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Braz: Vor zehn Jahren stürzte Intercity ab

Am 11. August jährt sich zum zehnten Mal eines der schwersten und spektakulärsten Zugunglücke in der Vorarlberger Eisenbahngeschichte: Drei Tote und 17 Schwerverletzte waren die traurige Bilanz.

Der aus Wien kommende ÖBB-Intercity-Zug 566 „Niederösterreichische Tonkünstler“ entgleiste um 18.56 Uhr bei Braz (Bezirk Bludenz) wegen eines Murenabgangs, der gleichzeitig die Masonbachbrücke wegriss.

Der Intercity stürzte trotz Notbremsung in eine fast 40 Meter tiefe Schlucht. Die Lok und die ersten drei Waggons kippten in den Abgrund, der vierte Eisenbahn-Wagen stürzte um und blieb knapp über dem Abgrund hängen. Die nachfolgenden acht Waggons blieben auf den Gleisen stehen. Dass der vierte Waggon umkippte, sich verkeilte und damit die anderen Waggons stoppte, war nach Ansicht von Experten großes Glück. Andernfalls wäre möglicherweise der komplette, mit rund 200 Personen besetzte Zug in die Schlucht gerast. Neben dem Vorarlberger Lokführer kamen eine 26-jährige Vorarlbergerin sowie ein sechsjähriges Kind aus Niederösterreich ums Leben.

Zunächst war man davon ausgegangen, dass die Gesteinsmassen die Brücke wegrissen, als der rund 70 Stundenkilometer schnelle und 570 Tonnen schwere Zug darüber fuhr, aber die Brücke war jedoch bereits nicht mehr da, als der Zug angefahren kam. Erst Tage später konnte der genaue Unglückshergang geklärt werden. Anhand des Fahrtenschreibers der zweiten Schub-Lok am Ende des Zuges zeigte sich, dass der Lokführer noch eine Notbremsung eingeleitet hatte. Er hatte allerdings keine Chance, den Zug rechtzeitig zum Stehen zu bringen.

Den rund 300 Rettungskräften bot sich am Unglücksabend ein Bild der Verwüstung. Die Einsatzteams errichteten in der Nähe der Unfallstelle ein Sanitätszelt und brachten die Verletzten mit fünf Hubschraubern in umliegende Spitäler. Die Bergung in dem steilen und unwegsamen Waldstück gestaltete sich auf Grund der anhaltenden Regenfälle in der Nacht äußerst schwierig. Erst in den Morgenstunden des nächsten Tages ließ der Regen nach. An der Bergungsaktion beteiligten sich u.a. auch Grundwehrdiener, die sich im Unglückszug befunden hatten.

Der damalige Vorarlberger Landeshauptmann Martin Purtscher unterbrach seinen Urlaub in Italien, um zum Unglücksort zu eilen. „Es ist einfach unfassbar. Das ist jene Horrorvision, die man manchmal hat und die nun traurige Realität geworden ist“, sagte der bestürzte Landeshauptmann, nachdem er die Unglücksstelle besichtigt hatte.

Erst sechs Tage nach dem Geschehen war die Westbahnstrecke ab dem 17. August wieder befahrbar. Unmittelbar nach dem Unglück entbrannte in Vorarlberg eine Diskussion über die Sicherheit der Arlberg-Bahnstrecke. Experten der Wildbachverbauung Vorarlberg bezeichneten den Abschnitt als das lawinen- und murengefährdetste Gebiet Österreichs, während der Vorarlberger Geologe Heiner Bertle die Arlbergbahn „eine der gefährlichsten Bahnstrecken Europas“ nannte. Gleichzeitig bekannte der stellvertretende ÖBB-Generaldirektor Helmut Hainitz, dass Unglücke wie das von Braz „nicht zur Gänze vermeidbar“ seien.

Die Forderung des zuständigen Vorarlberger Landesrates Erich Schwärzler nach einem Ausbau der eingleisigen Bahnstrecke wurde mittlerweile zwischen Langen am Arlberg und Klösterle in die Tat umgesetzt und vor etwa zwei Jahren abgeschlossen. Der zweigleisige Ausbau von Bludenz nach Braz ist im Rahmen des Generalverkehrsplans für die Jahre 2005 bis 2010 vorgesehen. Der Ausbau Braz-Klösterle soll zwischen 2012 und 2021 realisiert werden.

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