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Robust durch ein herausforderndes Jahr

Inhaus spürt Bauflaute, steht aber auf soliden Beinen
Inhaus spürt Bauflaute, steht aber auf soliden Beinen ©Inhaus / Stiplovsek
Die Inhaus-Gruppe hat 2024 trotz Baukrise und Kostendruck ein solides Ergebnis erzielt. Zwar ging der Gewinn deutlich zurück, doch operativ und strategisch bleibt der Sanitär- und Heizungsgroßhändler klar auf Kurs.
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Mit einer neuen Serie blicken wir hinter die Zahlen der heimischen Wirtschaft. Regelmäßig analysieren wir veröffentlichte Jahresabschlüsse von Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Heute im zehnten Teil: Die Inhaus Handels GmbH.

"Trotz schwierigem Marktumfeld können wir insgesamt zufrieden sein", zieht Inhaus-Geschäftsführer Robert Küng ein positives Resümee – für das Geschäftsjahr 2024 ebenso wie für das laufende Jahr 2025. Steigende Kosten und eine schwächere Ertragslage sind jedoch auch an der Inhaus-Gruppe nicht spurlos vorbeigezogen. Nach zwei außergewöhnlich starken Jahren musste der Konzern 2024 einen deutlichen Gewinnrückgang hinnehmen: Der Jahresüberschuss sank auf 742.000 Euro, nach 3,5 Millionen Euro im Jahr davor. Der Umsatz verringerte sich von 96 auf 93 Millionen Euro.

Die Inhaus-Gruppe mit Sitz in Hohenems ist ein regionaler Sanitär- und Heizungsgroßhändler. Zum Konzern gehören neben dem Vorarlberger Stammhaus die Inhaus AG in der Schweiz, die auf Solar- und Energietechnik spezialisierte SST GmbH sowie die Münchner Michel Bäder GmbH, die im gehobenen Bädersegment tätig ist.

Besser als der Markt

Trotz Gewinnrückgang steht Inhaus im Vergleich zur kriselnden Bauwirtschaft robust da. "Mit einem Umsatzrückgang von nur drei Prozent liegen wir deutlich besser als der Markt. Wir konnten sogar Marktanteile gewinnen", betont Küng. Regional erwirtschaftete die Gruppe 70,2 Millionen Euro in Österreich und 23,1 Millionen Euro im grenznahen Ausland.

Die Zahlen spiegeln eine Normalisierung nach Boomjahren wider: 2021 und 2022 hatte Inhaus massiv von Nachholeffekten und hoher Baunachfrage profitiert. 2022 erreichte der Konzern mit 4,6 Millionen Euro Jahresüberschuss seinen Spitzenwert.

Tochterunternehmen

Zu Jahresbeginn übernahm Inhaus die restlichen Anteile am Solarunternehmen SST sowie an Michel Bäder in München und integrierte beide erstmals vollständig in den Konzernabschluss. Die Übernahmen führten zwar zu einmaligen Zusatzkosten, und auch die investitionsbedingten höheren Abschreibungen belasten das buchhalterische Ergebnis, doch „Michel Bäder wird 2025 wieder positiv beitragen, und auch SST entwickelt sich erfreulich. Langfristig war dieser Schritt strategisch richtig", so Küng.

Solide Basis als strategische Stärke

Trotz Gewinnrückgang bleibt die Bilanz stark: Die Eigenkapitalquote liegt bei über 55 Prozent, bei einer Bilanzsumme von 56 Millionen Euro. „Eine hohe Eigenkapitalquote macht uns finanziell unabhängig und schafft Spielraum für Investitionen. Das ist für uns ein nachhaltiger, verantwortungsvoller Ansatz", so Küng. Auch der operative Cashflow, ein Maßstab für die tatsächlich erwirtschafteten liquiden Mittel, blieb mit rund 6 Millionen Euro auf hohem Niveau.

