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Airport Bratislava: Flughafen Wien vor Zuschlag

Der börsenotierte Flughafen Wien ist dem angestrebten Zuschlag für den zur Privatisierung ausgeschriebenen Flughafen Bratislava/Pressburg einen entscheidenden Schritt näher gekommen. Wettbewerbsbehörde skeptisch

Am Donnerstag hat die für die Privatisierung zuständige Kommission das Konsortium TwoOne – mit dem Flughafen Wien, der Raiffeisen Zentralbank (RZB) und der slowakischen Finanzgruppe Penta – als Käufer empfohlen. Bisher ist die Regierung praktisch immer den Empfehlungen der Kommission gefolgt.

Am Nachmittag hat der Flughafen Wien entsprechende Meldungen der tschechischen Nachrichtenagentur CTK bestätigt. Die endgültige Entscheidung wird die slowakische Regierung Anfang nächsten Jahres treffen. Die Vertragsunterzeichnung ist nach früheren Angaben bis Ende Februar 2006 geplant. Ab August könnten die Flughäfen Bratislava und Kosice bereits von den neuen Eigentümern geführt werden.

Nach tschechischen Berichten hat das Konsortium TwoOne insgesamt 13,9 Mrd. Kronen (367 Mio. Euro) für den Flughafen M.R. Stefanik geboten. Das Angebot setzt sich demnach aus dem Kaufpreis von 6 Mrd. Kronen für 66 Prozent der Flughafen-Anteile sowie Investitionszusagen in Höhe von 7,9 Mrd. Kronen in den nächsten fünf Jahren zusammen. Diese Angaben sind bisher weder bestätigt noch dementiert worden.

Das zweithöchste Offert stammt den Berichten zufolge von der spanischen Baugruppe Abertis (13 Mrd. Kronen). Das Bieterkonsortium ISAP (Independent Slovak Airport Partners) mit dem Flughafen Köln-Bonn und der Airport Consulting Vienna (ACV) hatte 10,3 Mrd. Kronen geboten und der türkische Flughafen-Betreiber TAV 7,1 Mrd. Kronen.

Für den ebenfalls zur Privatisierung anstehenden kleineren Flughafen Kosice hat die Gruppe TwoOne mit insgesamt 1,28 Mrd. Kronen (33,9 Mio. Euro) das zweithöchste Angebot gelegt. Höchstbieter war hier TAV mit 1,288 Mrd. Kronen. Das Offert der ISAP belief sich auf 1,1 Mrd. Kronen und Abertis würde für Kosice 730 Mio. Kronen bezahlen.

In ersten Reaktionen äußerten sich sowohl der slowakische Verkehrsminister Pavol Prokopovic als auch Flughafen Wien-Vorstand Herbert Kaufmann zurückhaltend. „Es ist eine Empfehlung, keine Entscheidung“, betonte Prokopovic. Zusammen mit Wirtschaftsminister Jirko Malcharek will er voraussichtlich in der ersten Jännerhälfte eine Empfehlung an den Ministerrat abgeben. Kaufmann sprach heute von einem „sehr wesentlichen ersten Schritt“.

Konkurrenten hatten zuvor den Ausschluss von TwoOne aus dem Bieterverfahren gefordert. Denn die österreichische Raiffeisen-Gruppe sei wettbewerbswidrig zugleich an TwoOne und am Konsortium der Strabag-Tochter A-Way beteiligt gewesen. In der Folge zog sich A-Way mit dem französischen Baukonzern Vinci im November „freiwillig“ zurück. Die slowakische Wettbewerbsbehörde hatte außerdem davor gewarnt, dass eine Verbindung der beiden Nachbarflughäfen Wien und Bratislava eine Wettbewerbsverzerrung zur Folge haben und daher gegen EU-Regeln verstoßen könnte.

Der 9 km vom Stadtzentrum gelegene „M.R.Stefanik Airport“ weist dank steigender Beliebtheit bei Billigfliegern ein deutliches Wachstum auf: Wurden von hier im Jahr 2004 noch mehr als 893.000 Passagiere befördert, waren es in den ersten zehn Monaten 2005 bereits über 1,11 Millionen Passagiere. Im Jahr 2001 wurden hier 293.326 Fluggäste abgefertigt, 2002 waren es 368.203 und 2003 wurden 480.011 Passagiere gezählt. Zum Vergleich: Der Flughafen Wien hat in den ersten elf Monaten 2005 mehr als 14,6 Millionen Fluggäste gezählt. Wichtigster Anbieter von Bratislava ist die mittlerweile auch in Wien börsenotierte slowakische SkyEurope mit einem Marktanteil von rund 60 Prozent. Weiters operieren von dem rund eine Autostunde von Wien entfernten Flughafen auch andere Billig-Airlines wie die irische Ryanair oder Easyjet.

Das Bieterkonsortium TwoOne will die beiden Flughäfen zum Wachstumsmotor Mitteleuropas machen. Gemäß Business- und Investitionsplan sollen die beiden Airports „zur treibenden wirtschaftlichen Kraft“ der Region werden. Zusammen könnten große Synergiepotenziale genutzt werden. Auch der deutlich kleinere Flughafen Bratislava soll von der Zusammenarbeit in einem gemeinsamen „Airport-System“ kräftig profitieren, nicht zuletzt durch die geplante Verlängerung der Flughafen-Schnellbahn City Airport Train (CAT) vom Stadtzentrum Wien bis ins Zentrum von Bratislava und zum Flughafen Pressburg.

An der Wiener Börse haben die Aktien des Flughafen Wien nach der Nachricht kräftig zugelegt, die Papiere verzeichneten ein Plus von 5,6 Prozent und notierten gegen 17.30 Uhr bei 57,17 (+5,5 Prozent). Schon vor der Nachricht waren die Flughafen Wien-Aktien mit mehr als zwei Prozent im Plus gelegen.

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