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Das hat es mit dem 1. Mai wirklich auf sich

Am 1. Mai traditonelle Demos für die Rechte von Arbeitern.
Am 1. Mai traditonelle Demos für die Rechte von Arbeitern. ©Screenshot Video
Traditionelle Bräuche, gewerkschaftliche Kundgebungen, politische Aktionen: Kaum ein Tag des Jahres hat eine ähnliche Bandbreite wie der 1. Mai.

Und das nicht nur hierzulande. Große Teile der Welt verneigen sich an dem Datum vor den Errungenschaften des modernen Arbeitsrechts – und den Opfern auf dem Weg dorthin.

Was ist das Besondere am 1. Mai?

Der 1. Mai hat viele Gesichter: Seit den 30er Jahren hierzulande fester Feiertag, folgt er bekanntlich auf die „Walpurgisnacht“, die vielerorts mit heidnisch verwurzelten Bräuchen wie Maifeuer, Hexentänzen, oder jugendlichen Streichen begangen wird. Ansonsten leitet er nicht umsonst den „Wonnemonat“ ein. Aufbruch liegt in der Luft: Die Natur steht in Blüte, der launige April endgültig besiegt – Frühlingsgefühle keimen auf. Kein Wunder, dass beliebte Traditionen wie der „Tanz in den Mai“ oder das Aufstellen eines Maibaums den Auftakt des Monats in ein romantisch eingefärbtes Vergnügen verwandeln.

Über all diese Lieblichkeit könnte man fast vergessen, dass der 1. Mai als gesetzlicher Feiertag ursprünglich vor allem der Arbeit gewidmet ist. Und das keinesfalls nur in Europa, geschweige denn Österreich: Von Argentinien bis Zypern, Brasilien bis Uruguay, von Finnland bis Russland, Indien, Indonesien, Mexiko, Peru: Über den ganzen Globus hinweg feiern Menschen an diesem Tag die Rechte der Arbeiter – und ehren damit auch die vielen Toten, die den Weg dorthin säumten. Denn politisch und gesellschaftlich ist der „Tag der Arbeit“ in Blut geboren.

Als 1886 die nordamerikanischen Gewerkschaften mit einem Generalstreik am 1. Mai den Achtstundentag durchsetzen wollte – bis dahin waren zwölf Stunden am Tag bei einem Verdienst von drei Dollar die Regel – stießen sie auf erbitterten Widerstand. Fäuste flogen, später Kugeln – sogar eine Bombe explodierte. Viele Menschen mussten in den Wirren dieser Tage ihr Leben lassen. Ein teuer erkaufter Sieg für die Gewerkschaften. Dennoch ein Schritt mit erheblicher Signalwirkung, der letztlich den Weg in unsere heutige Arbeitswelt gebahnt hat: Mit fest verankerten Rechten der Arbeitnehmer auf faire Bezahlung, Urlaub und Sozialleistungen. Selbst, wenn es hier global natürlich erhebliche Unterschiede und verschiedenste Interpretationen gibt.

Auch, dass diese Entwicklung am 1. Mai ihren Anfang nahm, ist kein Zufall: Ende des 19. Jahrhunderts kennzeichnete dieses Datum in Nordamerika den sogenannten „Moving Day“. An diesem schicksalhaften Tag liefen Arbeitsverträge aus, wurden neue geschlossen – mussten oftmals ganze Familien der Arbeit hinterherziehen.

Das ist vorbei. Und völlig zu Recht können Gewerkschaften und Politiker heutzutage auf unzähligen Mai-Kundgebungen und Veranstaltungen voll Stolz an diese gesellschaftlichen Errungenschaften erinnern – und engagiert über sie wachen. 27 Tage Urlaub stehen österreichischen Arbeitnehmern heutzutage im Schnitt zu. Fast das Dreifache der Zeit, die sich ein chinesischer Arbeiter freinehmen kann. Chinesische Schüler hingegen haben zumindest am „Tag der Arbeit“ gut Lachen. Im Reich der Mitte gönnt ihnen das ansonsten sehr fordernde Schulsystem aus diesem Anlass drei Tage Ruhe. Nicht nur den kümmerlichen einen, mit dem deutsche Schüler im Vergleich dazu abgespeist werden.

(glom)

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