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Unglaubliche Zusatzleistungen: So locken Schweizer Firmen Top-Arbeitskräfte an

Wie die Schweiz Fachkräfte anlockt.
Wie die Schweiz Fachkräfte anlockt. ©APA/KEYSTONE/BENJAMIN MANSER
Von solchen "Benefits" können "normale" Fachkräfte wohl nur träumen: So tief greifen Schweizer Unternehmen in die Tasche um Spitzenkräfte ins Land zu locken.

In Vorarlberg wird um Arbeitskräfte gerne mit dem Slogan "Dort arbeiten, wo andere Urlaub machen" geworben. In Vorarlberg gibt es vor allem einen großen Fachkräftemangel, der nicht unbedingt das Top-Manager-Segment betrifft. Wie man auf der Homepage der Wirtschaftskammer Vorarlberg nachlesen kann, ist der Fachkräftemangel nicht nur über alle Branchen hinweg spürbar, sondern belastet auch die heimische Wirtschaft massiv. Über 73 Prozent der österreichischen Unternehmen leiden bereits stark darunter, wie die Zahlen einer bundesweiten Umfrage der Wirtschaftskammer Österreich zeigen. Bis 2040 wird die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 65 Jahre) um knapp 244.000 sinken. Inzwischen fehlt es aber nicht nur an Fach-, sondern generell an Arbeitskräften.

Umsatzeinbußen durch Fachkräftemangel

Die Folgen sind jetzt schon gravierend – 63 Prozent der Betriebe melden Umsatzeinbußen. Auch der Aufwand für die Personalsuche wird für die Unternehmer:innen immer mehr zur Mammutaufgabe. Vor diesem Hintergrund hat die Wirtschaftskammer Vorarlberg eine Fachkräftestrategie ins Leben gerufen. Ziel ist es, die Unternehmer:innen noch besser bei den Herausforderungen rund um die Personalsuche, Planung und Erhaltung zu unterstützen.

Die Offensive umfasst einen Sechs-Punkte-Plan, der durch zahlreiche Pilotprojekte, Serviceleistungen und gezielte Maßnahmen echte Entlastung für die Unternehmer:innen im Land bringen soll:

  1. Lehrlingsausbildung: Unternehmen, die selbst ausbilden, sichern sich ihre Fachkräfte von morgen. Die WKV unterstützt mit zahlreichen Initiativen.
  2. Qualifizierung eigener Mitarbeiter:innen: Durch gezielte Aus- und Weiterbildung für Mitarbeiter:innen sichern Unternehmen sich das nötige Know-how.
  3. Betriebliche Gesundheitsförderung: Mitarbeiter:innen, die sich wohlfühlen und gesund sind, sind auch leistungsfähiger.
  4. Familie und Beruf: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein wichtiges Asset für Mitarbeitende.
  5. Arbeitskräfte finden, fördern und entwickeln: Die WKV und das AMS bieten Unterstützung bei der Suche und Rekrutierung von Mitarbeiter:innen und bieten zudem diverse Fördermodelle.
  6. Gewinnung und Bindung von internationalen Fachkräften: Die WKV unterstützt bei der Rekrutierung von internationalem Fachpersonal.

Wie Schweizer Firmen Top-Arbeitskräfte ins Land locken

Schweizer Unternehmen bieten ausländischen hochqualifizierten Arbeitskräften und Top-Managern eine Reihe von Unterstützungsleistungen, um den Umzug und die Eingewöhnung in der Schweiz zu erleichtern. Laut einem Bericht von "Blick.ch" bieten sie attraktive Zusatzleistungen, um Top-Personal anzulocken. Allerdings muss man festhalten, dass "normale Facharbeiter" von solchen Benefits nur träumen können. Hier sind die wichtigsten Vorteile aufgelistet:

