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Alles eine Frage der Schuhe

Der neue internationale österreichische Seilzieh-Staatsmeister in der Klasse über 430 Kilogramm kommt aus Egg-Großdorf. Durch einen Protest legten die Teilnehmer ihre größten Konkurrenten aus der Schweiz auf Eis.

Die Männer sind nervös. Jeweils fünf stramme Burschen stehen hintereinander, zwei Mannschaften aus Sibratsgfäll und Großdorf, sich gegenüber. „Seil auf!“ Zwanzig Hände greifen nach dem am Boden liegenden Seil. Der richtige Griff ist jetzt alles, rutschige Finger bedeuten das Aus.

„Seil spannen!“ Die Absätze der Bergstiefel rammen sich in den bereits schlammigen Boden. Die Spannung ist fast greifbar. „Bereit?“ Keine Einwände links und rechts. Und los geht’s. „PULL!“ Die zehn Männer werfen sich nach hinten, das Seil nah am Körper. Sehnen und Muskeln an Armen und Beinen treten heraus, die Gesichter sind verzerrt. Die Zuschauer schreien: „Zieeeh!“ Es geht hin und her, Sibratsgfäll gewinnt den Zug nach hartem Kampf. Ort des Geschehens: die Internationale Österreichische Seilzieh-Staatsmeisterschaft in Möggers.

International, das bedeutet auch eine Schweizer Mannschaft aus Thurtal und eine deutsche aus Allmannsried kämpfen mit 17 österreichischen Vertretern um den Titel. Und die Eidgenossen dominieren das Feld, ziehen nach schwerem Kampf auch die amtierenden Staatsmeister aus Langwald (NÖ) in der Klasse über 430 Kilogramm übers Feld.

Schweizer als österreichische Staatsmeister? Das geht nun wirklich nicht.

Die schweren Jungs aus Österreich legen Beschwerde bei Veranstalter Peter Heidegger ein. „Die Thurtaler haben spezielle Seilziehschuhe, die international im Gebrauch sind. Deswegen habe ich sie auch gestattet.“ Diese Schuhe haben keinerlei Profil, dafür aber Stahlfersen für besseren Halt. Entgegnet Langwalds Obmann Leopold Gatteringer: „In der Ausschreibung stand aber ausdrücklich Bergschuhe, Wanderschuhe und Turnschuhe.“ Dass man von der Existenz spezieller Seilziehschuhe gar nichts wusste, scheint die Staatsmeister eher noch weiter aufzustacheln.

„Ohne die Schuhe würden wir ihnen die Arme aus dem Leib ziehen“, ereifert sich ein anderer Langwalder. Außerdem würden die Schweizer Harz an den Händen verwenden, aber es seien keine Hilfsmittel erlaubt. „Da haben wir nicht genau genug darauf geachtet“, gibt Christian Müller, Obmann der Thurtaler zu. „Bei uns ist das normal.“ Eine Wiederholung ohne Harz lehnen die Österreicher aber ab, da sind ja immer noch die Schuhe.

Die Gescholtenen geben schließlich nach. „Wir sind hergekommen, um guten Sport zu erleben“, erklärt ein Mannschaftsmitglied. „Solche Diskussionen schaden nur der Stimmung.“ Sie ziehen außer Konkurrenz weiter. Veranstalter Heidegger ist froh: „Wenn ich gesagt hätte, dass sie im Recht sind, wären mir hier fünf Mannschaften abgehauen.“

Das Seilziehen ging also weiter – mit fadem Beigeschmack.

Am Ende gewannen bei den Herren über 430 Kilogramm die Egger Mannschaft „Ofenbau Retz“ vor den Titelverteidigern aus Langwald.

Bei den Herren unter 430 Kilogramm setzte sich im Finale der MC Allmansried gegen das Team „Atelier Griess“ aus Alberschwende durch. Bei den ebenfalls teilnehmenden Damen siegten die Powergirls aus Schetteregg gegen Möggers 1.

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