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Mein Sohn meinte: „Papa, machen wir das jedes Jahr?“

LXII Prinz Ore Marco I. hat in der fünften Jahreszeit eine ehrenvolle Aufgabe - über 90 Termine stehen an.
LXII Prinz Ore Marco I. hat in der fünften Jahreszeit eine ehrenvolle Aufgabe - über 90 Termine stehen an. ©MiK
Der Bregenzer Faschingsprinz und Goldschmied Marco David im W&W-Sonntags-Talk über Fasching, Krapfen und Traditionen.

WANN & WO: „Ore Ore!“

Marco David: „Ore Ore!“

WANN & WO: Was bedeutet der Bregenzer Faschingsruf eigentlich?

Marco David: Das habe ich als Faschingsprinz natürlich ausführlich recherchiert! Ich denke, das kommt von „hoarig hoarig“. Früher hat man sich Perücken aufgesetzt und Schnauzer angeklebt, daraus entstand dann „Ore Ore!“

WANN & WO: Warst du schon zuvor ein Faschingsnarr?

Marco David: Ich war nie in einem Faschingsverein. Aber natürlich traf man mich zuvor auf Faschingsbällen. Seit unsere Kinder Alvin (8) und Eugen (7) auf der Welt sind, besuchen wir die Umzüge im Land.

WANN & WO: Hast du damit gerechnet, irgendwann einmal Bregenzer Faschingsprinz zu sein?

Marco David: Wenn ich ehrlich bin nicht. Als der Altprinz am 11. November mit einer ganzen Schar Menschen zu mir ins Geschäft kam, wurde mir allerdings recht schnell bewusst, was jetzt kommen würde.

WANN & WO: Hast du sofort zugesagt?

Marco David: Nun ja, ich bat um etwas Bedenkzeit – schließlich musste ich meine Familie zuerst fragen. Meine Kinder waren aber sofort begeistert von dieser Idee. Wobei man sagen muss, es gibt auf diese Frage nur zwei Antworten: Ja oder Ja (lacht)!

WANN & WO: Welche Aufgaben hat man als Faschingsprinz?

Marco David: Man muss sich relativ schnell entscheiden, welches Thema man wählt, wir haben uns für den „Uhrwald“ entschieden. Das spiegelt meine Profession als Goldschmied ganz gut wider. Diverse Teams müssen zusammengestellt werden – etwa für die Auswahl des Kostüms, den Faschingswagen oder die Choreo­graphie. Und: Man benötigt als Prinzenpaar natürlich auch ein ehrwürdiges Gefolge! Beim Kostüm haben wir übrigens genau darauf geachtet, dass nichts aus dem Internet kommt, sondern alles aus heimischen Geschäften. Das ist für mich als Kaufmann natürlich sehr wichtig.

WANN & WO: Wie viele Krapfen hast du in dieser Saison schon gegessen?

Marco David: So viele, wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Irgendwann hat man auch vom Schönsten genug. Mein Gefolge und ich verteilen heuer im Fasching rund 6000 Krapfen an Kindergärten und Schulen. Mehr als einen Krapfen am Tag schaffe ich nicht!

WANN & WO: Wie wichtig ist dir die Faschingstradition im Ländle?

Marco David: Der Fasching ist eine sehr wichtige Tradition. Ich bin schon der 62. Regent in Bregenz! Ich denke, dass es nicht sehr viele Traditionen in Europa gibt, die Älter sind als der Fasching.

WANN & WO: Hast du einen Katertipp für den Fasching?

Marco David: Das Geheimrezept lautet Radler statt Bier! Am nächsten Tag sollte man dann unbedingt an die frische Luft.

WANN & WO: Wie lässt sich diese ehrenvolle Aufgabe mit dem Job vereinen?

Marco David: Als junger Prinz hat man am Anfang der Regentschaft natürlich so seine Bedenken, auch in diese Aufgabe muss man zuerst einmal hineinwachsen. Dank meiner ganzen Familie und äußerst motivierten Angestellten funktioniert das super. Die verstehen natürlich auch, dass der Chef als Prinz eine wichtige Aufgabe hat (schmunzelt)! Übrigens meinte mein Sohn Alvin kürzlich: „Papa, machen wir das jetzt jedes Jahr?“

WANN & WO: Was macht ein Prinz, wenn er nicht gerade im Fasching auf 90 Veranstaltungen gehen muss?

Marco David: Die meiste Zeit verbringe ich natürlich mit meiner Familie! Wir sind sehr gerne in der Natur unterwegs, mit den Kindern gerne beim Skifahren, ich durchaus auch einmal beim Biken, Skitouren oder Wasserskifahren. Langweilig wird es bei der Prinzenfamilie David keineswegs. Wir sind für jeden Spaß zu haben.

WANN & WO: Wenn wir beim Thema Familie sind – auch dein Vater war schon Goldschmied?

Marco David: Ja! Ich wollte eigentlich immer schon in dessen Fußstapfen treten, um Goldschmied zu werden. Ich besuchte einmal die Woche die Kunstgewerbliche Schule in St. Gallen, die restlichen Tage war ich als Lehrling in Rohrschach tätig. Ursprünglich wollte ich einen Ausbildungsplatz in der Schweiz, doch das stellte sich als schwierig heraus. Nach vielen Bemühungen klappte es dann aber und ich bekam eine Stelle. Nach meiner Gesellenprüfung verschlug es mich dann aus der Schweiz nach London, wo ich eine Stelle angenommen habe. Irgendwann habe ich dann das Geschäft meines Vaters übernommen.

WANN & WO: Welche Länder hast du schon bereist?

Marco David: Da gibt es einige. Länger war ich etwa in England oder Australien, wo ich auch als Goldschmied tätig war. Natürlich reise ich immer noch gerne, aber jetzt immer mit meiner Familie. Ich denke, jeder sollte sich die Welt ansehen, wenn er die Möglichkeit dazu hat. Wenn man sieht, wie es in anderen Ländern zugeht, schätzt man das, was man zuhause hat, viel mehr.

WANN & WO: Was schätzt du an Vorarlberg besonders?

Marco David: Die Natur, die wir hier haben, vor allem aber die schönen Berge.

WANN & WO: Rosenmontag und Faschingsdienstag stehen noch an. Wo trifft man dich mit deinem Gefolge?

Marco David: Am Montag findet der Gardeball in Bregenz statt, am Dienstag Vormittag besuchen wir noch ein paar Kindergärten, um dann am Nachmittag die Bregenzer Schüler aus den Klauen der Lehrer zu befreien. Am Ende des Tages steht noch die Landeshauptmann­absetzung an. Den Fasching werden wir dann noch gebührend ausklingen lassen.

WANN & WO: Um dann am Aschermittwoch endlich wieder die Ruhe zu genießen?

Marco David: Da wir auf über 90 Veranstaltungen unterwegs waren bzw. noch sind – und der Fasching war dieses Jahr wirklich kurz – sind wir froh, wenn wir einen Tag mit „Nichtstun“ verbringen dürfen. Wobei meine Infanten Alvin und Eugen immer noch hochmotiviert sind – am liebsten würden die das im nächsten Jahr wieder machen.

WANN & WO: Eventuell ergibt es sich ja, dass deine Jungs zum Faschingsprinzen gekürt werden.

Marco David: Ja, durchaus! Diese Chance sollte man auf jeden Fall nutzen, wenn man sie bekommt. Denn gefragt wird man nur einmal. In diesem Sinne, ein kräftiges „Ore Ore“ auf die letzten Tage im Fasching.

Die gesamte Ausgabe der WANN & WO lesen Sie hier!

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