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Pfanner zwischen Rekordumsatz und Kostendruck

Positive Geschäftsentwicklung beim Fruchtsafthersteller
Positive Geschäftsentwicklung beim Fruchtsafthersteller ©Gemini
Pfanner bleibt auf Kurs: Trotz Kostendruck präsentiert sich der Lauteracher Getränkekonzern wirtschaftlich äußerst stabil. Die Zahlen im Detail.
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Mit einer neuen Serie blicken wir hinter die Zahlen der heimischen Wirtschaft. Regelmäßig analysieren wir veröffentlichte Jahresabschlüsse von Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Heute im sechsten Teil: die Pfanner Holding AG.

Pfanner zählt seit Jahrzehnten zu den großen Konstanten im europäischen Getränkemarkt. Doch wie steht das Unternehmen mit seinen knapp 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wirtschaftlich da? Ein Blick in die Bilanz zeigt: sehr robust.

Das Unternehmen ist als Holding organisiert und bündelt alle operativen Gesellschaften im In- und Ausland unter einem Dach. Herzstück ist der Produktions- und Logistikstandort in Lauterach (Hermann Pfanner Getränke GmbH), wo Fruchtsäfte, Eistees und weitere Getränke hergestellt werden. Insgesamt umfasst der Konzern 14 Tochtergesellschaften in Deutschland, Italien, Rumänien, der Ukraine, der Schweiz und weiteren Ländern.

Rekordumsatz und solide Erträge

Zwischen 2019 und 2024 wuchs Pfanners Konzernumsatz um mehr als 64 Prozent – von 288 auf knapp 472 Millionen Euro. Ein Großteil entfällt auf die Eistee- und Fruchtsaftproduktion. Über 80 Prozent der Erlöse erwirtschaftet das Unternehmen im Ausland.

Trotz massiv gestiegener Kosten für Rohstoffe, Verpackungen und Energie konnte Pfanner die operative Ertragskraft nicht nur halten, sondern sogar stärken. Der operative Gewinn erreichte zuletzt 28 Millionen Euro, der Konzernjahresüberschuss 18 Millionen Euro. Nach dem schwierigen Jahr 2022, als hohe Rohstoff- und Betriebskosten das Ergebnis belasteten, hat sich Pfanner wirtschaftlich deutlich erholt.

Volatiler Cashflow

Der operative Cashflow – also das tatsächlich verfügbare Geld aus dem laufenden Geschäft – schwankte in den vergangenen Jahren erheblich. 2022 sank er auf nur 0,8 Millionen Euro, nachdem in den Vorjahren jeweils über 20 Millionen erwirtschaftet worden waren. Grund war vor allem ein gezielter Lageraufbau.

2023 folgte ein starker Anstieg auf 19 Millionen Euro, doch 2024 ging der Cashflow erneut auf 8 Millionen zurück. Diesmal banden vor allem gestiegene Vorräte und offene Forderungen Kapital. Anders formuliert: Mehr Geld steckte in Lagerbeständen und noch nicht bezahlten Rechnungen von Kunden.

Kräftige Investitionen

Pfanner hat im Jahr 2024 rund 35 Millionen Euro in Sachanlagen investiert – deutlich mehr als in den Vorjahren. Die Mittel flossen vorwiegend in Grundstücke und Bauten, technische Anlagen und laufende Projekte sowie in die Geschäftsausstattung. Zum Vergleich: In den Jahren 2022 und 2023 lagen die Investitionen jeweils bei rund 18 Millionen Euro. Bis 2026 fließen weitere 50 Millionen Euro in den Ausbau und die Modernisierung des Vorarlberger Standorts.

Robuste Bilanzstruktur

Trotz stark gestiegener Finanzverbindlichkeiten von insgesamt rund 108 Millionen Euro bleibt die Finanzstruktur robust. Die Eigenkapitalquote liegt bei 47 Prozent – ein sehr solider Wert. Das schafft Spielraum und Stabilität. Das Eigenkapital erreichte 150 Millionen Euro, die Bilanzsumme 318 Millionen Euro.

Eine Eigenkapitalrendite von über 12 Prozent belegt die hohe Profitabilität des eingesetzten Kapitals – ein Wert, der auch im Branchenvergleich überzeugt.

Vorsichtig optimistisch

Für die Zukunft setzt Pfanner auf Innovation: Neue Getränke- und Verpackungskonzepte sollen laut aktuellem Konzernlagebericht zusätzliche Marktchancen eröffnen.

