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Zuhälterkrieg: High Noon im Gasthaus Helvetia Lustenau

Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Eine blutige Auseinandersetzung in "bleihaltiger" Atmosphäre lieferten sich sieben Zuhälter 1983 in der Stickergemeinde. Nächster Teil der VOL.AT-Serie anlässlich des neuen Buchs von Sigi Schwärzler.
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Zustände wie im Wilden Westen: Am 19. Mai 1983 trafen sich sieben Personen aus dem Zuhälter-Milieu im Lustenauer Gasthaus Helvetia, um über Revierstreitigkeiten zu verhandeln.

In der ohnehin hitzigen Debatte gingen die Wogen hoch und schließlich zogen die anwesenden Zuhälter, darunter Josef Salcher, ihre Waffen. Eine Kugel aus seinem Revolver verletzte seinen Kontrahenten Johann Bloder tödlich. Dessen Bruder erwiderte das Feuer und traf Salcher in die Brust. Der schwer verwundete Zuhälter nahm den Schützen Peter Bloder ins Visier, drückte ab und streckte ihn mit einem Schuss nieder. Die beiden schwer Verletzten wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Salcher kam mit dem Leben davon, Bloder folgte seinem Bruder wenige Wochen später ins Grab. Er verstarb ebenfalls an den Folgen der Schussverletzung.

Salcher handelte in "Notwehr"

Der Bregenzer Rotlicht-Krösus Salcher plädierte vor Gericht auf Notwehr und bekam Recht. Einzig wegen Waffenbesitzes musste der Zuhälter für sechs Monate hinter Gitter.

Tatort für die filmreife Wild-West-Schießerei: Helvetia Lustenau. ©handout/Schwärzler

"Wer ist da schwul?" Konfrontation mit extremer Brutalität

Betrachtet man sich das Arsenal der schießwütigen Ganoven, die sich in der Helvetia das Feuergefecht lieferten, erkennt man die brutalen Auswüchse der Gewalt. Zunächst bezichtigten sich die Kontrahenten gegenseitig der Homosexualität, was das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Mit den Worten "Wer ist da schwul?" sprang Hans Bloder auf und fuchtelte mit seiner Pistole herum. Salcher zog seinen Revolver und schoss ihm aus kurzer Distanz ins rechte Achselgelenk.

Tatwaffe von Salcher: Revolver Smith & Wesson, Kaliber .38 Spezial ©handout/Schwärzler

Die Dum-Dum-Geschosse erzielten ihre volle Wirkung und zertrümmerten dessen Schulter. Der zweite Schuss fand sein Ziel in der linken Brustkorbgegend und tötete den Widersacher an Ort und Stelle. Salcher wiederum wurde vom Bruder des Getöteten unter Beschuss genommen. Dieser durchschoss ihm die Brust, ein weiteres Projektil streifte den Finger und die letzte Kugel durchschlug den linken Unterschenkel. Salcher wiederum traf Peter Bloder ebenfalls in die linke Brustkorbgegend.

Sigi Schwärzlers neues Buch

Die weiteren Hintergründe zu dieser Schießerei und viele Details rund um die "Zuhälterkriege" Mitte der Siebziger hat Sigi Schwärzler in seinem Buch "Rotlicht – Blutiges Milieu in Vorarlberg" detailliert herausgearbeitet.

Sigi Schwärzlers neues Buch. ©handout/Schwärzler

Die im Buch und in der VOL.AT-Serie publizierten Namen entsprechen aus Opferschutzgründen nicht der Realität.

(VOL.AT)

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