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Zuhälterkriege: Autobomben und eine goldene Winchester

Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Rotlicht-Serie: Im abschließenden Teil der VOL.AT-Reihe beleuchtet Historiker Sigi Schwärzler eine blutige Anschlagserie rund um die wohl bekannteste Milieu-Größe Vorarlbergs.
Rotlicht-Serie
Messerstecherei im Bahnhofsrestaurant
Todesschüsse aus dem fahrenden Auto

Zu den traurigen Höhepunkten im blutigen Machtkampf der rivalisierenden Zuhältergruppen im Vorarlberg der Achziger-Jahre zählt sicherlich die Fehde zwischen Franz Hubmann und Hans Lasser. Die beiden Herren und ihr Gefolge zählten zu den einflussreichsten und mächtigsten Vertretern der Rotlichtszene. Währen Hubmann zunächst als Platzhirsch in Feldkirch eine Vielzahl an Prostituierten in verschiedenen Etablissements beschäftigte, steigerte Lasser seinen Einfluss im Revier rund um die Montfortstadt kontinuierlich. Das führte unweigerlich zu Streit, der sich innerhalb kürzester Zeit zu einem blutigen Schlagabtausch zwischen den erbitterten Feinden entwickelte.

Autobomben, Killer, Leibwächter und ein Schusswechsel im Dunkeln

Hubmann entschied sich, einen Killer auf seinen Erzfeind anzusetzen. Dieser engagierte mit Josef Weiser einen erfahrenen Leibwächter. Auftakt für die Serie an Mordversuchen war eine fehlgeschlagene Autobombe. Im Porsche Lassers entdeckten Mitarbeiter einer Autowerkstatt am 12. November 1980 eine Sprengeinrichtung, mit einer mit dem Zigarettenanzünder gekoppelten Zündvorrichtung. Aufgrund eines technischen Mangels detonierte die Sprengfalle nie, Lasser entkam nur knapp dem Tode.

Rund ein halbes Jahr später folgte das nächste Attentat. Lasser war unterwegs zu einem Stammtisch im Bludenzer Schlosshotel Dörflinger. Auf dem Parkplatz lauerten ihm zwei Männer auf und eröffneten das Feuer auf den Zuhälter. Der aus einer Faustfeuerwaffe abgegebene Schuss durchlöcherte die Krawatte Lassers und verletzte ihn an der Hand. Der Getroffene ergriff die Flucht und rettete sich im Kugelhagel ins Schlosshotel. Auch die Angreifer suchten das Weite. Am nächsten Tag fand eine Anrainerin beim Rasenmähen einen Smith & Wesson Revolver 357 Magnum. Lasser war überzeugt, dass sein Kontrahent Hubmann hinter dem Anschlag steckte und setzte auf die Ausforschung der Täter eine Belohnung von 100.000 Schilling aus.

Beim dritten Versuch, Lasser unter die Erde zu bringen, eskalierte die Situation dann vollends. Hubmann heuerte die Gebrüder Kristo an. Die beiden deutschen Auftragskiller versteckten sich schwer bewaffnet, u.a. mit einem Revolver, Schrotflinte und Sturmgewehr, am Abend des 23. August 1982 im Gebüsch vor Hans Lassers Penthouse in Feldkirch. Bevor der ins Visier geratene Bordellbetreiber seine Wohnung verließ, kontrollierte sein Leibwächter Josef Weiser routinemäßig die Umgebung. Dabei entdeckte er einen der beiden Killer unbemerkt.

Die goldene Winchester von Hans Lasser.

Aus dem Appartement holte sich der Bodyguard dann eine besonders auffällige, goldene Winchester, die Lasser eigentlich nur zu Dekorationszwecken besaß. Gemeinsam verließen sie die Wohnung. Als Weiser seine Handlampe einschaltete, eröffneten die Gebrüder Kristo das Feuer. Der Leibwächter schoss in Richtung des Mündungsfeuers zurück, wurde dann aber durch eine Ladung Schrot niedergestreckt. Schwer verletzt kroch er zu einem Baum und blieb dort liegen. Lasser flüchtete in seine Wohnung und verständigte Rettung und Polizei. Ebenfalls am Tatort zurück blieb Karl Kristo. Eine Kugel aus dem Lauf der Winchester hatten den Attentäter im Oberkörper getroffen. Der Deutsche verstarb wenig später im Landeskrankenhaus Feldkirch, seinem Bruder gelang die Flucht über die Grenze. Leibwächter Josef Weiser landete ebenfalls im Spital, sein Leben konnte aber durch mehrere Operationen vom damaligen Oberarzt Manfred Rützler gerettet werden.

Die Vorarlberger Presse berichtete ausführlich über das Attentat in Feldkirch.

Sigi Schwärzlers neues Buch

Die weiteren Hintergründe zu dieser blutigen Fehde rivalisierender Nightlife-Kontrahenten und viele Details rund um die "Zuhälterkriege" Mitte der Siebziger hat Sigi Schwärzler in seinem Buch "Rotlicht – Blutiges Milieu in Vorarlberg" detailliert herausgearbeitet.

Die im Buch und in der VOL.AT-Serie publizierten Namen entsprechen aus Opferschutzgründen nicht der Realität.

(VOL.AT)

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