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Der "Tatsch" änderte alles

Am morgigen "Tag der Lunge" gründet Rummer eine Selbsthilfegruppe.
Am morgigen "Tag der Lunge" gründet Rummer eine Selbsthilfegruppe. ©VOL.at/Klaus Hartinger
Günther Rummer wurde Opfer seiner Nikotinsucht. Und opferte dadurch seine Lunge.

Der heute 57-jährige Lauteracher Günter Rummer inhalierte das Leben viele Jahre aus vollen Zügen. Als umtriebiger und erfolgreicher Leasing-Unternehmer beruflich, als Freund froher Feste und Eishockey-Gönner privat. Doch Günter Rummer inhalierte noch mehr: 40 Zigaretten täglich. Und das wurde ihm zum Verhängnis.

„Das ist unheilbar“

Es war am 8. Dezember 2004. „Ich fuhr mit meiner Frau nach Wien. Wir wollten auf einen Weihnachtsmarkt, befanden uns gerade an einer Raststation, wenige Kilometer vor Wien. Plötzlich tut’s in meinem Körper einen ,Tatsch. So als ob sich der Magen aufbläht. Ich dachte zuerst an einen Herzinfarkt. Trotzdem fuhr ich noch nach Wien.“ Rummer schleppte sich ins Hotel, fühlte sich elend. Auch am nächsten Tag noch. „Dann ging ich in eine Apotheke und wollte ein Mittel. Dort riefen sie sofort den Notarzt.“ Im Willhelminenspital herrschte bald Klarheit, und ein Arzt mit Vorarlberger Wurzeln schenkte dem damals 50-Jährigen reinen Wein ein. „Ihre Lunge ist kaputt. Das ist unheilbar. Ihr Leben wird sich ändern.“

Hilflosigkeit

Für den zweifachen Familienvater begann ein Dasein in Spitälern und Therapie-Stationen. Und mit zwei weiteren lebensbedrohlichen Situationen, als ihm der rechte Lungenflügel kollabierte. „Pneumothorax“ heißt das in der Fachsprache. Einmal am 8. März 2005, zuletzt im Juli 2008. Zu einem mühevollen Kampf gestalteten sich auch Rummers Bemühungen um eine vorzeitige Pensionierung. Er, der früher so bärenstark mitten im Leben stand, sah sich oft in Situationen von Hilflosigkeit. „Man kann sich nicht vorstellen, wie das für jemanden ist, der so selbstbestimmt war wie ich. Und dann bist du plötzlich der Willkür sogenannter Sachverständiger ausgeliefert.“ Seine Firma hat der ehemalige Unternehmer abgegeben, fungiert dort gelegentlich noch als Berater. Es gehe ihm materiell nicht schlecht.

Dank der Gattin

Doch die Wertigkeiten haben sich für Günter Rummer verschoben. „Früher war ich für jede körperliche Tätigkeit zu faul. Heute freue ich mich, wenn ich auf meinem Elek­trorad durch die Natur fahren kann. Man wird demütig und bescheiden.“ Natürlich denkt sich Rummer gelegentlich: „Warum nur habe ich so geschlotet?“ Das passiere in Nächten, in denen er nicht einschlafen kann. Diese Frage stellte er sich oft auch in den Krankenhäusern. Unendlich dankbar ist er seiner Frau Angelika. „Sie war immer für mich da. Und ich empfand es gelegentlich als ungerecht, wenn die Leute immer nur mich fragten, wie es mir gehe – und nicht meine Frau.“ Eine neue Motivation hat Günter Rummer in seinem Leben auch gefunden. Am morgigen ersten „Tag der Lunge“ Vorarlberg im Bregenzer Festspielhaus wird er eine Selbsthilfegruppe ins Leben führen. „Dann kann ich anderen mit meinen Erfahrungen helfen. Darauf freue ich mich.“

ZUR PERSON

Günter Rummer Geboren: 28. Oktober 1954 Beruf: Pensionist Familie: verheiratet, zwei Kinder, ein Enkel Wohnhaft: Lauterach Hobbys: Radfahren, Reisen, Weine Lieblingsspeise: Kärntner Kasnudeln

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