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D: Queen Elizabeth II. auf Staatsbesuch

Die britische Königin Elizabeth II. hat am Dienstag ihren vierten Staatsbesuch in Deutschland begonnen. Der deutsche Bundespräsident Horst Köhler begrüßte sie in Berlin mit militärischen Ehren zu der dreitägigen Visite.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) kritisierte in einem Gespräch mit der Queen die „absurde Debatte zum Thema Entschuldigung“ für britische Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg. Wie verlautete, betonte er Londons große Anstrengungen zur Aussöhnung beider Völker. „Großbritannien hat eine versöhnende Rolle gespielt.“

Vor dem Hintergrund einer tagelangen Debatte über die Verantwortung für die Bombardierung Dresdens hatte der CSU-Innenpolitik-Experte Norbert Geis eine Entschuldigung der Queen gefordert. Geis sagte der Tageszeitung „Freie Presse“ (Dienstagausgabe), eine Entschuldigung der Queen für den Bombenkrieg würde ihr das deutsche Volk hoch anrechnen. „Ich denke, dass sie diese Gelegenheit nutzen wird.“ Seitens Regierung in Berlin und Königshaus wurde allerdings klar gestellt, es gebe keine deutsche Forderung nach einer solchen Entschuldigung. Die mittlerweile verstorbene Mutter der Queen hatte regelmäßig die britischen Kampfpiloten von Dresden geehrt.

Britische Medien hatten vor dem Besuch den Dementis beider Seiten zum Trotz behauptet, die Deutschen verlangten eine Entschuldigung der Königin für die Bombardierung deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg. Auslöser der Debatte war ein entsprechender Bericht des britischen Massenblatts „Daily Mail“. Angeheizt wurden die Spekulationen dadurch, dass die Queen am Mittwochabend in Berlin ein Galakonzert zu Gunsten des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche besuchen wollte. Die Kirche war 1945 bei einem Luftangriff der Alliierten zerstört worden. Bei der Bombardierung Dresdens durch die britische und amerikanische Luftwaffe waren drei Monate vor Kriegsende rund 35.000 Menschen ums Leben gekommen und die historische Altstadt von Dresden war in Schutt und Asche gelegt worden.

Bundespräsident Köhler und Bundeskanzler Schröder empfingen die Queen mit Prinzgemahl Philip unmittelbar nach deren Ankunft am Flughafen im Schloss Charlottenburg. Anschließend trafen die Monarchin und der britische Außenminister Jack Straw mit Schröder im Bundeskanzleramt zusammen. Zur Ankunft wurden aus einer Haubitze Salutschüsse abgefeuert, bevor die Königin in einer hoch gesicherten Eskorte in ihrem Bentley zum Schloss Charlottenburg gefahren wurde.

Am späten Nachmittag stand eine Kranzniederlegung an der Neuen Wache, dem Mahnmal für die Opfer des Faschismus, auf dem Programm. Für den Abend war ein Staatsbankett mit dem Bundespräsidenten im Berliner Zeughaus geplant. Es wurde erwartet, die Queen werde sich in ihrer Tischrede gegen stereotype Vorstellungen über das jeweils andere Land aussprechen und die Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Großbritannien betonen. Der deutsche Außenminister Joschka Fischer (Grüne) hatte sich unlängst bei einem London-Besuch darüber beklagt, dass Deutschland in vielen britischen Medien noch immer als Nation von Nazis dargestellt werde.

Elizabeth II. und ihr Ehemann Prinz Philip wollten bis Mittwoch in Berlin bleiben. Am Mittwochmorgen eröffnet Elizabeth II. in der britischen Botschaft eine deutsch-britische Klimakonferenz. Anschließend war ein Besuch in Potsdam sowie ein Treffen mit Mitarbeitern des Rolls-Royce-Standorts in Brandenburg geplant. Die mittlerweile zum Volkswagen-Konzern gehörende britische Firma hatte der Queen das Auto zu ihrem 50. Thronjubiläum im Jahr 2002 gebaut. Auf dem Programm stehen auch die Besichtigung von Schloss Cecilienhof in Potsdam und eines Soldatenfriedhofs des Commonwealth in Stahnsdorf bei Berlin.

Am Mittochabend ist die Queen Gastgeberin eines Galakonzerts in der Berliner Philharmonie für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Am Donnerstag reisen die Queen und der Prinz nach Nordrhein-Westfalen weiter. Zuletzt war die Monarchin zur Eröffnung der britischen Botschaft im Juli 2000 in Berlin.

Die „Frankfurter Allgemeine“ kommentierte die Debatte über Vergangenheit und Entschuldigung mit einer Karikatur, in der sich die Königin mit den Worten „Es war nicht drin“ für das Wembley-Tor von 1966 „entschuldigt“. Bis heute ist unter Fußballfans umstritten, ob der 1966 im Endspiel der Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und England von Geoff Hurst in der Verlängerung erzielte dritte Treffer tatsächlich die deutsche Torlinie überquert hat. England hatte das Spiel am Ende 4:2 gewonnen.

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