  1. Wohnungssuche und Mietkostenübernahme:
    • Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung.
    • Übernahme der Mietkosten für eine bestimmte Zeit.
  2. Relocation Services:
    • Unterstützung bei der Organisation des Umzugs, inklusive Transport und Einfuhr von persönlichen Gegenständen.
    • Bereitstellung von temporären Unterkünften bis zur endgültigen Wohnsituation.
  3. Privatschulgebühren:
    • Übernahme der Kosten für die Schulbildung der Kinder in internationalen oder privaten Schulen.
    • Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Schulen und Anmeldung.
  4. Steuerberatung und Steuerausgleich:
    • Bereitstellung von Steuerberatungsdiensten, um die steuerlichen Pflichten in der Schweiz und im Heimatland zu verstehen und zu erfüllen.
    • Übernahme von Steuerzahlungen oder Ausgleichszahlungen, um Doppelbesteuerung zu vermeiden.
  5. Integration und Anpassungshilfe:
    • Sprachkurse für die lokale Sprache (Deutsch, Französisch, Italienisch, je nach Region).
    • Kultur- und Integrationskurse, um sich schneller in die Schweizer Gesellschaft einzugewöhnen.
  6. Gesundheits- und Sozialleistungen:
    • Umfassende internationale Krankenversicherungen, die auch die Familie abdecken.
    • Unterstützung bei der Anmeldung zu den lokalen Gesundheitsdiensten und Versicherungen.
  7. Berufliche Unterstützung:
    • Unterstützung des Partners oder der Partnerin bei der Arbeitssuche oder Karriereentwicklung in der Schweiz.
    • Netzwerkveranstaltungen und berufliche Weiterbildungen.
  8. Administrative Unterstützung:
    • Hilfe bei der Beschaffung von Visa und Aufenthaltsgenehmigungen.
    • Unterstützung bei der Eröffnung von Bankkonten und anderen administrativen Aufgaben.
  9. Mobilität und Transport:
    • Bereitstellung eines Firmenwagens oder Übernahme der Transportkosten.
    • Unterstützung bei der Organisation von Pendelmöglichkeiten, falls notwendig.
  10. Sonstige Leistungen:
    • Finanzielle Unterstützung für die Einrichtung des neuen Haushalts.
    • Bereitstellung von lokalen Kontakten und Netzwerken zur besseren sozialen Integration.

Schweizer Unternehmen greifen tief in die Tasche

Ein Beispiel, wie tief Schweizer Unternehmen in die Tasche greifen, zeigt der Pharmariese Roche. Wie "Blick.ch" berichtet, zahlte Roche für das Konzernleitungsmitglied Cristina A. Wilbur im letzten Jahr 513.000 Franken für Steuerberatung und Steuern. Ihr Basissalär inklusive Boni und Aktienoptionen belief sich auf 3,44 Millionen Franken. Für die drei übrigen Geschäftsleitungsmitglieder ohne CEO zahlte Roche rund 72.000 Franken für Steuerberatung und Steuern. Beim ehemaligen Konzernleitungsmitglied Bill Anderson zahlte Roche für die Jahre 2020 und 2021 gar knapp zwei Millionen Franken.

Darum benötigt die Schweiz internationale Top-Manager

Ausländische Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle in der Schweizer Wirtschaft, weil es laut "Blick.ch" eine begrenzte Zahl an so hoch qualifizierten Schweizer Arbeitskräften gibt. 2023 besetzten Ausländerinnen 56 Prozent der Führungspositionen in den 100 größten Schweizer Unternehmen, wie der Report der Personalvermittlerfirma Guido Schilling zeigt. Auf Stufe Verwaltungsrat sind es 47 Prozent. Zum Vergleich: Im weltweiten Durchschnitt stammen bloß 25 Prozent der Verwaltungsratsmitglieder aus dem Ausland. Auf Platz eins der Herkunftsländer ausländischer Verwaltungsräte steht in der Schweiz der große Nachbar Deutschland, gefolgt von den USA und Großbritannien. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen sind Frauen. US-Topmanager sind heiß begehrt, weil sie den Zugang zum amerikanischen Markt erleichtern oder über Spezialwissen über ihre Heimat verfügen.

(VOL.AT)

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