Zu den aktuellen Bilanzkennzahlen wollte sich das Unternehmen auf Anfrage der Redaktion nicht äußern. Fürs laufende Geschäftsjahr rechnet Pfanner laut Lagebericht zwar mit preisbedingt höheren Umsätzen, doch steigende Abschreibungen, höhere Zinsen und gestiegene Personalkosten dürften das Ergebnis belasten.

Bilanzübersicht Pfanner Holding AG

Größe & Struktur

Umsatz- und Bilanzentwicklung

Die Pfanner Holding verzeichnet ein kräftiges Wachstum: Der Umsatz stieg auf rund 472 Millionen Euro, während sich auch die Bilanzsumme deutlich erhöhte. Das unterstreicht die kontinuierliche Expansion und solide Kapitalbasis.

Mitarbeiterentwicklung

Die Mitarbeiterzahl entwickelte sich in den vergangenen Jahren stabil: Nach einem vorübergehenden Rückgang während der Pandemie wuchs die Belegschaft bis 2024 wieder auf 974 Mitarbeiter.

Ergebnis & Rentabilität

Gewinnentwicklung

Die Ertragssituation hat sich über den Analysezeitraum deutlich verbessert: Nach einem Rückgang im Jahr 2022 infolge hoher Energie- und Rohstoffkosten stieg der Konzernjahresüberschuss bis 2024 wieder auf rund 18 Millionen Euro und damit auf mehr als das Doppelte des Niveaus von 2019.

Rentabilitätskennzahlen

>Die Rentabilität zeigt sich über die Jahre hinweg robust: Mit einer operativen Gewinnmarge zwischen vier und sechs Prozent und einer Eigenkapitalrendite von zuletzt 12 Prozent erwirtschaftet der Konzern stabile Erträge und nutzt sein Kapital effizient.

Finanzielle Stabilität & Liquidität

Eigenkapitalquote

Die finanzielle Stabilität gilt als ausgesprochen solide: Mit einer konstant hohen Eigenkapitalquote von rund 47 Prozent verfügt der Konzern über eine starke Kapitalbasis.

Kennzahlen – kurz & verständlich

Größe & Struktur

Umsatz (Umsatzerlöse)

Entgelte aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit innerhalb des Geschäftsjahres gemäß UGB (netto, ohne USt).

Größe & Struktur

Bilanzsumme

Summe der Aktiva (entspricht Summe der Passiva) am Bilanzstichtag – misst die Unternehmensgröße.

Größe & Struktur

Eigenkapital

Reinvermögen der Eigentümer am Stichtag (gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, Gewinnvortrag, Jahresergebnis).

Größe & Struktur

Mitarbeitende

Durchschnittliche Kopfzahl bzw. am Stichtag beschäftigte Personen (je nach Quellenlage).

Ergebnis & Rentabilität

Operativer Gewinn (EBIT)

Ergebnis aus dem Kerngeschäft vor Zinsen und Steuern (UGB-GuV: Betriebsergebnis).

Ergebnis & Rentabilität

Jahresüberschuss

Ergebnis nach Steuern der Periode (vor Gewinnverwendung/Ausschüttung).

Ergebnis & Rentabilität

Cashflow

Zahlungsmittelüberschuss der Periode; üblicherweise der operative Cashflow aus der Kapitalflussrechnung.

Ergebnis & Rentabilität

Operative Gewinnmarge

Anteil des operativen Gewinns am Umsatz (EBIT-Marge).

Marge = EBIT ÷ Umsatzerlöse × 100 %
Ergebnis & Rentabilität

Eigenkapitalrendite (ROE)

Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals im Jahresverlauf (gebräuchliche Standarddefinition).

EK-Rendite = Jahresüberschuss ÷ durchschnittliches Eigenkapital × 100 %
Stabilität & Liquidität

Eigenkapitalquote

Finanzierungsstruktur: Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.

EK-Quote = Eigenkapital ÷ Bilanzsumme × 100 %
Stabilität & Liquidität

Nettoverschuldungsgrad

Der Nettoverschuldungsgrad gibt an, in welchem Verhältnis die Nettoverschuldung zum Eigenkapital des Unternehmens steht

Nettoverschuldungsgrad = (Nettoverschuldung×100) ÷ Eigenkapital inkl. Investitionszuschüsse

(VN)

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