Energiewende sorgte bei Bösch für Auftrieb
Mit einer neuen Serie blicken wir hinter die Zahlen der heimischen Wirtschaft. Regelmäßig analysieren wir veröffentlichte Jahresabschlüsse von Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Heute im neunte Teil: Die Walter Bösch GmbH & Co KG.
Die Walter Bösch GmbH & Co KG mit Sitz in Lustenau zählt seit Jahrzehnten zu den führenden Anbietern von Heizungs-, Klima- und Lüftungssystemen in Österreich. Das Familienunternehmen, früher unter dem Namen heizbösch bekannt, beschäftigt über 700 Mitarbeitende und gilt als einer der großen Player im Gebäudetechnik-Markt.
Rückkehr auf Wachstumspfad
2024 war für Bösch ein erfolgreiches Jahr, wie ein Blick in den Jahresabschluss zeigt. Der Umsatz wuchs von 135 auf 148 Millionen Euro, das operative Ergebnis erreichte mit 5 Millionen Euro einen neuen Höchstwert. Ein höherer Dienstleistungsanteil und eine konsequente Preisstrategie stützten die Profitabilität, während sich die Beschaffungsmärkte nach mehreren herausfordernden Jahren zunehmend normalisierten. Der Jahresüberschuss stieg auf 3,6 Millionen Euro. Die Erholung baut auf der Trendwende auf, die bereits 2022 eingesetzt hatte, nachdem Bösch im Jahr 2021 unter ungünstigem Produktmix, steigenden Materialpreisen und verzögerten Preisweitergaben gelitten hatte. Seither hat sich das Unternehmen wieder in stabiles Fahrwasser bewegt.
Mehrere Faktoren trugen zur positiven Entwicklung bei. Die Sanierungsoffensive im Gebäudesektor führte ebenso zu steigender Nachfrage wie die fortschreitende Wärmewende, die energieeffiziente Heiz- und Lüftungssysteme stärker in den Fokus rückt. Bösch konnte im Bereich Wärmepumpen und Biomasse zusätzliche Marktanteile gewinnen. Gleichzeitig entwickelte sich das Service- und Projektgeschäft zu einer stabilen Ertragssäule mit wiederkehrenden Wartungseinnahmen und solider Nachfrage im Bestandsbau.
Lagerabbau sorgt für Cashflow-Schub
Ein weiterer Treiber war der gezielte Abbau von Lagerbeständen. Nachdem 2023 erhebliche Vorräte aufgebaut worden waren, wurden diese 2024 um nahezu neun Millionen Euro reduziert. Das entlastete die Bilanz und sorgte für einen außergewöhnlich hohen Liquiditätszufluss. Der operative Cashflow kletterte auf 22,6 Millionen Euro und stärkte die Eigenfinanzierungskraft des Unternehmens deutlich. Die Rentabilität stabilisierte sich auf solidem Niveau. Die EBIT-Marge erreichte rund 3,4 Prozent und bewegte sich damit im üblichen Branchenspektrum. Auch die Eigenkapitalrendite zeigte sich stabil, während die hohe Liquidität die Ertragskraft zusätzlich untermauerte.
Nettoverschuldung halbiert
Die Bilanz präsentiert sich insgesamt gefestigt. Die Nettoverschuldung wurde binnen eines Jahres halbiert, die Eigenkapitalquote liegt bei soliden 46 Prozent. Damit verfügt Bösch über eine robuste finanzielle Basis, die im derzeit volatilen Umfeld von Vorteil ist.
Zweigeteiltes Marktumfeld
Zu den aktuellen Geschäftszahlen wollte sich Bösch auf Anfrage nicht äußern. Trotz der Kürzungen der Bundesförderungen für Gebäudesanierungen blickt das Management optimistisch in die kommenden Jahre. Zwar ist die Zurückhaltung vieler Haushalte und Betriebe bei Sanierungsentscheidungen spürbar, gleichzeitig sieht das Unternehmen weiterhin gutes Wachstumspotenzial. Die langfristigen Treiber wie der energetische Sanierungsbedarf und die Wärmewende bleiben bestehen. Insgesamt geht das Unternehmen von einer stabilen Entwicklung in den kommenden Jahren aus und sieht sich finanziell und strukturell gut gerüstet.
Bilanzübersicht Walter Bösch GmbH & Co KG
Größe & Struktur
Umsatz- und Bilanzentwicklung
Mitarbeiterentwicklung
Ergebnis & Rentabilität
Gewinnentwicklung
Rentabilitätskennzahlen
Finanzielle Stabilität & Liquidität
Eigenkapitalquote
Kennzahlen – kurz & verständlich
Umsatz (Umsatzerlöse)
Entgelte aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit innerhalb des Geschäftsjahres gemäß UGB (netto, ohne USt).
Rohergebnis
Bruttoergebnis aus der Leistungserbringung: Umsatz minus Umsatzkosten (Handel: Wareneinsatz; Produktion: Herstellkosten der abgesetzten Erzeugnisse; inkl. Bestandsveränderungen/aktivierte Eigenleistungen gemäß GuV-Gliederung).
Rohergebnis = Umsatzerlöse − Umsatzkosten (Handel: Wareneinsatz; Produktion: HK der abgesetzten Erzeugnisse)Bilanzsumme
Summe der Aktiva (entspricht Summe der Passiva) am Bilanzstichtag – misst die Unternehmensgröße.
Eigenkapital
Reinvermögen der Eigentümer am Stichtag (gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, Gewinnvortrag, Jahresergebnis).
Mitarbeitende
Durchschnittliche Kopfzahl bzw. am Stichtag beschäftigte Personen (je nach Quellenlage).
Operativer Gewinn (EBIT)
Ergebnis aus dem Kerngeschäft vor Zinsen und Steuern (UGB-GuV: Betriebsergebnis).
Jahresüberschuss
Ergebnis nach Steuern der Periode (vor Gewinnverwendung/Ausschüttung).
Cashflow
Zahlungsmittelüberschuss der Periode; üblicherweise der operative Cashflow aus der Kapitalflussrechnung.
Operative Gewinnmarge
Anteil des operativen Gewinns am Umsatz (EBIT-Marge).
Marge = EBIT ÷ Umsatzerlöse × 100 %Eigenkapitalrendite (ROE)
Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals im Jahresverlauf (gebräuchliche Standarddefinition).
EK-Rendite = Jahresüberschuss ÷ durchschnittliches Eigenkapital × 100 %Eigenkapitalquote
Finanzierungsstruktur: Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.
EK-Quote = Eigenkapital ÷ Bilanzsumme × 100 %Verschuldungsgrad
Hebel des Fremdkapitals im Verhältnis zum Eigenkapital (100 % ≙ Fremdkapital = Eigenkapital).
Verschuldungsgrad = Fremdkapital ÷ Eigenkapital × 100 %(= (Bilanzsumme − Eigenkapital) ÷ Eigenkapital × 100 %)
(VOL.AT)
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