Zuerst mal: ich muss Abbitte leisten. Ich habe in meiner Vorschau auf die WM zwar nicht geschrieben, Österreichs Team hätte keine Chance gegen die Schweiz. Aber ich habe es durchscheinen lassen – weil ich es geglaubt habe. Umso größer war die Freude. Denn das Nationalteam machte wieder richtig Freude bei diesem Auftakt-Sieg.
Komarek wird zum Helden
Drei Mal im Rückstand, drei Mal kämpften sich die Österreicher wieder in die Partie rein, und das auch in der letzten Minute mit einem erzwungenen Treffer. Von allen vier Toren hat mir dieses am meisten imponiert. Schumnig behält die Übersicht, Thomas Raffl bringt den Puck in Richtung Tor, weil er weiß, sein Bruder Michael zieht rein und fälscht ab, und tatsächlich, es klappt. Schon mit diesem einen Punkt wäre Team Austria zufrieden gewesen, doch im Shootout übernahm Konstantin Komarek das Kommando und kochte Reto Berra ein weiteres Mal ein.
Kommt ein Hoch auf Ratushny zu früh?
Was dieser Trainer dieser Mannschaft eingeimpft hat, ist beeindruckend. Man sieht es an so Kleinigkeiten, wie der Tatsache, dass er in den letzten Sekunden gegen die Schweiz Alexander Pallestrang das Vertrauen schenkt: Ratushny hat auch dem Nationalteam zwei Dinge gegeben: Ein System – und Selbstvertrauen. Auch, dass Dominique Heinrich immer wieder mit Speed Bursts nach vorne aufzeigt, so wie es im Ligabetrieb bei Red Bull Salzburg auch Matthias Trattnig macht, ist Ratushnys Handschrift. Wie erfolgreich das Ganze wirklich ist, wird man am Dienstag um 20:15 sehen. Denn erst mit dem gesicherten Klassenerhalt will Ratushny Loblieder hören. Apropos…
Abstiegschaos
Fehler gab es nicht nur bei mir, sondern auch bei der IIHF. Der Hockeyweltverband verlautbarte ursprünglich (dem Wortlaut nach), die beiden Teams mit den wenigsten Punkten müssten absteigen. Sonntag Nacht ruderte Dave Fitzpatrick, seines Zeichens Director of Sports bei der IIHF, zurück. Es erwischt – und diesmal stimmt es – in beiden Gruppen das Team mit den wenigsten Punkten. Wichtig ist für die Gruppe Österreich, Deutschland, Frankreich, Lettland, denn es kann nun nur eines dieser vier Teams absteigen.
Katzenjammer – bei den anderen
Österreich kassierte im zweiten WM-Spiel von Schweden eine 1:6-Niederlage. Die fiel zu hoch aus, wie auch die Schweden bestätigten. Filip Forsberg, auch ohne den Hattrick einer der beeindruckendsten jungen Spieler überhaupt: „Sie haben uns mächtig eingeheizt, diese Mannschaft wird mit dem Abstieg nichts zu tun haben, ich war überrascht!“. Die Österreicher trugen die Niederlage mit Fassung: „Wir hatten unsere Chancen, die haben wir nicht genutzt. Das ist eben der Qualitätsunterschied.“, stellte Thomas Raffl nüchtern fest. In Deutschland dominierten nach dem 10:0-„Schraufen“ gegen Kanada lange Gesichter. Hätte man sich nicht zum Auftakt einen Sieg gegen Frankreich erkämpft, sehe es allerdings noch viel finsterer aus.
Der nächste Gegner – Frustrierte Franzosen
Auch bei Frankreich liegen nach den beiden Niederlagen gegen Deutschland und die Schweiz die Nerven blank. Goalie Cristobal Huet klagte: „Wir haben Steph Da Costa verloren, waren unberechtigterweise fünf Minuten in Unterzahl, kassieren ein Abseitstor und haben danach noch einen Stürmer weniger.“ Ausgerechnet NHL-Profi Antoine Roussel jammerte sich in dieser Phase eine Spieldauer-Disziplinarstrafe herbei. Doch dass die Franzosen ohne drei ihrer Topstürmer dennoch einen Treffer gegen zumindest etwas verbesserte Schweizer aufholen konnten, sollte Österreich Warnung genug sein.
Au moins les Suisses sont honnêtes ! pic.twitter.com/j3hf4tSpJ4 #IceHockeyWorldCup #Prague2015 #FRASUI
— Elle’O’Sport (@ElleOSport) May 4, 2015
Wird es auch. Dan Ratushny ließ bewusst Rene Swette gegen Schweden in die Crease, um Bernhard Starkbaum für die vorentscheidende Begegnung mit Frankreich am Dienstag, 20:15, frisch zu halten. Auch Manuel Ganahl bekam eine Pause. Der Ruhetag für beide nützt eher den Franzosen, die hoffen können, da Costa, der mit einer Schiene am Knie aus der Halle humpelte, wieder fit zu bekommen. Es war von vorneherein das Entscheidungsspiel und das ist es jetzt immer noch. Einzig die Ausgangsposition ist besser. Das darf und wird Ratushny, Brandner, Kalt und Divis nicht darüber hinweg täuschen, dass die Franzosen unter allen Umständen siegen müssen, sonst gehen für sie die Lichter wohl aus.
Für Österreich kehren im Entscheidungsspiel am Dienstag Altmann, Starkbaum und Ganahl ins Lineup zurück. Fünf Punkte, die man im Falle eines Sieges gegen Frankreich auf dem Konto hätte, würden den Klassenerhalt bedeuten. Zwar nicht mathematischer, aber realistischer Weise. Das ist das große Ziel und wir hoffen alle, dass es klappt.
Fail des Tages: Für mich bis jetzt ganz klar die ORF-Übertragungen. Kommentierte man gegen die Schweiz von einem „Alexander“ Komarek, als der zum entscheidenden Penalty ansetzte, fiel gegen Schweden das Mikrofon zeitweise völlig aus. Ob das nicht doch eine Verbesserung darstellte, dürft ihr entscheiden, liebe Leser.
Bis dann, euer @hockeyrenzo
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