Baukrise belastet auch die Schmidt's-Gruppe
Mit einer neuen Serie blicken wir hinter die Zahlen der heimischen Wirtschaft. Regelmäßig analysieren wir veröffentlichte Jahresabschlüsse von Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Heute im achten Teil: die Josef Schmidt's Erben Gesellschaft mbH & Co KG.
„Der deutliche Rückgang im Bau- und Baunebengewerbe hat zu einer spürbaren Reduktion der Absatzmengen geführt", erklärt Albert Trebo, CEO der Schmidt's-Gruppe, den Ergebniseinbruch. Nach Jahren profitabler Entwicklung rutschte das Vorarlberger Handelsunternehmen 2024 erstmals in die Verlustzone. Der Umsatz sank auf 199 Millionen Euro, das operative Ergebnis drehte mit –3,9 Millionen Euro klar ins Minus, und am Ende stand ein Jahresfehlbetrag von 2,4 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2022 hatte die Gruppe bei einem Jahresüberschuss von 6,7 Millionen Euro noch 230 Millionen Euro Umsatz erzielt. Als Hauptgründe für das negative Ergebnis nennt das Unternehmen neben dem Marktrückgang auch stark gestiegene Personal- und Einkaufskosten sowie Investitionen in Struktur- und Integrationsprozesse.
Die Schmidt's-Gruppe mit Sitz in Bürs zählt zu den größten Groß- und Einzelhändlern für Handwerks-, Industrie- und Tiefbaubedarf in Österreich. Operatives Herzstück ist die Schmidt's Handelsgesellschaft mbH. Zum Konzern gehören auch Auslandsgesellschaften in Deutschland und Liechtenstein. Im laufenden Jahr 2025 wurden zudem die Handwerks- und Industriebedarfsfirma Weyland-Steiner sowie der Wasser- und Umwelttechnikanbieter Wallner & Neubert (PWN) vollständig in die Gruppe integriert. Schmidt's wuchs mit der Hinzunahme auf 20 Standorte in ganz Österreich.
Cashflow bleibt positiv
Besonders hart traf es 2024 margenschwache Bereiche im Handelsgeschäft sowie Sparten mit hoher Abhängigkeit von der Baukonjunktur. Der operative Cashflow – der tatsächliche Geldzufluss aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit – blieb zwar positiv, sank jedoch von 8,6 Millionen Euro im Jahr 2023 auf rund 1,6 Millionen Euro. Haupttreiber waren das operative Defizit sowie eine geringere Entlastung aus dem Lagerabbau. Die Liquidität bleibt damit gesichert, aber deutlich weniger komfortabel als in den Vorjahren.
Die Mitarbeiterentwicklung spiegelt den konjunkturellen Druck wider: Nach einem Höchststand von über 650 Beschäftigten in den Boomjahren 2021 und 2022 sank die durchschnittliche Mitarbeiterzahl 2023 auf 626 und 2024 weiter auf 603 Personen. Dennoch stiegen die Personalaufwendungen, unter anderem durch deutliche kollektivvertragliche Lohnsteigerungen und höhere Sozialkosten.
Solide Kapitalbasis als Stabilitätsanker
Trotz der roten Zahlen präsentiert sich die Finanzstruktur weiterhin bemerkenswert solide. Die Eigenkapitalquote lag 2024 bei sehr soliden 48,7 Prozent. Die Nettoverschuldung beträgt lediglich rund 4,7 Millionen Euro, der Nettoverschuldungsgrad liegt knapp über zehn Prozent. Die Vorräte – lange Zeit ein strategischer Puffer gegen Lieferengpässe – wurden weiter abgebaut. Der Kassenbestand stieg 2024 sogar leicht auf 16 Millionen Euro an. Schmidt’s verfügt trotz des Abschwungs über ausreichend Substanz und Flexibilität, um notwendige Investitionen fortzuführen.
