AA

Vor 150 Jahren: Mordnacht auf Gamperdona

Mord und Selbstmord auf Gamperdona
Mord und Selbstmord auf Gamperdona ©Sammlung Rupp
Nenzing. Die Kuhalpe Gamperdona im Nenzinger Himmel wird heute von zwei Familien betreut. Während eine Familie für das Sennen zuständig ist, hat die andere das Melken der Kühe und die Viehbetreuung im Allgemeinen unter sich. Durchschnittlich werden ca. 130 Kühe gesömmert.

Was heute so friedlich und harmonisch erscheint, war vor genau 150 Jahren nicht so: Ein kleines Bildstöcklein erinnert heute noch daran, dass 1863 der geistig verwirrte Hirte Daniel Gut (ca. 50 Jahre) dem Sennen Markus Küng (33 Jahre) die Kehle durchschnitt, anschließend die Alphütte anzündete, ins Feuer sprang und auch darin umkam.

 

200 geschorene Kuhschwänze

 

Werfen wir einen Blick zurück in die Schreckensnacht vom Sonntag auf Montag 21./22. September 1863: „Schon durch einige Zeit her bemerkten die Sennen der Alpe Gamperdona, daß den Kühen die Haarbüschel an den Schwänzen abgeschnitten wurden.“ Die Sennen fanden heraus, dass der Kuhhirte Daniel Gut bei ungefähr 200 (!) Stück Vieh, die Haarbüschel an den Schwänzen (…) recht hübsch und kunstgerecht abgeschoren“ hatte. Am Sonntagabend fand man das gesamte Haar unter den Habseligkeiten des Hirten in einem Sacke aufbewahrt. „Der Hirt selbst gestand es dann ein, die Haare weggeschnitten zu haben, er könne dies aber nicht mehr anders machen.“ Er legte sich dann ruhig schlafen. In derselben Hütte schliefen noch fünf weitere Personen.

 

Die Irrsinnstat

 

In der Nacht stand der Hirte still auf, näherte sich dem schlafenden Sennen Markus Küng und schnitt diesem den Hals durch. Auch auf den zweiten schlafenden Sennen führte Gut einen Hieb, verfehlte jedoch den Hals und traf lediglich Wange und Kinn. Der Verwundete setzte sich zur Wehr, schrie und machte Lärm.

 

Der Hirte legte Feuer und entfernte sich. Durch den Lärm waren die Hirten der umliegenden Hütten sowie die 3 Finanzwachmänner des in der Nähe befindlichen Postens herbeigeeilt. Der Täter wurde neben einer brennenden Hütte – der starke Wind hatte mittlerweile 5 weitere Hütten entzündet – bemerkt. Ein Finanzwachmann näherte sich Gut, worauf dieser schrie: ‚Ich bin der Mörder, der Mordbrenner – ich weiß, was mir geschieht‘.“ Nach einer anderen Version klopfte Gut an das Fenster einer Alphütte, in der sich ein Galthirte befand, mit dem der Hirte gut bekannt war und gestand ihm die Tat. Er werde ihn jetzt wohl nicht mehr sehen und sprang ins Feuer. Dabei rief er: „Da drin werde ich verdammt.“ (Die “realistische” Beschreibung der verbrannten Leiche – Feldkircher Zeitung 23. September 1863, S 76 – ersparen wir dem vol.at-Leser)

 

„Von Nenzing eilten Montags früh hundert Mann zur Unglücksstelle hinein. Wie es heißt, soll man nicht sofort darüber einig gewesen sein, ob der Rumpf des Mörders in der Alpe oder in Nenzing der Erde zu übergeben sei. Man bringt jetzt auch einen heuer im Frühjahre erfolgten plötzlichen Todesfall einer Frauensperson in Gurtis mit dem Unglücksmenschen in Verbindung.“ (Fk Ztg 26.9.1863)

 

Ein Bericht von Willi Rupp.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Gemeinde
  • Vor 150 Jahren: Mordnacht auf Gamperdona