Dabei gibt es bei Tätern wie Opfern Überschneidungen: Wenn jemand in der Schule mobbt, “ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Cyberbully”, so die australische Bildungsforscherin Barbara Spears bei einer Pressekonferenz anlässlich einer Cyberbullying-Tagung in Wien. Nur 20 bis 30 Prozent der Täter seien “Spezialisten” für Cyberbullying, meint der britische Psychologe Peter Smith.
Mädchen eher unter den Tätern
Der Anteil an Jugendlichen, die Opfer von Cyberbullying werden, liegt international je nach Definition bei fünf bis 20 Prozent, so Smith. In Österreich sind bei Untersuchungen nie mehr als vier Prozent gemessen worden, schildert die Wiener Bildungspsychologin und Mitorganisatorin der Konferenz, Christiane Spiel.
Unter den Tätern sind dabei mehr Mädchen zu finden als beim “klassischen” Mobbing, so Spiel. “Traditionell kommt Bullying bei Buben öfter vor als bei Mädchen, bei Cyberbullying sind es gleich viele.” Unterschiede gibt es jedoch bei der Art: Während Buben vor allem über Onlinespiele Gleichaltrige quälen, beleidigen oder bloßstellen, passiere das bei Mädchen vor allem über Soziale Netzwerke, schildert Spears. Die Rolle als Opfer sei dabei noch belastender als bei Mobbing etwa in der Schule. “Sie können nicht einfach weggehen. Und sie können das Internet nicht einfach abschalten, weil es Teil ihres Lebens ist.”
Prävention gestartet
Bei der Prävention wird indes auf dieselben Strategien gesetzt wie bei “klassischem Mobbing”: Die Jugendlichen müssen zu moralischem Handeln und Zivilcourage ermutigt werden, betonte Spiel. Dass das wirkt, belegt eine Evaluierung des für Zehn- bis 16-Jährige entwickelten Programms WiSK (Wiener Soziales Kompetenztraining): An jenen Schulen, die an WiSK teilgenommen haben, gab es deutlich geringere Cyberbullyingraten als an Vergleichsschulen, berichtete Spiel.
Bei WiSK geht es darum, dass Schulleiter, Lehrer, Schüler und auch Eltern lernen, gemeinsam gegen Gewalt aufzutreten. Die Schüler lernen etwa in Rollenspielen, sich in das Opfer hineinzufühlen und auch, wie sie in einer Gewaltsituation eingreifen können, ohne sich selbst zu gefährden. “50 Prozent der Gewalthandlungen hören auf, wenn jemand schreit”, nennt die Bildungspsychologin als Beispiel.
Umgelegt auf Cyberbullying hieße das, dass man bei einer Reihe von Angriffen auf eine Person etwa auf Facebook für das Opfer eintritt, erklärt Spears. Ziel müsse sein, die Jugendlichen zu “ethischen digitalen Bürgern” zu erziehen.
Bei der heutigen Tagung wurde das Abschlusstreffen des seit vier Jahren laufenden Cyberbullying-Forschungsprojekts der europäischen “Cooperation in Science and Technology” (COST) mit dem jährlichen Vernetzungstreffen zur 2007 gestarteten Generalstrategie gegen Gewalt in Österreich kombiniert. 250 Forscher aus 28 Ländern und Praktiker (Schulpsychologen, Schulaufsicht, Polizisten etc.) kommen dabei in Wien zusammen. Als ein Ergebnis von COST wird u.a. eine Broschüre publiziert, in der Empfehlungen für Eltern, Lehrer und Schüler zum Umgang mit Cyberbullying zu finden sind.
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