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Wahlleute in den USA geben ihre Stimmen ab

Die Wahlleute in den USA geben heute ihre Stimme ab, die Wahl Trumps gilt als sicher.
Die Wahlleute in den USA geben heute ihre Stimme ab, die Wahl Trumps gilt als sicher. ©AP
Die US-Wahlmänner stimmen über Trump als nächsten Präsidenten ab. Seine Gegner wollen es noch immer nicht wahrhaben - und machen noch einmal mobil.
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Die Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten ist noch nicht abgeschlossen. Am Montag sollte das Wahlleutekollegium (“Electoral College”) über das künftige Staatsoberhaupt abstimmen. Die Stimmen werden erst zweieinhalb Wochen später ausgezählt.Washington. Die Wahlleute sind zwar nicht zwingend an das Wahlergebnis vom 8. November gebunden – gleichwohl tendieren die Chancen, dass sie Trump den Einzug ins Weiße Haus verwehren, gegen Null.

Wie sehen die Mehrheitsverhältnisse im Wahlkollegium aus?

Das komplexe US-Wahlsystem macht es möglich, dass die Demokratin Hillary Clinton im landesweiten Auszählungsergebnis mindestens 2,8 Millionen mehr Stimmen gewann als Trump und dennoch verlor. Denn entscheidend sind die Resultate in den einzelnen Bundesstaaten. Die Staaten stellen die Mitglieder im Electoral College. Und in fast allen Staaten gilt das Alles-oder-nichts-Prinzip: Sämtliche Wahlleute eines Staates gehen also an jenen Kandidaten, der dort die Mehrheit errungen hat.

Im Electoral College kommt Trump nach dem bisherigen Zählungsstand auf 306 der 538 Stimmen. Für den Einzug ins Weiße Haus braucht er 270 Stimmen.

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Sind die Wahlmänner an das Wahlergebnis gebunden?

Die US-Verfassung schreibt den Wahlleuten keineswegs vor, entsprechend des Wahlausgangs in ihrem jeweiligen Bundesstaat abzustimmen. Allerdings wird in 29 der 50 Staaten sowie im Bezirk der Hauptstadt Washington durch Gesetze vorgeschrieben, dass sie sich an das Wahlergebnis zu halten haben. In manchen Staaten sind auch Strafen für Wahlleute vorgesehen, die sich nicht daran halten. Diese fallen aber eher milde aus.

Dass die Wahlleute entsprechend des Wahlausgangs votieren, ist also eine Norm, die eher durch die Tradition als durch die Gesetzeslage geprägt wurde. Der Rechtsprofessor David Pozen von der Columbia Law School in New York führt in der “New York Times” aus, dass die Autoren der US-Verfassung offenbar von einer Bindung der Wahlleute an das Wahlergebnis abgesehen hätten, da sie auf deren “unabhängiges Urteil” als “Kontrollinstanz gegen populistische Leidenschaften” gesetzt hätten.

Im Verlauf der US-Geschichte haben nach offiziellen Angaben allerdings nur weniger als ein Prozent der Wahlleute anders votiert als das Ergebnis in ihrem Bundesstaat.

Ist eine Überraschung im Wahlleutekollegium ausgeschlossen?

Das Electoral College ist der Adressat flammender Appelle, Trump zu stoppen. Eine entsprechende Petition wurde nach Angaben der Organisation change.org bis zum Donnerstag von fast fünf Millionen Menschen unterzeichnet. Darin wird der rechtspopulistische Immobilienmilliardär als “Gefahr für die Republik” bezeichnet.

Nicht nur seine Niederlage im landesweiten Ergebnis, auch die sich verdichtenden Hinweise auf russische Einmischung per Hackerangriffen zugunsten des Republikaners haben die Debatte um die Rechtmäßigkeit des Wahlausgangs verschärft. Zehn Wahlleute haben in einem gemeinsamen Schreiben ein Briefing durch die Geheimdienste zu den Cyberattacken verlangt. Diese Wahlleute sind allerdings Demokraten.

Dass Trump die Mehrheit im Electoral College verfehlt, bleibt höchst unwahrscheinlich. Dafür müssten mindestens 37 der ihm zugeschriebenen Mitglieder ihm die Unterstützung entziehen. Bislang hat aber nur ein einzelnes republikanisches Mitglied im Wahlkollegium angekündigt, nicht für Trump zu stimmen. Christopher Suprun aus Texas sieht sich seither einer Flut von Beschimpfungen und Drohungen ausgesetzt.

Medienberichten zufolge werden aber auch andere Wahlleute von Clinton-Anhängern unter Druck gesetzt, die eine Präsidentschaft Trumps verhindern wollen. Donald Trump selbst kommentierte das auf Twitter wie folgt: “Falls meine vielen Unterstützer sich benehmen würden wie die Leute, die die Wahl verloren haben, dann würden sie verachtet und beleidigt werden.” Dass es in den Reihen seiner Unterstützer ähnliche Vorfälle gab, verschwieg er jedoch.

In welchen Schritten läuft die Präsidentenkür ab?

Am Montag treffen sich die Wahlmänner und -frauen in den einzelnen Staaten und im Hauptstadtbezirk und geben ihre Stimmen in versiegelten Umschlägen ab. Diese werden an den Kongress weitergeleitet. Am 6. Januar kommen in Washington das Repräsentantenhaus und der Senat zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, in der die Stimmen der Wahlleute ausgezählt werden. Der bisherige Vizepräsident Joe Biden gibt in seiner Eigenschaft als Senatsvorsitzender das Ergebnis bekannt. Der neue Präsident wird am 20. Januar vereidigt.

(APA)

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