Nach dem Boom kam die Vollbremsung – wie Röfix durch die Baukrise steuert
Mit einer neuen Serie blicken wir hinter die Zahlen der heimischen Wirtschaft. Regelmäßig werden veröffentlichte Jahresabschlüsse und Bilanzen von Unternehmen aus verschiedenen Branchen analysiert. Heute Teil 3 mit der Röfix AG.
Ein Blick in den aktuellen Jahresabschluss zeigt, wie stark der Bauabschwung auch den Röthner Baustoffhersteller Röfix trifft. „Das Jahr 2024 war das zweite Rezessionsjahr in Folge, geprägt von deutlichen Rückgängen im Hochbau“, erklärt Röfix-Finanzchef Dirk Zumbansen die schwierigen Rahmenbedingungen.
Die Röfix AG mit Sitz in Röthis zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Herstellern von Trockenmörteln, Putzen und Wärmedämmsystemen in Europa. Das Unternehmen, das seit 2006 mehrheitlich zur deutschen Fixit-Gruppe gehört, vereint unter seinem Dach mehrere internationale Beteiligungen – von Italien über die Schweiz bis nach Südosteuropa.
Vom Boom in die Bremsspur
Bis 2022 profitierte Röfix noch von einer starken Nachfrage im Bausektor: Die Umsätze stiegen auf 95 Millionen Euro. 2023 kam die Wende – der Umsatz sank auf 87,6 Millionen Euro, 2024 weiter auf 82,3 Millionen. Auch der operative Gewinn ging deutlich zurück: von 6,4 Millionen Euro im Jahr 2022 auf rund zwei Millionen Euro im Vorjahr.
Inflation und hohe Zinsen bremsten die Bautätigkeit spürbar, verschärft durch strengere Kreditvergaben. „Die KIM-Verordnung sollte Kreditgeber und -nehmer schützen, hat aber faktisch zu einer Vollbremsung geführt“, so Zumbansen. „Trotz Effizienzsteigerungen ist das Ergebnis infolge der Rezession zurückgegangen.“
Beteiligungserträge als Gewinnanker
Die Ertragslage der Röfix AG blieb 2024 dennoch positiv, wobei sich der Jahresüberschuss mit 11,2 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2023 halbierte.
Das Finanzergebnis – getragen durch Beteiligungserträge – war mit 10,2 Millionen Euro die wichtigste Ertragsquelle. Es stützte sich maßgeblich auf die soliden Gewinne der ausländischen Beteiligungen. Zwar verzeichnete das Finanzergebnis einen deutlichen Rückgang gegenüber dem Vorjahr, doch unterstreicht es die zentrale Rolle des internationalen Geschäfts.
Trotz der Bedeutung der Beteiligungserträge betont Vertriebsleiter Christian Höberl: „Beteiligungserträge sind wichtig, dennoch liegt unser Fokus klar auf der Entwicklung im österreichischen Markt.“
Robuste finanzielle Basis
Finanziell steht Röfix weiterhin solide da: Nach dem Eigenkapitalhöchststand von rund 60 Millionen Euro im Jahr 2023 verringerte eine Ausschüttung an die Muttergesellschaft den Wert auf 49 Millionen Euro. Mit einer Quote von 57 Prozent bleibt das Unternehmen robust finanziert. Auch der operative Cashflow war mit knapp drei Millionen Euro positiv und zeigt, dass Röfix trotz rückläufiger Gewinne aus eigener Kraft liquide bleibt.
„Unser Ziel ist profitables Wachstum – nicht Umsatzsteigerung um jeden Preis“, sagt Zumbansen. „Dazu gehören eine langfristig stabile Finanzierung und Spielraum für Investitionen. Als Teil der Fixit-Gruppe sind wir hier bestens aufgestellt.“
Investitionen und Nachhaltigkeit
Trotz der schwierigen Marktlage investierte Röfix weiter kräftig: 2024 flossen rund 2,4 Millionen Euro in Instandhaltung und Modernisierung, weitere 5,2 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung.
