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„Tomte“ auf Solo: Thees Uhlmann präsentiert uns Thees Uhlmann

„Tomte"-Sänger Thees Uhlmann veröffentlicht am 26. August sein erstes Solowerk. Auf seiner selbstbetitelten Platte führt er uns durch sein Herzland und wir lernen „Storytelling Rock’n’Roll" kennen.
Uhlmann auf Youtube

Eines vorweg: Alle, die sich wegen des Soloprojekts des Herrn Uhlmann um seine Band „Tomte“ sorgen, seien beruhigt. „Auf keinen Fall!“ lautete die Antwort auf die Frage, ob sein selbstbetiteltes Soloalbum „Thees Uhlmann“ nun das Ende für Tomte bedeute. Eher beschreite er Wege, die mit seiner Band nicht möglich gewesen wären, hieß es in einer Aussendung von seinem eigenen Label „Grand Hotel van Cleef“. Hören wir uns das mal an:

„Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“

Die Vorab-Single und zugleich Opener auf dem Album „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ läuft schon seit einiger Zeit in den alternativeren Radiostationen der Nation und das Lied erzählt uns auch gleich einiges, wie es auf den anderen Tracks des Albums weitergehen wird – und egal, was man von dem Lied halten mag, hören wir erstmal weiter und versuchen Herrn Uhlmann zu verstehen…

Musikalisch orientiert sich das Album mehr an klassischer Rockmusik. Mehr alte Musik, mehr Springsteen will Uhlmann hier wissen und mag recht haben damit. Statt den Weiten der Mitte der USA, übernahm bei Uhlmann Niedersachsen die Funktion als Herzland und Inspirationsquelle.

Der Jugend von heute (und von gestern spätabends, um die Endzwanziger mit ins Zielpublikum zu nehmen), die eben Thees Uhlmann von „Tomte“ kennen, dürfte das egal sein. Dieses Publikum kennt Springsteen in erster Linie von vergangenen Familienausflügen, wenn die Eltern die Vorherrschaft übers Autoradio ergatterten. Musikalisch klingt die Platte eben klassisch: Gut durchdacht, ausgereift, wahrscheinlich auch facettenreicher als mit seiner Band. Klassisch bedeutet aber auch immer staubig, Altes neu aufgetischt und dynamisch eher Sitzkonzert als Pogo-Tanz. Jung klingt es also nicht, woran sich sein bisheriges Publikum durchaus stören könnte.

Geschichtenerzählen ist ein wichtiger Teil des Albums

Doch bei Thees Uhlmann geht es nicht nur um die Musik. Der Mann ist 37 und in dem Alter hat man so einige Geschichten zu erzählen. So erstickt der erste Track „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ auch förmlich im Pathos. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, er wolle einem etwas Wichtiges mitteilen, ohne jedoch zwischen den Zeilen eine weltbewegende Botschaft zu finden. Dieses Gefühl wird man auch bei den anderen Tracks nicht los, jedoch wird der Pathos reduziert und man hört Geschichten, die auch dem Durchschnittshörer nicht fremd sind. Uhlmann hat sie lediglich geschickt in Worte verpackt. „Storytelling Rock’n’Roll“ nannte er das bei einem Konzert in Wien. Das Geschichtenerzählen ist ein wesentlicher Teil seines Werks und seien wir uns ehrlich, neben den ganzen hohlen Floskeln über Liebe und Herzschmerz des englischsprachiger Standard-Pop (schon mal bei den ”Black Eyed Peas” zugehört?) kann man hier auch richtig zuhören. Irgendwie wie ein Hörbuch mit guter musikalischer Untermalung, schön zum zu Hause anhören und dahin fantasieren. So macht das Ganze auch wieder Sinn.

Reinhören zahlt sich aus

Fazit: Lassen wir Indierock und Hamburger Schule hinter uns. Thees Uhlmann hat sich mit seinem Album auf eine andere Ebene begeben – ohne die Musik neu zu erfinden und auch ohne vom Hocker zu reißen. Wer deutschsprachigen Texten und Springsteen’schen Classic Rock nicht abgeneigt ist, für den lohnt es sich hier reinzuhören.

Florian Gann

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