Keine rasche Trendumkehr erwartet
Für das bereits weit fortgeschrittene Geschäftsjahr 2025 zeichnet sich im operativen Geschäft keine wesentliche Trendwende ab. „2025 war stark geprägt vom weiteren Einbruch im Hochbau und den davon abhängigen Gewerben", so Trebo. Relativ stabil zeigt sich hingegen der Tiefbau. Positive Impulse kommen von neuen Sortimenten, die erfolgreich im Markt positioniert werden konnten.
Auch für 2026 bleibt Trebo zurückhaltend: „Wir rechnen nicht mit einer deutlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Politik hat bislang keine wirksamen Impulse gesetzt." Die Strategie sei daher klar: „Wir konzentrieren uns konsequent auf unsere neuen Projekte und Sortimente, um aus eigener Kraft zusätzliche Stabilität und Wachstumspotenziale zu erschließen."
"Die Politik hat bislang keine wirksamen Impulse gesetzt"
Interview mit Albert Trebo – CEO der Unternehmensgruppe Schmidt's
VN: Die Schmidt's-Gruppe ist 2024 erstmals seit Jahren in die Verlustzone gerutscht. Wo lagen aus Ihrer Sicht die zentralen Ursachen für diesen Ergebniseinbruch, und welche Bereiche waren besonders betroffen?
Albert Trebo: Der Ergebniseinbruch ist im Wesentlichen auf drei Faktoren zurückzuführen: Erstens hat der deutliche Rückgang im Bau- und Baunebengewerbe sowie in Teilen des Maschinen- und Anlagenbaus zu einer spürbaren Reduktion der Absatzmengen geführt. Zweitens haben wir bewusst in Struktur- und Integrationsprozesse investiert, die kurzfristig belasten, langfristig jedoch essenziell für Effizienz und Marktstärke sind. Drittens wirkten die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Personal- und Einkaufskosten weiterhin ergebnisdämpfend. Besonders betroffen waren margenschwache Bereiche im Handelsgeschäft sowie Sparten mit hoher Baukonjunkturabhängigkeit.
VN: Trotz des Ergebnisrückgangs bleibt die Eigenkapitalquote hoch. Welche strategische Bedeutung hat diese solide Kapitalbasis für die kommenden Jahre – etwa im Hinblick auf Investitionen oder mögliche Marktchancen?
Albert Trebo: Die hohe Eigenkapitalquote gibt uns die notwendige Stabilität und Handlungsfähigkeit, um auch in herausfordernden Zeiten konsequent zu investieren und Marktchancen aktiv zu nutzen. Das hat sich 2025 bereits klar gezeigt: Wir konnten wesentliche Investitionen realisieren und unsere Marktposition weiter stärken. Diese solide Kapitalbasis bleibt ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die kommenden Jahre.
VN: 2024 war für viele Handels- und Industrieunternehmen ein Jahr des Kostendrucks. Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, um steigende Energie- und Lohnkosten abzufedern, und wo sehen Sie weiteres Potenzial?
Albert Trebo: Der Kostendruck bleibt hoch. Wir haben zunächst die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen, um die für 2025 und die Folgejahre geplanten Effizienz- und Transformationsprojekte zielgerichtet umzusetzen. Auf der Energieseite setzen wir verstärkt auf Eigenproduktion und langfristige Beschaffungsmodelle, um Preisvolatilität zu reduzieren. Gleichzeitig investieren wir in Digitalisierung und Automatisierung, um strukturelle Kostenvorteile zu realisieren. Weiteres Potenzial sehen wir insbesondere in der Harmonisierung von Systemen und Abläufen innerhalb der Gruppe.
VN: Wie präsentiert sich die Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr 2025, und welche Tendenzen zeichnen sich aus heutiger Sicht bereits für das Gesamtjahr ab? Wie beurteilen Sie die Aussichten für das kommende Geschäftsjahr?
