Collini blickt trotz Gegenwind optimistisch in die Zukunft
Mit einer neuen Serie blicken wir hinter die Zahlen der heimischen Wirtschaft. Regelmäßig analysieren wir veröffentlichte Jahresabschlüsse von Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Heute im fünften Teil: die Collini Holding AG.
„Trotz unverändert schwieriger Rahmenbedingungen verzeichnen wir 2025 wieder einen Umsatzanstieg", gibt Collini-CEO Günther Reis einen ersten Einblick in das laufende Geschäftsjahr. Damit signalisiert der Vorstandschef: Das Jahr 2025 bringt zumindest beim Umsatz eine Erholung. 2024 hatte die schwächelnde Industriekonjunktur auch bei Collini durchgeschlagen: Der Umsatz des Hohenemser Unternehmens war um rund zehn Prozent auf 257 Millionen Euro gesunken, der operative Gewinn von 13 auf 9 Millionen Euro geschrumpft. Unterm Strich blieben 5 Millionen Euro als Jahresüberschuss.
Vom Scherenschleifer zum Global Player
Die Collini-Gruppe mit Hauptsitz in Hohenems zählt zu den führenden Unternehmen Europas im Bereich der Oberflächentechnik. Was vor 130 Jahren als Scherenschleiferei begann, ist längst ein international agierendes Industrieunternehmen mit 1.500 Mitarbeitenden an 15 Standorten in Europa, Nordamerika und Asien. Allein am Stammsitz in Hohenems arbeiten über 400 Menschen.
Volatile Jahre
Ein Blick zurück zeigt, wie volatil die vergangenen Jahre waren: 2019 erwirtschaftete Collini bei 230 Millionen Euro Umsatz einen operativen Gewinn von 14 Millionen Euro. 2020 folgte ein pandemiebedingter Dämpfer. Bereits 2021 erreichte das Unternehmen dann mit 298 Millionen Euro Umsatz und 17 Millionen Euro Gewinn Spitzenwerte. Das Jahr 2022 brachte die nächste Herausforderung: Trotz Rekordumsatz von 307 Millionen Euro ging der operative Gewinn auf 5 Millionen Euro zurück – Energiekrise und explodierende Rohstoffkosten fraßen die Erlöse auf. Nach einer Erholung beim Gewinn im Jahr 2023 drückte 2024 die anhaltend schwache Industrienachfrage erneut auf die Zahlen.
Die gedämpfte Nachfrage schlug sich auch auf den Personalstand nieder: Die Mitarbeiterzahl sank von 1.782 im Jahr 2022 auf 1.550 Personen im Jahr 2024. Verantwortlich waren die schwächere Auftragslage und strukturelle Anpassungen im Konzern.
Finanzielle Stabilität als Trumpfkarte
Trotz rückläufiger Erträge blieb die Finanzstruktur 2024 robust. Die Eigenkapitalquote liegt bei soliden 46 Prozent, das Gesamtvermögen wuchs auf 242 Millionen Euro. Besonders bemerkenswert: Aus dem operativen Geschäft flossen 2024 rund 24 Millionen Euro in die Kasse – deutlich mehr als der ausgewiesene Gewinn, der auch durch hohe Abschreibungsposten aufgrund vorangegangener Investitionen geschmälert wurde. Das Unternehmen ist damit in der Lage, Investitionen aus eigener Kraft zu stemmen.
Auch die Liquidität hat sich deutlich verbessert: Der Mobilitätsgrad (Working‑Capital‑Ratio) kletterte auf 247 Prozent. Das Unternehmen verfügt somit über ausreichend kurzfristige Vermögenswerte, um seine kurzfristigen Schulden zu decken und ist sehr liquide und zahlungsfähig.
Investition trotz schwierigem Umfeld
Dass Collini trotz schwieriger Marktlage am Investitionskurs festhält, zeigt der 2025 eröffnete Neubau an der Schillerallee in Hohenems. Rund 30 Millionen Euro flossen in die Erweiterung der Produktionskapazitäten. Eine neue Photovoltaikanlage speist Strom direkt in den Betrieb ein und trägt zur Energieeffizienz bei.
Collini blickt auf Jahre mit großer Volatilität zurück, vorwiegend getrieben durch externe Faktoren. Der Umsatzrückgang und gesunkene Gewinne spiegeln die schwache Industrienachfrage wider. Doch die Grundlagen stimmen: Das operative Geschäft wirft Geld ab, die Finanzstruktur ist solide, die Liquidität hat sich sogar verbessert. Mit dieser Basis und den getätigten Investitionen will Collini zur Wachstumsspur zurückkehren.
Collini blickt mit Zuversicht in die Zukunft
Interview mit Günther Reis – CEO Collini Holding AG
VN: Das Geschäftsjahr 2024 war auch bei Collini von rückläufigem Umsatz und schwächerer Ertragslage geprägt. Welche Faktoren haben diese Entwicklung besonders beeinflusst?
Günther Reis: Die Rezession im DACH-Raum, kombiniert mit geopolitischen Verwerfungen, sowie eine merkliche Kaufzurückhaltung der Konsumenten haben die Industriekonjunktur gedämpft und 2024 auch bei Collini als Zulieferer für viele Industriebetriebe zu einem Rückgang der Umsätze geführt. Wir haben daraus unsere Schlüsse gezogen und werden trotz unverändert schwieriger Rahmenbedingungen bereits 2025 wieder einen Anstieg des Umsatzes verzeichnen.
