Schwache Baukonjunktur hinterlässt Spuren
Mit einer neuen Serie blicken wir hinter die Zahlen der heimischen Wirtschaft. Regelmäßig werden veröffentlichte Jahresabschlüsse und Bilanzen von Unternehmen aus verschiedenen Branchen analysiert. Heute Teil 7 mit der Hydro Extrusion Nenzing GmbH.
Nach dem äußerst erfolgreichen Ausnahmejahr 2022 kämpfte der Aluminiumverarbeiter Hydro Extrusion in Nenzing zuletzt mit einem deutlichen Rückgang bei Umsatz, Produktion und Gewinn. Sowohl 2023 als auch 2024 musste das Aluminiumwerk spürbare Einbußen hinnehmen. Der Umsatz und die Ertragslage gingen deutlich zurück, die Produktionsmengen sanken spürbar unter das Niveau der Rekordjahre. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen bleibt der Aluminium-Strangpressprofilhersteller profitabel und finanziell solide aufgestellt.
Rund ein Viertel weniger produziert
Das Werk in Nenzing gehört zur norwegischen Norsk Hydro ASA und gilt als einer der wichtigsten Produktionsstandorte des Konzerns in Mitteleuropa. 2024 erwirtschaftete Hydro in Nenzing 191,4 Millionen Euro Umsatz und einen Jahresüberschuss von 4,6 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2022 hatte Hydro Nenzing noch 310 Millionen Euro Umsatz und einen Gewinn von über 20 Millionen Euro erzielt. Bereits 2023 waren die Erlöse auf 208 Millionen Euro gefallen.
Auch die Produktionszahlen spiegeln den Rückgang wider. Nach einer Rekordproduktion von rund 44.000 Tonnen im Jahr 2022 sank die Menge 2023 auf 30.450 Tonnen, bevor sie 2024 leicht auf 31.600 Tonnen anstieg.
Schwache Baukonjunktur als Hauptbelastung
Besonders die schwache Entwicklung im europäischen Bau- und Industriesektor machte sich 2024 bemerkbar. Die Nachfrage nach Aluminiumprofilen blieb hinter den Erwartungen zurück. Hinzu kamen höhere Finanzierungskosten und ein insgesamt vorsichtiges Investitionsverhalten vieler Kunden. Das führte zu geringerer Auslastung und damit zu sinkenden Umsätzen. Im Kontext der gesamtwirtschaftlichen Lage spricht das Unternehmen im aktuellen Lagebericht dennoch von einem erfolgreichen Geschäftsjahr.
Finanzielle Stabilität als Stärke
Trotz spürbarer Rückgänge bleibt Hydro Nenzing finanziell solide aufgestellt. Mit einer Eigenkapitalquote von 65 Prozent zählt der Betrieb weiterhin zu den stabilsten Industrieunternehmen des Landes und liegt im Spitzenfeld der österreichischen produzierenden Industrie. Das Eigenkapital erhöhte sich – getragen von Gewinnmitnahmen der Vorjahre und durch den Abbau von Verbindlichkeiten – auf 48 Millionen Euro.
Auch der operative Cashflow blieb positiv: 7,0 Millionen Euro aus dem laufenden Geschäft zeigen, dass das Werk selbst in einem abgeschwächten Marktumfeld Erträge generieren kann. Der Gesamt-Cashflow lag bei 1,2 Millionen Euro.
Hohe Investitionen
Das Werk investiert weiter konsequent in Effizienz und Kapazität. Größtes Projekt in jüngerer Vergangenheit war der Bau einer vierten Strangpresse. Sie soll die Eigenfertigung erhöhen und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Zusätzlich flossen Mittel in Digitalisierungs- und Energieeffizienzmaßnahmen, um Prozesse zu modernisieren und Kosten zu senken.
Die Zahl der Beschäftigten sank 2024 von 460 auf 410 Mitarbeitende, was der schwächeren Auslastung geschuldet ist – aber auch Teil einer gezielten Effizienzoffensive war.
Eine Stellungnahme zur aktuellen Geschäftsentwicklung wollte das Unternehmen auf Anfrage der Redaktion nicht abgeben. Für 2025 rechnete Hydro Nenzing laut Lagebericht mit weiterhin gedämpfter Nachfrage, sah aber Chancen in hochwertigen Anwendungen und der schrittweisen Erholung des Marktes.
Bilanzübersicht Hydro Extrusion Nenzing GmbH
Größe & Struktur
Umsatz- und Bilanzentwicklung
Mitarbeiterentwicklung
Ergebnis & Rentabilität
Gewinnentwicklung
Rentabilitätskennzahlen
Finanzielle Stabilität & Liquidität
Eigenkapitalquote
Kennzahlen – kurz & verständlich
Umsatz (Umsatzerlöse)
Entgelte aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit innerhalb des Geschäftsjahres gemäß UGB (netto, ohne USt).
Bilanzsumme
Summe der Aktiva (entspricht Summe der Passiva) am Bilanzstichtag – misst die Unternehmensgröße.
Eigenkapital
Reinvermögen der Eigentümer am Stichtag (gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, Gewinnvortrag, Jahresergebnis).
Mitarbeitende
Durchschnittliche Kopfzahl bzw. am Stichtag beschäftigte Personen (je nach Quellenlage).
Operativer Gewinn (EBIT)
Ergebnis aus dem Kerngeschäft vor Zinsen und Steuern (UGB-GuV: Betriebsergebnis).
Jahresüberschuss
Ergebnis nach Steuern der Periode (vor Gewinnverwendung/Ausschüttung).
Cashflow
Zahlungsmittelüberschuss der Periode; üblicherweise der operative Cashflow aus der Kapitalflussrechnung.
Operative Gewinnmarge
Anteil des operativen Gewinns am Umsatz (EBIT-Marge).
Marge = EBIT ÷ Umsatzerlöse × 100 %Eigenkapitalrendite (ROE)
Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals im Jahresverlauf (gebräuchliche Standarddefinition).
EK-Rendite = Jahresüberschuss ÷ durchschnittliches Eigenkapital × 100 %Eigenkapitalquote
Finanzierungsstruktur: Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.
EK-Quote = Eigenkapital ÷ Bilanzsumme × 100 %Nettoverschuldungsgrad
Der Nettoverschuldungsgrad gibt an, in welchem Verhältnis die Nettoverschuldung zum Eigenkapital des Unternehmens steht
Nettoverschuldungsgrad = (Nettoverschuldung×100) ÷ Eigenkapital inkl. Investitionszuschüsse(VOL.AT)
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