denker ist, ist ohnehin schon allen klar, dass er auch einen sehr feinen Humor hat und wunderbare Witze erzählt, steht spätestens seit Samstag Abend fest.

Der Anfang wurde – nach der täglichen morgendlichen Aktivierung mit Marcus Felsner – mit einem Rundgang in Andelsbuch gemacht. Die Frage „Ist Handwerk Kunst?“ wurde dabei eingehend besprochen. Bevor im Schauraum Mohr Polster Martin Bereuter, Mira Ungewitter, Heini Staudinger und David Stadelmann der Frage „Braucht’s mich noch?“ nachgingen.

Fragenhaft blieb es auch beim Menü des großartigen Jodok Dietrich. Für dessen Küche Regionalität und Nachhaltigkeit nicht nur hohle Phrasen sind, sondern höchste Priorität haben. Hoch oben war man anschließend auch auf der Niedere, was semantisch keinen – zwecks der Aussicht aber doch – sehr viel Sinn macht. Dort konnte man den wundervollen Mynth und den klugen Worten von Franziska Seyboldt, Ferdinand Sutterlüty und Kurt Langbein lauschen. Letztere präsentierte als Tagesabschluss seinen aktuellen Film „Zeit für Utopien“ in der Remise Bezau.

Tag 4: „Gehört sich das?“

Am letzten Tag des diesjährigen FAQ Bregenzerwald widmete man sich der Tagesfrage „Gehört sich das?“. In Diskussionen, mit einem Konzert in der Schwarzenberger Kirche und einem 10-gängigen Menü.

Am besten startet man mit viel Bewegung in einen Sonntag. Darum stand auch am vierten Tag des FAQ Bregenzerwald eine Yoga-Einheit am Programm. Danach ging es gleich mit einem Rundgang in Bezau weiter – „Ist Handwerk Kunst?“ fragte man sich dabei. Da gibt es wohl keinen besseren Ort – als den Bregenzerwald – um das herauszufinden. Anschließend gab es beim Frühschoppen mit der Band Steiner & Madlaina aus der Schweiz eine Stärkung von Der Jogi.

Stark waren auch die Meinungen in den beiden Diskussionsrunden. Annie O., Heide Schmidt und Kaspanaze Simma debattierten zur Frage „Wofür stehst du?“ und Markus Hanzer, Maria Hofstätter, Gerald Matt und Robert Pfaller widmeten sich der Fragestellung „Nicht lustig?“. Paul Plut bot bei seinem Konzert phasenweise auch humoristisches. Auch wenn seine Liedtexte oft sehr ernst waren. Einer sogar vom Teufel handelte und das in der Kirche in Schwarzenberg. Gehört sich das?

Den Abschluss machten die Köche Lukas Mraz, Philip Rachinger und Felix Schellhorn. Mit ihrem 10-gängigen Menü „Mit schmackhaften Grüßen“ verwöhnten sie die Gäste im Jöslar in Andelsbuch. Die Speisen – mit Namen wie „Foreign Chef Shouldn’t Cook Käseknöpfle In Vbg.“ – passten da ganz hervorragend zur Tagesfrage

(Red.)

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