VN: Steigende Energiepreise, höhere Rohstoffkosten und Lohnsteigerungen haben zuletzt viele Industrieunternehmen belastet. Wie stark wirken sich diese Faktoren auf Collini aus und welche Möglichkeiten sehen Sie, diesen Kostendruck mittelfristig abzufedern?
Günther Reis: Collini hat eine kerngesunde finanzielle Basis und kann damit aktiv gegensteuern. Das Unternehmen investiert laufend in Programme zur Steigerung der Energieeffizienz sowie in Automatisierungslösungen. Unseren Kunden bieten wir smarte Lösungen an, die es erlauben, bei reduziertem Einsatz wertvoller Rohstoffe maßgeschneiderte Produkte zu erhalten.
VN: Nach mehreren schwierigen Jahren scheint sich die Industriekonjunktur in Teilen Europas langsam zu stabilisieren. Spüren Sie bereits eine Erholung in Ihren Kernmärkten – und welche Entwicklung erwarten Sie für das Geschäftsjahr 2026?
Günther Reis: Für das kommende Geschäftsjahr 2026 gehen wir von einer Umsatzsteigerung aus. Dieses Wachstum ist jedoch weniger auf konjunkturellen Rückenwind zurückzuführen, sondern insbesondere auf die Realisierung von Neuprojekten. Das Neugeschäft wird es uns ermöglichen, unser Kunden- und Leistungsportfolio weiter auszubauen. Wenn sich Chancen im Markt bieten, versuchen wir, diese zu nutzen und unser Portfolio zu erweitern.
VN: Mit dem Neubau des Werkes an der Schillerallee hat Collini rund 30 Millionen Euro in den Standort Hohenems investiert. Welche strategische Bedeutung hat dieses Projekt für die Unternehmensgruppe – und wie fügt sich die Erweiterung in Ihre langfristige Standort- und Investitionsplanung ein?
Günther Reis: Der Neubau in Hohenems ist ein Bekenntnis zum Industriestandort Vorarlberg und ein Zeichen für die langfristige Standortbindung sowie den Erhalt attraktiver Arbeitsplätze. Wir wollen im Land wachsen, gemeinsam mit unseren regional ansässigen Kunden – sowohl bestehenden als auch neuen. Bereits 2026 folgen Investitionen in zusätzliche Produktionsanlagen im Neubau. Die Außenfassade beherbergt eine der größten vertikalen Photovoltaikanlagen Österreichs, deren Strom direkt in die Produktion fließt.
VN: Collini investiert kontinuierlich in neue Verfahren und nachhaltige Technologien. Welche dieser Entwicklungen halten Sie derzeit für besonders zukunftsweisend – und inwiefern können Innovationen helfen, die aktuelle Ertragslage langfristig zu stärken?
Günther Reis: Ganz einfach: Oberflächentechnik macht Produkte langlebiger, effizienter und ressourcenschonender und ist daher ein zentraler Hebel der Nachhaltigkeit in nahezu allen Branchen. Sie wirkt oft unsichtbar, hat aber enormen Einfluss auf Ressourcennutzung, Energieeffizienz und Lebensdauer von Produkten. Wenn es weiterhin gelingt, unseren Kunden hervorragende Lösungen anzubieten, kann Collini dauerhaft im globalen Wettbewerb bestehen – so wie bereits seit 130 Jahren.
Bilanzübersicht Collini Holding AG
Größe & Struktur
Umsatz- und Bilanzentwicklung
Mitarbeiterentwicklung
Ergebnis & Rentabilität
Gewinnentwicklung
Rentabilitätskennzahlen
Finanzielle Stabilität & Liquidität
Eigenkapitalquote
Kennzahlen – kurz & verständlich
Umsatz (Umsatzerlöse)
Entgelte aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit innerhalb des Geschäftsjahres gemäß UGB (netto, ohne USt).
Bilanzsumme
Summe der Aktiva (entspricht Summe der Passiva) am Bilanzstichtag – misst die Unternehmensgröße.
Eigenkapital
Reinvermögen der Eigentümer am Stichtag (gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, Gewinnvortrag, Jahresergebnis).
Mitarbeitende
Durchschnittliche Kopfzahl bzw. am Stichtag beschäftigte Personen (je nach Quellenlage).
Operativer Gewinn (EBIT)
Ergebnis aus dem Kerngeschäft vor Zinsen und Steuern (UGB-GuV: Betriebsergebnis).
Jahresüberschuss
Ergebnis nach Steuern der Periode (vor Gewinnverwendung/Ausschüttung).
Cashflow
Zahlungsmittelüberschuss der Periode; üblicherweise der operative Cashflow aus der Kapitalflussrechnung.
Operative Gewinnmarge
Anteil des operativen Gewinns am Umsatz (EBIT-Marge).
Marge = EBIT ÷ Umsatzerlöse × 100 %Eigenkapitalrendite (ROE)
Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals im Jahresverlauf (gebräuchliche Standarddefinition).
EK-Rendite = Jahresüberschuss ÷ durchschnittliches Eigenkapital × 100 %Eigenkapitalquote
Finanzierungsstruktur: Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.
EK-Quote = Eigenkapital ÷ Bilanzsumme × 100 %Nettoverschuldungsgrad
Der Nettoverschuldungsgrad gibt an, in welchem Verhältnis die Nettoverschuldung zum Eigenkapital des Unternehmens steht
Nettoverschuldungsgrad = (Nettoverschuldung×100) ÷ Eigenkapital inkl. Investitionszuschüsse(VOL.AT/VN)
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