Albert Trebo: 2025 ist stark geprägt vom weiteren Einbruch im Hochbau und den davon abhängigen Gewerben – sichtbar etwa an den deutlich rückläufigen Wohnungsfertigstellungen. Relativ stabil zeigt sich hingegen der Tiefbau. Positiv wirken die neuen Sortimente, die wir erfolgreich im Markt positionieren konnten. Die umfangreichen Investitionen dieses Jahres, und die damit verbundenen Kosten, werden sich selbstverständlich im Gesamtergebnis niederschlagen. Für 2026 rechnen wir nicht mit einer spürbaren Nachfragebelebung oder einer deutlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Politik hat bislang keine wirksamen Impulse gesetzt. Daher konzentrieren wir uns konsequent auf unsere neuen Projekte und Sortimente, um aus eigener Kraft zusätzliche Stabilität und Wachstumspotenziale zu erschließen.
Mit der Vollintegration von Weyland-Steiner & PWN soll der Marktauftritt weiter gestärkt werden. Welche Effekte erwarten Sie von dieser Integration – insbesondere im Hinblick auf Marktanteile, Effizienz und Synergien?
Albert Trebo: Die Vollintegration ermöglicht uns einen einheitlichen Marktauftritt, klarere Strukturen und eine noch präzisere Positionierung gegenüber Kunden und Partnern. Wir erwarten spürbare Effizienzgewinne durch harmonisierte Prozesse, gebündelte Ressourcen und ein abgestimmtes Leistungsportfolio. Dadurch können wir auch Teile der Teuerung infolge der massiv gestiegenen Personalkosten der vergangenen Jahre abfedern. Gleichzeitig eröffnet der gemeinsame Marktzugang zusätzliche Chancen, Marktanteile gezielt auszubauen und regionale Stärken noch besser zu nutzen.
Bilanzübersicht Josef Schmidt's Erben Gesellschaft mbH & Co KG
Größe & Struktur
Umsatz- und Bilanzentwicklung
Mitarbeiterentwicklung
Ergebnis & Rentabilität
Gewinnentwicklung
Rentabilitätskennzahlen
Finanzielle Stabilität & Liquidität
Eigenkapitalquote
Kennzahlen – kurz & verständlich
Umsatz (Umsatzerlöse)
Entgelte aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit innerhalb des Geschäftsjahres gemäß UGB (netto, ohne USt).
Bilanzsumme
Summe der Aktiva (entspricht Summe der Passiva) am Bilanzstichtag – misst die Unternehmensgröße.
Eigenkapital
Reinvermögen der Eigentümer am Stichtag (gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, Gewinnvortrag, Jahresergebnis).
Mitarbeitende
Durchschnittliche Kopfzahl bzw. am Stichtag beschäftigte Personen (je nach Quellenlage).
Operativer Gewinn (EBIT)
Ergebnis aus dem Kerngeschäft vor Zinsen und Steuern (UGB-GuV: Betriebsergebnis).
Jahresüberschuss
Ergebnis nach Steuern der Periode (vor Gewinnverwendung/Ausschüttung).
Cashflow
Zahlungsmittelüberschuss der Periode; üblicherweise der operative Cashflow aus der Kapitalflussrechnung.
Operative Gewinnmarge
Anteil des operativen Gewinns am Umsatz (EBIT-Marge).
Marge = EBIT ÷ Umsatzerlöse × 100 %Eigenkapitalrendite (ROE)
Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals im Jahresverlauf (gebräuchliche Standarddefinition).
EK-Rendite = Jahresüberschuss ÷ durchschnittliches Eigenkapital × 100 %Eigenkapitalquote
Finanzierungsstruktur: Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.
EK-Quote = Eigenkapital ÷ Bilanzsumme × 100 %Nettoverschuldungsgrad
Der Nettoverschuldungsgrad gibt an, in welchem Verhältnis die Nettoverschuldung zum Eigenkapital des Unternehmens steht
Nettoverschuldungsgrad = (Nettoverschuldung×100) ÷ Eigenkapital inkl. Investitionszuschüsse(VOL.AT)
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