Größte Investition der Firmengeschichte

Diese finanzielle Stärke nutzt Inhaus auch für die größte Investition der Firmengeschichte: 2025 wurden am Stammsitz in Hohenems 13.800 Quadratmeter Fläche für rund zwölf Millionen Euro erworben. Darauf entsteht ein neues Produktionsgebäude für die Tochterfirma SST, die 2026 von Nenzing nach Hohenems übersiedelt. „Das Projekt läuft planmäßig und soll Mitte nächsten Jahres fertiggestellt sein. Wir schaffen damit effizientere Abläufe und zusätzliche Synergien, teilweise auch für Inhaus selbst", erklärt Küng. Bereits 2024 hatte die Gruppe 2,8 Millionen Euro in Digitalisierung, Logistik und erneuerbare Energien investiert. Die Belegschaft wuchs auf 235 Mitarbeiter.

Auf Kurs

Eine rasche Marktbelebung erwartet Küng nicht, die Lage im Baugewerbe bleibe angespannt. Dennoch sieht er die Gruppe auf positivem Kurs: Mehrere Geschäftsfelder wachsen wieder, und entgegen dem Branchentrend kann Inhaus die Ertragslage im laufenden Geschäftsjahr bereits wieder verbessern.

Dank der starken Eigenkapitalbasis investiert das Unternehmen auch bewusst antizyklisch. „Gerade in schwierigen Phasen können wird dadurch unsere Leistungsfähigkeit ausbauen und uns im Markt weiterentwickeln", betont Küng. Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen sieht er Inhaus stabil aufgestellt und gut gerüstet für die kommenden Jahre.

"Wir haben uns in einem schwierigen Umfeld gut behauptet"

Interview mit Robert Küng - Geschäftsführer Inhaus

Geschäftsführer Robert Küng ©Inhaus

VN: 2024 war für die gesamte Branche ein schwieriges Jahr. Wie beurteilen Sie rückblickend die Entwicklung der Inhaus-Gruppe – was hat geholfen, Stabilität zu bewahren?

Robert Küng: Ja, das Jahr 2024 war zweifellos herausfordernd – und im Jahr 2025 ist es auch nicht leichter geworden. Das Marktumfeld war alles andere als ein Rückenwind. Trotzdem können wir insgesamt zufrieden sein: Wir haben uns in einem schwierigen Umfeld gut behauptet. Natürlich haben steigende Kosten und der Ertragsdruck auch uns getroffen, das sieht man in den Zahlen. Aber dank unserer klaren Positionierung, eines breiten Leistungsangebots, des großen Engagements unserer Mitarbeitenden und vieler Innovationen der letzten Jahre konnten wir uns positiv vom Markt abheben. Ein Umsatzrückgang von rund drei Prozent ist deutlich besser als der Marktdurchschnitt, wir konnten sogar Marktanteile gewinnen. Das zeigt, dass unsere Basis stimmt. In einer Zeit, in der es auch schnell abwärtsgehen kann, haben Zusammenhalt, Qualität und Einsatzbereitschaft dafür gesorgt, dass wir stabil durch diese Phase gekommen sind.

VN: Im Lagebericht 2024 wurde eine leichte Umsatzsteigerung und eine Ergebnisverbesserung für das Jahr 2025 prognostiziert. Haben sich diese Prognosen bewahrheitet?

Robert Küng: Im Wesentlichen ja. Der Markt selbst hat sich 2025 nicht erholt – im Gegenteil, er ist in einigen Bereichen sogar schwächer geworden. Trotzdem ist es uns gelungen, das Ergebnis leicht zu verbessern. Wir haben eine Trendwende geschafft und in mehreren Segmenten wieder Wachstum erzielt. Einzig im Solargeschäft mussten wir ein kleines Umsatzminus hinnehmen, aber ertragsseitig liegen wir wieder über dem Vorjahr.

