Als Provikar und somit stellvertretender Bischof Innsbrucks setzte sich der 1894 in Göfis geborene Carl Lampert wiederholt für Personen ein, die aufgrund ihres Glaubens mit dem Regime in Konflikt gerieten. Gauleiter Franz Hofer sah in ihm einen Störenfried, ein Prozess wegen Spionage für den Vatikan sollte ihn ruhigstellen, Lampert kam aber nach kurzer Zeit wieder frei.
Einjähriger KZ-Aufenthalt
Der Fall des Pfarrers Otto Neururer, der am 30. Mai 1940 in Buchenwald ermordet wurde, brachte Provikar Lampert schließlich selbst ins Konzentrationslager. In der von Carl Lampert aufgesetzten Todesanzeige wurde der wahre Todesort Neururer angegeben, ein klarer Verstoss gegen die Geheimhaltungsvorschriften. Nach einer einjährigen Haft in den KZ Dachau und Sachsenhausen-Oranienburg wurde er im August 1941 zwar freigelassen, erhielt jedoch im Gau Tirol-Vorarlberg Aufenthaltsverbot.
Todesurteil und Hinrichtung
Bis zum 4. November 1943 lebte und wirkte Lampert in Stettin, bis er wieder festgenommen wurde. Mithilfe den erfundenen Aussagen eines Spitzels war erneut eine Anklage gegen den Seelsorger konstruiert worden. Es brauchte drei Prozesse, bis das Todesurteil gegen Lampert zustande kam. Am 13. November 1944 wurden Lampert ins Zuchthaus Roter Ochse nach Halle gebracht und durch das Fallbeil hingerichtet. 2011 wurde er in der Pfarre St. Martin, seiner ersten Wirkungsstätte, selig gesprochen.
Neunteilige Serie
Anlässlich des 75. Jahrestages stellen VOL.AT und der Historiker Meinrad Pichler in einer neunteiligen Serie Vorarlberger Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus vor. Der Autor von “Nationalsozialismus in Vorarlberg – Opfer, Täter, Gegner” berichtet bis zum 10. November vom Schicksal neun beispielhafter Personen, die unter dem Nationalsozialismus den Tod fanden.
Zeitgeschichte geht online
Über 100 Briefe schrieb Carl Lampert bis zu seiner Ermordung 1944 an die Menschen in der Vorarlberger Heimat. Sie erzählen vom Mensch-Sein in der unmenschlichen Zeit des Nationalsozialismus. Erstmals sind die Briefe Carl Lamperts nun in einer Online-Edition versammelt und so für die Öffentlichkeit niederschwellig unter www.carl-lampert.at/archiv zugänglich. „Dass die Briefe Carl Lamperts aus den Jahren 1940-1944 nun erstmals gesammelt öffentlich zugänglich gemacht werden, will einerseits einen Beitrag leisten zur Erinnerungskultur und zur Aufarbeitung der Vergangenheit. Andererseits erschließen sie auch einen menschlichen, persönlichen Zugang zu jenem Mann, der angesichts der Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus nicht ,Ja’ sagen konnte”, setzt Mag. Bernhard Loss, Leiter des Carl Lampert Forum, Impulse für die Beschäftigung mit Carl Lampert und seinen Briefen, die bis heute die Frage der Gewissensentscheidung an ihre Leser richten.
Pogrome 1938: Vortrag von Meinrad Pichler
12. November 2013: Wie aus Nachbarn Feinde werden
Veranstaltungsort: Evangelischer Gemeindesaal Bregenz
Beginn: 19:30 Uhr, Bregenz
Im Rahmen der Ökumenischen Gespräche 2013, Bregenz spricht der Historiker Meinrad Pichler im Gedenken an die Novemberpogrome 1938 darüber, „Wie aus Nachbarn Feinde werden”. Dabei wird er auf die Ursachen eingehen, die damals dazu geführt haben. Er wird ferner der Frage nachgehen, wie es dazu kommen konnte, dass so viele ÖsterreicherInnen TäterInnen wurden. Aber auch auf Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit wird er Bezug nehmen.
Weitere Informationen: evang-kirche-bregenz.at, Eintritt frei(willige Spende)
Die gesamte Serie:
- Karoline Redler aus Bregenz
- Der “galizianische Jude” Samuel Spindler
- Bludenzer Hüttenwirt Franz Josef Gstrein
- Wehrdienstverweigerer Ernst Volkmann
- Volksanwalt Johann August Malin
- Zollkommandant Hugo Paterno
- Gendarmeriekommandant Hugo Lunardon
- Familie Turteltaub aus Dornbirn
- Vorarlberger Opfer des NS-Regimes
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