„Wir forcieren nachhaltige Produktinnovationen“, erklärt Höberl. Besonders gefragt seien Produkte mit CO₂-reduzierter Herstellung und klaren Umweltzertifikaten. „Vor allem größere Bauunternehmen und der Handel verlangen zunehmend nach ‚grüneren‘ Produkten.“ Parallel treibt Röfix auch die Digitalisierung voran. Eine neue Online-Plattform soll die Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben und Händlern effizienter machen.
Erste Signale der Erholung
Nach zwei schwierigen Jahren zeichnet sich langsam eine Wende ab. „Ab dem dritten Quartal 2025 sehen wir leichte Erholungstendenzen – dank stabilerer Inflation, gesunkener Finanzierungskosten und weniger restriktiver Kreditvergabe“, so Höberl. Infrastrukturprojekte würden die Entwicklung zusätzlich stützen. Auch der Oktober deute auf einen positiven Trend im Objektgeschäft hin.
Höberl mahnt jedoch: „Österreich muss – wie Deutschland – wieder wettbewerbsfähig werden. Dafür sind niedrigere Energiepreise, maßvolle Lohnabschlüsse und eine solide Budgetpolitik entscheidend. Ohne Vertrauen bleiben Investitionen aus.“
Bilanzübersicht Röfix AG
Größe & Struktur
Umsatz- und Bilanzentwicklung
Mitarbeiterentwicklung
Ergebnis & Rentabilität
Gewinnentwicklung
Rentabilitätskennzahlen
Finanzielle Stabilität & Liquidität
Eigenkapitalquote
Kennzahlen – kurz & verständlich
Umsatz (Umsatzerlöse)
Entgelte aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit innerhalb des Geschäftsjahres gemäß UGB (netto, ohne USt).
Rohergebnis
Bruttoergebnis aus der Leistungserbringung: Umsatz minus Umsatzkosten (Handel: Wareneinsatz; Produktion: Herstellkosten der abgesetzten Erzeugnisse; inkl. Bestandsveränderungen/aktivierte Eigenleistungen gemäß GuV-Gliederung).
Rohergebnis = Umsatzerlöse − Umsatzkosten (Handel: Wareneinsatz; Produktion: HK der abgesetzten Erzeugnisse)Bilanzsumme
Summe der Aktiva (entspricht Summe der Passiva) am Bilanzstichtag – misst die Unternehmensgröße.
Eigenkapital
Reinvermögen der Eigentümer am Stichtag (gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, Gewinnvortrag, Jahresergebnis).
Mitarbeitende
Durchschnittliche Kopfzahl bzw. am Stichtag beschäftigte Personen (je nach Quellenlage).
Operativer Gewinn (EBIT)
Ergebnis aus dem Kerngeschäft vor Zinsen und Steuern (UGB-GuV: Betriebsergebnis).
Jahresüberschuss
Ergebnis nach Steuern der Periode (vor Gewinnverwendung/Ausschüttung).
Cashflow
Zahlungsmittelüberschuss der Periode; üblicherweise der operative Cashflow aus der Kapitalflussrechnung.
Operative Gewinnmarge
Anteil des operativen Gewinns am Umsatz (EBIT-Marge).
Marge = EBIT ÷ Umsatzerlöse × 100 %Eigenkapitalrendite (ROE)
Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals im Jahresverlauf (gebräuchliche Standarddefinition).
EK-Rendite = Jahresüberschuss ÷ durchschnittliches Eigenkapital × 100 %Eigenkapitalquote
Finanzierungsstruktur: Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.
EK-Quote = Eigenkapital ÷ Bilanzsumme × 100 %Nettoverschuldungsgrad
Der Nettoverschuldungsgrad gibt an, in welchem Verhältnis die Nettoverschuldung zum Eigenkapital des Unternehmens steht
Nettoverschuldungsgrad = (Nettoverschuldung×100) ÷ Eigenkapital inkl. Investitionszuschüsse(VOL.AT/LUM)
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