VN: Bleiben wir kurz bei Solar – hat der Rückgang auch mit gekürzten Förderungen zu tun?

Robert Küng: Teilweise, ja. 2024 gab es noch auslaufende Förderungen, die zum Jahresende einen kleinen Boom ausgelöst haben. Danach sind einige Anreize weggefallen, etwa durch die Rücknahme der Umsatzsteuerbefreiung. Das hat den Markt gebremst. Aber ich bin grundsätzlich kein Freund davon, immer nur auf Förderungen zu schauen. Der entscheidende Punkt ist: Viele Unternehmen, vor allem große Industriebetriebe, haben derzeit andere Sorgen, als in Solaranlagen zu investieren. Das Geschäft mit kleineren Anlagen und privaten Kunden läuft hingegen weiter sehr gut. Der Rückgang betrifft vor allem Großprojekte.

VN: Wie steht es um das geplante neue Produktionsgebäude für SST in Hohenems?

Robert Küng: Das Projekt läuft planmäßig. Die Fertigstellung ist für Mitte nächsten Jahres vorgesehen. Das neue Gebäude – Büro, Produktion und Lager – entsteht direkt neben unserem Inhaus-Hauptsitz in Hohenems. Dadurch können wir Abläufe effizienter gestalten und Synergien nutzen. Teile des Gebäudes werden auch von Inhaus selbst genutzt. Es ist ein wichtiger Schritt, um das Tochterunternehmen SST langfristig am Standort Hohenems zu verankern.

VN: Die Integration von SST und Michel Bäder hat 2024 das Konzernergebnis belastet. Was erwarten Sie sich mittelfristig von diesen Tochtergesellschaften?

Wir erwarten uns sehr viel. Es stimmt: Die Integration hat im ersten Jahr Kosten verursacht und das Ergebnis negativ beeinflusst. Aber schon 2025 sehen wir eine klare Verbesserung: Michel Bäder leistet wieder einen positiven Ergebnisbeitrag, und auch SST entwickelt sich erfreulich. Langfristig war dieser Schritt strategisch richtig. Michel Bäder eröffnet uns den Zugang zu neuen Kundengruppen im hochwertigen Badsegment, auch im Großraum München. Und mit SST können wir unser Angebot bei erneuerbaren Energien abrunden. Damit bieten wir künftig komplette Energielösungen aus einer Hand – von Gebäudetechnik über Energieproduktion bis zur Mobilität.

VN: Inhaus hat eine starke Eigenkapitalbasis. Wie wichtig ist diese Stabilität gerade jetzt?

Enorm wichtig. Mit einer hohen Eigenkapitalquote sind wir finanziell sehr unabhängig. Das gibt uns Handlungsspielraum für Investitionen und schützt uns vor den Zinsrisiken. Ich sehe das nicht als konservativ, sondern als nachhaltig und verantwortungsvoll. Unsere Investitionen erhöhen zwar die Abschreibungen und drücken kurzfristig das Ergebnis, stärken aber unsere Leistungsfähigkeit. Der operative Cashflow bleibt hoch – und das ist entscheidend.

VN: Wie schätzen Sie die allgemeine Lage in der Branche ein – und was erwarten Sie für 2026?

Ich erwarte kurzfristig keine deutliche Belebung des Marktumfelds. Die anhaltend hohe Zahl an Insolvenzen im Bauhaupt- und Baunebengewerbe zeigt, dass die Branche weiterhin unter Druck steht. Für uns als Inhaus bedeutet das, unsere Stärken konsequent auszuspielen: Gerade in herausfordernden Phasen wollen wir antizyklisch investieren, unsere Leistungsfähigkeit ausbauen und uns im Markt weiterentwickeln. Grundsätzlich sehen wir sehr positiv in die Zukunft.

