AA

Ärzte wollen wieder spezielle Ländle-Lösung

"Früher genügte ein Anruf und das Problem war vom Tisch", erinnerte sich der Frastanzer Gemeindearzt Dr. Bruno Renner bei einer von der Ärztekammer einberufenen Pressekonferenz wehmütig an bessere Tage.

Heute brauchen die Mediziner eine Bewilligung der Gebietskrankenkasse, wenn sie bestimmte Medikamente verschreiben wollen. Manche dürfen sie laut neuem Erstattungskodex überhaupt nicht mehr verordnen.

Ausnahme erwirkt

Die Leidtragenden, und das im wahrsten Sinne des Wortes, sind Patienten wie die 70-jährige Cilli Köb aus Dornbirn. Zwei Krebserkrankungen hat sie überstanden. Den schmerzhaften Gelenksrheumatismus, der sie seit vielen Jahren plagt, hält Cilli Köb nur mit einer Infusionstherapie aus. Bislang verabreichte ihr Dr. Michael Jonas, niedergelassener Internist in Dornbirn, die Infusion. „Dadurch konnten Krankheitsverlauf und Pflegebedürftigkeit deutlich gebremst werden“, bestätigt er.

Das sollte plötzlich vorbei sein. Denn aufgrund der jetzt gültigen Regelung darf das Medikament nur noch von einem Facharzt mit dem Zusatzfach Rheumatologie oder an einem Ausbildungszentrum für Rheumatologen verordnet werden. In Vorarlberg gibt es weder das eine noch das andere. Fazit: Cilli Köb hätte alle vier bis fünf Wochen nach Innsbruck fahren müssen. Ihr Arzt erwirkte schließlich eine Ausnahmegenehmigung. Für die schwer geprüfte Frau wären die Fahrten „mit diesen Schmerzen eine Katastrophe“ gewesen. Cilli Köb bricht in Tränen aus: „Wenn die in der Regierung nur einen Tag diese Schmerzen hätten, würden sie anders reagieren“, sagt sie verbittert.

Fälle dieser Art gibt es viele. „Wir dürfen nicht einmal mehr eine Salbe gegen Fieberblasen am Auge verschreiben“, beklagte Dr. Guntram Hinteregger aus Alberschwende. Auch intravenöse antibiotische Mittel sind für den Hausarzt tabu. „Der Patient muss ins Spital, wo er zwar nicht anders behandelt wird, aber viel teurer kommt“, verdeutlichte Prof. Klaus Abbrederis, Chefarzt am KH Dornbirn, das ganze Ausmaß des „Skandals“.

„Schildbürgerstreich“

Für seinen Feldkircher Kollegen, Prof. Dr. Heinz Drexel, ist das Konzept ein „absoluter Schildbürgerstreich“. Die Bürokratie gehe auf Kosten der Patienten und der Weiterbildung und verschlinge mehr Ressourcen als durch Medikamente eingespart werde. Heftige Kritik setzte es auch an der späten Information. „Sollte der Hauptverband das noch einmal machen, schicken wir alles ungeöffnet zurück“, drohte Dr. Bruno Renner.

Suche nach Lösung

Umso wichtiger ist den Ärzten, dass bis spätestens nächster Woche mit der GKK eine „konstruktive Lösung“ gefunden wird, die der bisherigen in etwa gleichkommt, so Kurienobmann Dr. Michael Jonas. Gleichzeitig wurde eine Resolution mit der Forderung nach einer umfassenden Gesetzesnovellierung verabschiedet. Von den angekündigten Erleichterungen halten die Ländle-Mediziner nämlich wenig. Vor allem, weil sie nur vorübergehender Natur sein sollen.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Ärzte wollen wieder spezielle Ländle-Lösung