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Herausfordernde Zeiten für die BayWa

Konjukturschwäche belastet auch die BayWa Vorarlberg
Konjukturschwäche belastet auch die BayWa Vorarlberg ©VN / Paulitsch
Martin König erlebte als Geschäftsführer der BayWa Vorarlberg den Höhenflug bis 2022 – und kämpft jetzt mit sinkenden Umsatzahlen. Dennoch zeigt er sich zuversichtlich, dass der Handelsbetrieb bald wieder auf Erfolgskurs steuern wird.

Mit einer neuen Serie blicken wir hinter die Zahlen der heimischen Wirtschaft. Regelmäßig werden veröffentlichte Jahresabschlüsse und Bilanzen von Unternehmen aus verschiedenen Branchen analysiert. Heute Teil 2 mit der BayWa Vorarlberg HandelsGmbH.

"Wir beobachten aktuell eine gewisse Kaufzurückhaltung in nahezu allen Segmenten", sagt Martin König, Geschäftsführer des Lauteracher Handelsunternehmens BayWa. Nach Jahren des Wachstums und hoher Umsätze ist bei der BayWa mit ihren fünf Geschäftsfeldern Agrar, Technik, Baustoffe, Bau & Garten sowie Energie nun eine Abkühlung zu spüren. Im Jahr 2022 schrieb man noch Rekordumsätze von 97,5 Millionen Euro – befeuert durch hohe Energiepreise, eine boomende Baukonjunktur und kauffreudige Privatkunden.

Seitdem hat sich das Bild – wie in weiten Teilen der Wirtschaft – gewandelt: 2023 sank der Umsatz auf 87 Millionen Euro, 2024 weiter auf 79 Millionen Euro. Besonders betroffen waren die Sparten Bau & Garten, Energie und Baustoffe, die unter den hohen Zinsen und der verhaltenen Investitionsbereitschaft litten. Auch im Agrarhandel und in der Landtechnik hinterließen Preisrückgänge und kleinere Absatzmengen Spuren, bestätigt Geschäftsführer Martin König.

Ergebnisrückgang durch Kostendruck

Das operative Ergebnis entwickelte sich parallel zum Umsatz. Während im Rekordjahr 2022 noch ein operativer Gewinn von 3,4 Millionen erwirtschaftet wurde, fiel der Betriebserfolg im Jahr 2023 auf 2,3 Millionen Euro und im vergangenen Geschäftsjahr auf 1,3 Millionen Euro. Hauptgründe waren die schwache Baukonjunktur, sinkende Margen im Energiegeschäft und deutlich gestiegene Personalkosten infolge hoher Kollektivvertragsabschlüsse.

Der Jahresüberschuss belief sich 2024 auf 0,4 Millionen Euro. Damit blieb die BayWa Vorarlberg zwar auch in herausfordernden Zeiten im Plus, doch die Profitabilität ist gesunken. Die Entwicklung spiegelt wider, was derzeit viele Handelsunternehmen in Österreich erleben: Nach den Boomjahren während und nach der Pandemie folgt eine deutliche Korrektur.

Umfangreiche Investitionen

Trotz des schwierigen Umfelds investierte die BayWa weiter kräftig. In den vergangenen Jahren flossen mehrere Millionen Euro in den Ausbau des Hauptstandorts Lauterach, eine neue Tankstelle mit E-Ladesäulen, einen Online-Shop und die Einführung des Warenwirtschaftssystems SAP. Allein für das neue Landtechnikcenter in Frastanz wendete das Unternehmen rund vier Millionen Euro auf.

Die Unternehmenszahlen spiegeln diese Entwicklung wider: So erhöhte sich die Bilanzsumme 2024 leicht auf 48 Millionen Euro – ein Rekordwert. Gleichzeitig sank die Eigenkapitalquote auf 29 Prozent. Trotz kräftiger Investitionen steht das Unternehmen finanziell auf soliden Beinen. Die Liquidität liegt bei rund 32 Prozent, die fiktive Schuldentilgungsdauer beträgt zwischen zehn und sechzehn Jahren. "Dank gezielter Investitionen und strategischer Vorbereitung sind wir gut aufgestellt", betont König und verweist auf die langfristige Ausrichtung des Unternehmens.

Mitarbeiter und Strukturwandel

Die Zahl der Beschäftigten blieb 2024 mit durchschnittlich 224 Personen stabil. Der Fachkräftemangel und die steigenden Lohnkosten stellen das Unternehmen jedoch vor Herausforderungen.

Investitionen in Zukunft und Digitalisierung

Der Fokus liegt auf der Digitalisierung und der Stärkung der Kundenbeziehungen. Seit 2023 wird die Warenwirtschaft auf SAP umgestellt, wodurch Abläufe vereinheitlicht und die Online-Aktivitäten gestärkt werden sollen. "Immer mehr Kundinnen und Kunden nutzen Click&Collect, bestellen online und holen die Ware im Markt ab. Diesem Trend tragen wir Rechnung", erklärt König die Digitalisierungsoffensive.

Konsolidierung mit vorsichtigem Optimismus

Die Aussichten bleiben herausfordernd. Der private Konsum stagniert, der Wohnbau bleibt schwach, und die Zinsbelastung dämpft die Investitionsfreude. "Die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit und das verhaltene Konsumklima drücken derzeit auf die Stimmung", sagt Martin König. Gleichzeitig erkenne man in einzelnen Bereichen erste Zeichen der Erholung. Für das laufende Geschäftsjahr wird eine weitgehende Stabilisierung auf dem Niveau von 2024 erwartet. Das Ziel ist klar definiert: Die Profitabilität soll schrittweise wieder steigen. Gleichzeitig wurde das Geschäftsfeld Energie mit der Übernahme der Vorarlberger Niederlassung der Wärme Austria GmbH erweitert, um die Marktposition zu stärken.