Inhaus Handels GmbH

Größe & Struktur

Umsatz- und Bilanzentwicklung

Zwischen 2019 und 2022 ist Inhaus deutlich gewachsen. Seit 2023 zeigt sich eine Normalisierung mit leicht rückläufigen Umsätzen. Das Eigenkapital ist über den gesamten Zeitraum spürbar ausgebaut worden.

Mitarbeiterentwicklung

Die Zahl der Mitarbeitenden lag zunächst stabil um die 210 Vollzeitkräfte und ist ab 2022 gestiegen. 2024 beschäftigt der Konzern 235 Personen – ein Plus von rund zehn Prozent gegenüber 2019

Ergebnis & Rentabilität

Gewinnentwicklung

Operativer Gewinn und Jahresüberschuss steigen bis 2022 deutlich an und markieren dort den Ertragsgipfel. 2023 und vor allem 2024 kommt es zu einem klaren Ergebnisrückgang, der mit Marktumfeld und Sondereffekten erklärbar ist. Auffällig ist, dass der operative Cashflow 2023 und 2024 deutlich höher liegt als der Jahresüberschuss – die Innenfinanzierungskraft bleibt damit intakt.

Rentabilitätskennzahlen

Die operative Gewinnmarge und die Eigenkapitalrendite erreichen 2022 ihre höchsten Werte und gehen in den beiden Folgejahren deutlich zurück. 2024 spiegeln die Kennzahlen das schwächere Ergebnisniveau wider, bleiben aber im positiven Bereich.

Finanzielle Stabilität & Liquidität

Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote reduzierte sich im Geschäftsjahr 2024 nur minimal, was weiterhin ein hohes Niveau an finanzieller Stabilität und Eigenfinanzierung bestätigt. Der ausgewiesene Nettoverschuldungsgrad liegt im moderaten Bereich.

Kennzahlen – kurz & verständlich

Größe & Struktur

Umsatz (Umsatzerlöse)

Entgelte aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit innerhalb des Geschäftsjahres gemäß UGB (netto, ohne USt).

Größe & Struktur

Bilanzsumme

Summe der Aktiva (entspricht Summe der Passiva) am Bilanzstichtag – misst die Unternehmensgröße.

Größe & Struktur

Eigenkapital

Reinvermögen der Eigentümer am Stichtag (gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, Gewinnvortrag, Jahresergebnis).

Größe & Struktur

Mitarbeitende

Durchschnittliche Kopfzahl bzw. am Stichtag beschäftigte Personen (je nach Quellenlage).

Ergebnis & Rentabilität

Operativer Gewinn (EBIT)

Ergebnis aus dem Kerngeschäft vor Zinsen und Steuern (UGB-GuV: Betriebsergebnis).

Ergebnis & Rentabilität

Jahresüberschuss

Ergebnis nach Steuern der Periode (vor Gewinnverwendung/Ausschüttung).

Ergebnis & Rentabilität

Cashflow

Zahlungsmittelüberschuss der Periode; üblicherweise der operative Cashflow aus der Kapitalflussrechnung.

Ergebnis & Rentabilität

Operative Gewinnmarge

Anteil des operativen Gewinns am Umsatz (EBIT-Marge).

Marge = EBIT ÷ Umsatzerlöse × 100 %
Ergebnis & Rentabilität

Eigenkapitalrendite (ROE)

Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals im Jahresverlauf (gebräuchliche Standarddefinition).

EK-Rendite = Jahresüberschuss ÷ durchschnittliches Eigenkapital × 100 %
Stabilität & Liquidität

Eigenkapitalquote

Finanzierungsstruktur: Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.

EK-Quote = Eigenkapital ÷ Bilanzsumme × 100 %
Stabilität & Liquidität

Nettoverschuldungsgrad

Der Nettoverschuldungsgrad gibt an, in welchem Verhältnis die Nettoverschuldung zum Eigenkapital des Unternehmens steht

Nettoverschuldungsgrad = (Nettoverschuldung×100) ÷ Eigenkapital inkl. Investitionszuschüsse

(VOL.AT/VN)

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