“Der Wildganspreis ist Ausdruck der Kontinuität”, erklärte der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Mag. Georg Kapsch, Mittwochabend anlässlich der Verleihung des “Literaturpreises der Österreichischen Industrie – Anton Wildgans” an Arno Geiger im Wiener Haus der Industrie. Der Namensgeber für den Preis sei 1962 von der Industrie bewusst gewählt worden, “unter anderem weil sich Anton Wildgans für die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit Österreichs eingesetzt hat. Der Preis zeigt die gelebte Verantwortung der IV und der Unternehmen im Bereich Kunst und Kultur und dass die Organisation eben weit mehr ist als eine reine Interessenvertretung.”
Geiger zieht Parallelen zu Wildgans
“Wenn einem die Wörter ausweichen und die Dinge sprachlich nicht mehr fassbar sind, wird einem die Welt fremd, dann ist es schwierig, den Lebensraum bewohnbar zu halten. In einer plötzlichen Welt ohne Wörter wäre es immer Viertel nach drei in der Nacht. Der letzte Faden Licht erloschen, Stummheit und Finsternis, die Dinge eingehüllt wie in ein Leichentuch. Ad finem laborat. Er müht sich dem Ende entgegen. Das ist der Tod. – Am Anfang war das Wort”, umriss Preisträger Arno Geiger in seiner Dankesrede die verzweifelte Lage der Familie Wildgans nach dem Schlaganfall des Vaters, des großen Literaten, und zieht Parallelen zur Situation seiner eigenen Familie – Geigers Vater leidet an Alzheimer, dessen Geschichte erzählt er in “Der alte König in seinem Exil”.
Auch Bachmann unter den Preisträgern
Die mit 15.000 Euro dotierte Auszeichnung wird bereits seit 1962 von einer unabhängigen Jury vergeben. “Geigers Texte verknüpfen mit ihrem Blick auf die Gegenwart ebenso wie in die Vergangenheit Individuelles und Exemplarisches”, so die Begründung der Jury. Der Anton-Wildgans-Preis geht jährlich an einen österreichischen Schriftsteller der jüngeren oder mittleren Generation, dessen Oeuvre “die abschließende Krönung noch erwarten lässt”. Unter den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern finden sich Namen wie Ingeborg Bachmann, Ernst Jandl oder Ilse Aichinger und Kathrin Röggla.
Geiger zahlreich ausgezeichnet
Arno Geiger, 1968 in Bregenz geboren und in Wolfurt (Vorarlberg) aufgewachsen, studierte Deutsche Philologie, Alte Geschichte und Vergleichende Literaturwissenschaft in Wien und Innsbruck. 1993 verfasste er eine Diplomarbeit über “Die Bewältigung der Fremde in den deutschsprachigen Fernreisetexten des Spätmittelalters”. Von 1986 bis 2002 war Geiger im Sommer als Videotechniker bei den Bregenzer Festspielen tätig. 1996 erschien seine erste Erzählung mit dem Titel “Das Kürbisfeld”. Im selben Jahr nahm er am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt teil. 2005 wurde dem Schriftsteller der Deutsche Buchpreis verliehen. Für seinen Roman “Der alte König in seinem Exil” wurde er 2011 mit einem Ehrenpreis des Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbandes (DHPV) sowie dem Preis “Die zweite Realität” der Schweizer Demenz-Stiftung “Sonnweid” geehrt. Arno Geiger lebt als freier Schriftsteller in Wolfurt und Wien.
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