König gibt sich vorsichtig optimistisch: „Wir sind davon überzeugt, dass die Konjunktur wieder an Fahrt gewinnt.“ Das Unternehmen will in den nächsten Jahren aus den Investitionen in Standorte und Systeme eine neue Wachstumsdynamik entwickeln.


Die BayWa Vorarlberg HandelsGmbH mit Sitz in Lauterach zählt zu den größten Handelsunternehmen des Landes. Das Unternehmen beschäftigt 224 Mitarbeiter und ist in fünf Geschäftsfeldern tätig: Agrar, Technik, Baustoffe, Bau & Garten sowie Energie. Die BayWa Vorarlberg HandelsGmbH gehört zu 49 Prozent der Raiffeisenlandesbank Vorarlberg, 51 Prozent hält die Raiffeisen-Lagerhaus Investitionsholding GmbH, hinter der wiederum die Raiffeisen Ware Austria (RWA) steht.

BayWa Vorarlberg HandelsGmbH

Größe & Struktur

Umsatz- und Bilanzentwicklung

Der Umsatz der BayWa Vorarlberg entwickelte sich nach Jahren des Wachstums zuletzt rückläufig, während die Bilanzsumme weiter stieg – ein Hinweis auf fortgesetzte Investitionen bei gleichzeitig nachlassender Marktdynamik.

Mitarbeiterentwicklung

Die Mitarbeiterzahl blieb über Jahre weitgehend stabil bei rund 220 bis 230 Beschäftigten, was auf eine konstante Betriebsgröße hinweist – zuletzt führten Effizienzmaßnahmen und Kostendruck jedoch zu einem leichten Personalrückgang.

Ergebnis & Rentabilität

Gewinnentwicklung

Die Gewinnentwicklung zeigt einen klaren Abwärtstrend – zuletzt fiel der Jahresüberschuss auf ein niedriges, aber weiterhin positives Niveau, was die Belastung durch Kostensteigerungen und Marktabschächung widerspiegelt. Der außergewöhnlich hohe Jahresüberschuss 2020 war auf einen einmaligen Beteiligungsverkauf (RWA-Aktien) zurückzuführen.

Rentabilitätskennzahlen

Die Rentabilität hat sich nach soliden Jahren deutlich verschlechtert. Ein Zeichen für den spürbaren Druck auf Margen und Ertragskraft.

Finanzielle Stabilität & Liquidität

Eigenkapitalquote

Fiktive Schuldentilgungsdauer

Die finanzielle Stabilität bleibt grundsätzlich gegeben, doch die gesunkene Eigenkapitalquote belastet das Profil.

Kennzahlen – kurz & verständlich

Größe & Struktur

Umsatz (Umsatzerlöse)

Entgelte aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit innerhalb des Geschäftsjahres gemäß UGB (netto, ohne USt).

Größe & Struktur

Rohergebnis

Bruttoergebnis aus der Leistungserbringung: Umsatz minus Umsatzkosten (Handel: Wareneinsatz; Produktion: Herstellkosten der abgesetzten Erzeugnisse; inkl. Bestandsveränderungen/aktivierte Eigenleistungen gemäß GuV-Gliederung).

Rohergebnis = Umsatzerlöse − Umsatzkosten (Handel: Wareneinsatz; Produktion: HK der abgesetzten Erzeugnisse)
Größe & Struktur

Bilanzsumme

Summe der Aktiva (entspricht Summe der Passiva) am Bilanzstichtag – misst die Unternehmensgröße.

Größe & Struktur

Eigenkapital

Reinvermögen der Eigentümer am Stichtag (gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, Gewinnvortrag, Jahresergebnis).

Größe & Struktur

Mitarbeitende

Durchschnittliche Kopfzahl bzw. am Stichtag beschäftigte Personen (je nach Quellenlage).

Ergebnis & Rentabilität

Operativer Gewinn (EBIT)

Ergebnis aus dem Kerngeschäft vor Zinsen und Steuern (UGB-GuV: Betriebsergebnis).

Ergebnis & Rentabilität

Jahresüberschuss

Ergebnis nach Steuern der Periode (vor Gewinnverwendung/Ausschüttung).

Ergebnis & Rentabilität

Cashflow

Zahlungsmittelüberschuss der Periode; üblicherweise der operative Cashflow aus der Kapitalflussrechnung.

Ergebnis & Rentabilität

Operative Gewinnmarge

Anteil des operativen Gewinns am Umsatz (EBIT-Marge).

Marge = EBIT ÷ Umsatzerlöse × 100 %
Ergebnis & Rentabilität

Eigenkapitalrendite (ROE)

Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals im Jahresverlauf (gebräuchliche Standarddefinition).

EK-Rendite = Jahresüberschuss ÷ durchschnittliches Eigenkapital × 100 %
Stabilität & Liquidität

Eigenkapitalquote

Finanzierungsstruktur: Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.

EK-Quote = Eigenkapital ÷ Bilanzsumme × 100 %
Stabilität & Liquidität

Fiktive Schuldentilgungsdauer

Theoretischer Zeitraum, der angibt, wie viele Jahre ein Unternehmen bräuchte, um seine gesamten Schulden allein aus dem Cashflow zu tilgen.

Bilanzanalyse – Teil 1: Bäckerei Mangold

(VN)

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