Er werde künftig weder für eine neue Regierung noch für den Landtag zur Verfügung stehen. Das kündigte der 48-jährige Landwirt am Donnerstagvormittag bei einer Pressekonferenz an. Ausschlaggebend für diese Entscheidung sei der Unfalltod seines Bruders vor einigen Wochen gewesen. Er möchte sich nach mehr als 16 Jahren Politik wieder seiner Landwirtschaft und seiner Familie in St. Gilgen am Wolfgangsee (Flachgau) widmen.
“Jungen Platz machen”
Eisl sprach von einer “rechten Zeit des Loslassens, um einem Frischen und Jüngeren Platz zu machen”. Ursprünglich hätte er nach der Landtagswahl in der Regierung noch die Weichen stellen wollen, “durch den tragischen Unfalltod meines Bruders ist mir aber bewusst geworden, wie kurz unsere Zeit hier auf Erden ist. Für mich und meine Familie ist es nach diesem Schicksalsschlag klar geworden, dass ich nur eine gewisse Lebenszeit und Lebensenergie für das Land aufbringen kann. Für mich steht fest, dass ich zukünftig wieder verstärkt zu Hause in Abersee auf unserem Bio-Bauernhof aktiv sein will“, begründete Eisl, warum er das Handtuch wirft.
“Führungslosigkeit und Wurstigkeit”
Der Finanzskandal sei nicht der Grund für seinen Rückzug gewesen. “Was mich aber in letzter Zeit stark geschmerzt hat, ist die Führungslosigkeit und Wurstigkeit, die vorhanden ist”, richtete Eisl an die Adresse des Regierungspartners SPÖ und an Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (S). Frustrierend seien außerdem “der Geist der Schadenfreude” sowie “die Geisteshaltung, dass es scheinbar egal ist, was wir mit unseren Finanzen tun oder dass man Leute anlügt. Außerdem schmerzt es enorm, dass das Land durch Misswirtschaft in Misskredit gebracht wird”, spielte er auf den Vergleich Salzburgs mit Kärnten oder Griechenland an.
Wenn die ÖVP im Zusammenhang mit dem Finanzskandal einen Fehler gemacht habe, dann den, “dass wir (dem Koalitionspartner SPÖ, Anm.) zu stark vertraut haben”. Auch die Anschuldigungen, die die FPÖ am Mittwoch in ihrem Misstrauensantrag im Landtag erhoben hatte, in dem Eisl vorgeworfen wurde, er sei verantwortlich für die gescheiterte Suspendierung von Finanzabteilungsleiter Eduard Paulus und habe zudem schon früh vom Finanzskandal gewusst, wies der scheidende Landesrat zurück: “Die FPÖ hat ein Schuldeinbekenntnis erwartet, wo keine Schuld vorhanden ist.” Der Misstrauensantrag hat gestern keine Mehrheit gefunden.
Freitag wird Nachfolger präsentiert
Eisl ließ keine Resignation erkennen. “Ich gehe nicht im Gram oder verärgert.” Er werde dem Land bis zur Angelobung einer neuen Landesregierung noch zur Verfügung stehen und Parteichef LHStv. Wilfried Haslauer im Wahlkampf voll unterstützen. Seine Nachfolge ist bereits geklärt: Morgen, Freitag, wird Haslauer das künftige Regierungsteam der Volkspartei – sofern sie wieder einer Regierung angehört – präsentieren. “Es ist jemand, der etwas vom Agrarressort versteht und bei dem die Landwirtschaft gut vertreten sein wird”, sagte Eisl und erklärte nach der Pressekonferenz, dass der oder die Nachfolgerin so wie er aus dem Flachgau kommt.
Das nachhaltige Denken, das im Mittelpunkt seiner Politik gestanden sei, solle jedenfalls fortgesetzt werden, erklärte der verheiratete Vater von sieben Kindern. “Mein Geist war das Verwalten für nachkommende Generationen.” Er sei geprägt von diesem Geist, schließlich werde der Bauernhof seit 1490 von der Familie Eisl verwaltet. Er werde auch nicht in die Gemeindepolitik gehen und brauche auch keinen Versorgungsposten, betonte Eisl. “Ich habe immer geschaut, dass ich Unabhängigkeit bewahre.”
Dank von Haslauer
Haslauer hob die “Zähigkeit, Grundsatztreue und Visionen” seines Parteikollegen hervor. Er bezeichnete Eisl als treuen Wegbegleiter und Freund im politischen Alltag. “Wir sind in den neun Jahren unserer Zusammenarbeit eng zusammengewachsen, wie Pech und Schwefel.” Der Landesrat sei ein Mann mit politischem Mut, der polarisiere, der unterschiedliche Meinungen provoziere und der keine Diskussionen scheue, “ein Mann mit Ecken und Kanten”.
APA
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