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Dokumente aus der Kirchturmkugel

Einige Dokumente aus der Kennelbacher Kirchturmkugel waren in schlechtem Zustand.
Einige Dokumente aus der Kennelbacher Kirchturmkugel waren in schlechtem Zustand. ©A. J. Kopf
  Am 11. Juni 2014 wurde das Kreuz samt der vergoldeten Kugel von der Spitze des Kennelbacher Kirchturms abgenommen. In der Kugel fand sich ein Behälter mit Dokumenten. Diese Texte wurden jetzt von Fachleuten durchgesehen und neu niedergeschrieben.
Dorfchronik aus der Kirchturmkugel

 

Im ältesten Text aus dem August 1891, dem Jahr der Fertigstellung des Kirchenbaues, schreibt Pfarrer Alois Bell:

 

„Im Jahre des Heiles 1891 unter dem Pontifikate Leo XIII unter dem Episcopate seiner Eminenz des Hochstwürdigsten Herrn Fürstbischofes Simon Aichner und unter der glorreichen Regierung Sr. Majestät Kaiser Franz Josef I., als Alois Bell, gebürtig von Meschach, Pfarrer in Kennelbach und Michael  Köberle Gemeinderath war, ist am unten angesetzten Tage auf die Turmspitze der neuerbauten Pfarrkirche zum Hl. Nährvater Josef in feierlicher Weise das Kreuz aufgesetzt  worden.

 

Kennelbach am 14. August 1891

 

Al. Bell Pfarrer

 

Gemeindechronik von 1950

 

Im nächsten Dokument, der Gemeindechronik von 1950, hält Adolf Giesinger, damals Gemeindesekretär in Kennelbach, einen Rückblick.

 

„Am 15. Juni 1910 wurde die damalige hölzerne Achbrücke bei der Fabrik ins Oberfeld von den Fluten der hochgehenden Bregenzer Ache zum Großteil weggerissen, und es fand dabei der Spinnereimeister Josef Karg den Tod durch Ertrinken. Im Jahre 1912 wurde die Ortschaft Kennelbach von der Gemeinde Rieden losgetrennt und wurde eigene Gemeinde. 1. Gemeindevorsteher war Alois Schälling am Rain.

 

Am 1. August 1914 war allgemeine Mobilisierung und am 2. August 1914 mußten die meisten Männer die bereits Militärdienst geleistet hatten, zum Kriegsdienste einrücken. In der Kriegszeit waren die Lebensmittel bewirtschaftet und es gab vielfach nur schlechtes Maisbrot.

 

Schilling statt Krone

 

Im Jahre 1924 wurde die damalige Geldeinheit „Krone“ in „Schilling“ umgetauscht und zwar bekam man für Kronen 10.000 nur Schilling 1.“

 

Kriegsende 1945

 

Adolf Giesinger berichtet vom Anschluss 1938, den vielen Gefallenen und dem Kriegselend. Dramatisch seine Schilderung des Kriegsendes Anfang Mai 1945:

 

„Am 1. Mai 1945 kreisten Schwärme feindlicher Flieger über unserem Ort und es erhielten mehrere Gebäude Einschüsse von den Flugzeugen aus. Um die Mittagszeit wurden die Kanalbrücke beim Konsum und die Achbrücke von den zurückflutenden deutschen Truppen gesprengt. Diese Sprengungen verursachten schwere Schäden an den umliegenden Häusern und besonders auch an der Kirche, wo vom Luftdruck sämtliche farbige Kirchenfenster auf der Südseite eingedrückt und schwer beschädigt wurden.

 

In der Früh des 2. Mai 1945 marschierten die Franzosen in unseren Ort ein. . . . Die meisten Hühner der Gemeinde wurden von diesen gewaltsam requiriert und sie hinterließen nicht gerade den besten Eindruck.“

 

Letzte Beiträge von 1977

 

Die letzte Renovierung des Kirchturmes erfolgte 1977. Schuldirektor Josef Busarello und Pfarrer Fridolin Fehr hinterlegten ihre Chronik am 3. November 1977 in der Turmkugel. Dort heißt es unter anderem:

 

„1967        

 

Schicksalsjahr für unser Dorf- die Textilwerke Schindler werden stillgelegt.

 

Damit hört ein Betrieb auf zu existieren, der 129 Jahre lang das wirtschaftliche Bild des Dorfes bestimmte. Die Firma war immer ein großer Wohltäter für unsere Kirche, besonders unter Dir. Anton Bessinger.

 

Für den stillgelegten Betrieb wurden unter Bürgermeister Josef Mager die Ansiedlung neuer Betriebe besonders gefördert und auch erreicht.

 

1977        

 

Das 2. große Bauvorhaben in diesem Jahr ist die Turmrenovierung. Er wird mit Kupferblech neu eingedeckt, die Turmjalousien müssen neu gemacht werden, die Uhren erhalten neue Ziffernblätter, ein neuer Blitzableiter ist notwendig und der ganze Turm wird angemalt. Alles zusammen kostet 800.000 S. In Zusammenarbeit mit dem ganzen Dorf (1. Sammlung ergab 120.000 S), der Diözese (sie zahlt 300.000 S), der Gemeinde und dem Land (es zahlt 100.000 S) wird auch dieses Werk sicher vollendet werden.

 

 

Unser Dorf hat am heutigen Tag 2.192 Einwohner; davon sind 1922 Österreicher und 270 Ausländer (150 Jugoslawen, 72 Türken, die als Fremdarbeiter bei uns sind).

 

95 % der Österreicher sind Katholiken, doch nur noch höchstens 50 % sind praktizierende Gläubige. Groß ist auch der Priestermangel in unserer Zeit. Es gibt schon Pfarreien, in denen zu wenig Priester sind. Der Religionsunterricht wird von Laien erteilt. In unserem Dorf ist es Gott sei Dank noch nicht so weit.“

 

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