Head hält Balance zwischen Piste und Court
Mit einer neuen Serie blicken wir hinter die Zahlen der heimischen Wirtschaft. Regelmäßig analysieren wir veröffentlichte Jahresabschlüsse von Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Heute in Teil 14: die Head Sport GmbH.
„2025 ist für uns bisher sehr gut verlaufen", sagt Ottmar Barbian, Geschäftsführer der Head Sport GmbH. Das Wintergeschäft habe sich klar erholt, die Nachfrage sei höher, die Marktstimmung insgesamt positiver. Nach einem herausfordernden Jahr 2024 blickt der Sportartikelhersteller mit Zuversicht nach vorne.
Die Head Sport GmbH ist Teil einer internationalen Konzernstruktur. Eigentümerin ist die Head Austria GmbH, eingebettet in den Head-Konzern mit der Head UK Ltd. als oberster Muttergesellschaft. Der Standort Kennelbach fungiert als zentrales operatives Drehkreuz für Wintersport und Racquetsport – von Tennis über Padel bis Pickleball.
Umsatz stabil, Gewinn unter Druck
Auch im Geschäftsjahr 2024 zeigte sich Head „nicht unzufrieden“, wenngleich das Ergebnis nicht an die Rekordjahre 2022 und 2023 heranreichte. Der Umsatz der Head Sport GmbH sank um 1,8 Prozent von 451 auf rund 443 Millionen Euro und blieb damit auf einem hohen Niveau (konzernweit erzielte die Head-Gruppe einen Umsatz von rund 620 Millionen Euro). Deutlich stärker fiel der Rückgang beim Betriebsergebnis aus, das von rund 51 auf gut 32 Millionen Euro zurückging. Unter dem Strich stand ein Jahresüberschuss von 27 Millionen Euro. Zu berücksichtigen ist dabei, dass das außergewöhnlich starke Ergebnis 2023 durch einen Einmaleffekt aus dem Verkauf eines Betriebsgebäudes zusätzlich begünstigt war.
Winter belastet, Racquetsport federt ab
Die Gründe für diese Entwicklung liegen in der unterschiedlichen Dynamik der Geschäftsfelder. Während Racquetsport und Lizenzgeschäft die Erlöse weitgehend stabilisierten, geriet das Wintersportsegment unter Druck. Ein milder Winter mit schwachen Schneeverhältnissen bremste den Abverkauf, volle Lagerbestände im Einzelhandel dämpften die Nachbestellungen. Die Sparte verzeichnete ein Umsatzminus von 6,6 Prozent. „Wir litten wie die gesamte Winterbranche unter dem schlechten Winter", erklärt Barbian.
Der Racquetsport entwickelte sich stabilisierend: Tennis und Padel legten zu, der Bereich wuchs insgesamt um 2,5 Prozent. Besonders positiv verlief die Entwicklung in China, wo Head vor drei Jahren eine eigene Vertriebsniederlassung aufgebaut hat. Auch Padel und Pickleball gewinnen zunehmend über ihre klassischen Heimmärkte hinaus an Bedeutung.
Auf der Kostenseite wirkten mehrere Faktoren gleichzeitig: steigende fixe Aufwendungen, höhere Beschaffungspreise sowie in schwierigen Märkten geringere Margen. Abschreibungen und Wertberichtigungen verstärkten den Ergebniseffekt zusätzlich.
Die Bilanz zeigt trotz des Gewinnrückgangs eine solide Basis: Die Eigenkapitalquote liegt bei rund 19 Prozent. Gewinne werden aufgrund eines Ergebnisabführungsvertrags vollständig an die Muttergesellschaft Head Austria GmbH abgeführt.
Spitzensport als Wirtschaftsfaktor
Ein konstanter Erfolgsfaktor bleibt der Spitzensport. „Die Athletinnen und Athleten sind unsere wichtigsten Markenbotschafter“, betont Barbian.
Ihre Erfolge wirkten sich „sehr konkret auf unsere wirtschaftliche Entwicklung aus“. Paradebeispiel sind die Tennisschläger-Modelle von Jannik Sinner und Novak Djokovic – weltweit die erfolgreichste Schläger-Linie.
Neue Säulen im Aufbau
Für die kommenden Jahre konzentriert sich das Unternehmen auf den Ausbau der traditionellen Standbeine Wintersport und Racquetsport. Gleichzeitig sollen die Divisionen Watersports und Sportswear zu weiteren tragenden Säulen entwickelt werden. Head hat heuer die Aqualung Group übernommen. Durch die Integration zählt der Head-Konzern gemeinsam mit seiner Marke Mares nun zu den weltweit führenden Anbietern im Tauchsport.
Herausforderungen bleiben
Die allgemeine Konsumzurückhaltung nimmt Head wahr, allerdings nicht im Ausmaß anderer Branchen. Größere Unsicherheiten ergeben sich aus volatilen Rahmenbedingungen wie der Zollsituation bei Einfuhren aus China in die USA. Von der Politik wünscht sich Barbian vor allem Planungssicherheit und Maßnahmen, die die Wertschöpfung am Standort Österreich langfristig stärken.
„Wir blicken insgesamt sehr optimistisch in die Zukunft“, sagt Barbian. Als führende Marke verfüge Head über eine starke Ausgangsposition mit wachsenden Märkten im Racquetsport und weiterhin großen Chancen im Wintergeschäft, insbesondere in den USA.
"Wir sehen eine deutlich positivere Stimmung im Markt"
Interview mit Ottmar Barbian - Geschäftsführer Head Sport GmbH
VN: Die Bilanz der Head Sport GmbH 2024 zeigt nach dem Boomjahr 2022 leichte Umsatzrückgänge und Rückgänge beim Ergebnis. Wie blicken Sie selbst auf das Geschäftsjahr 2024?
Ottmar Barbian: Insgesamt sind wir mit dem Ergebnis 2024 nicht unzufrieden. Wir müssen die Entwicklung hier differenziert betrachten, zwischen dem Wintersport und dem Racquetsports-Geschäft. Im Wintergeschäft hatten wir einen Umsatzrückgang zu verzeichnen, wir litten wie die gesamte Winterbranche unter dem schlechten Winter und der dadurch bedingt rückläufigen Nachfrage. Das Racquetsports-Geschäft entwickelte sich hingegen weiter positiv. Sowohl die Tenniskategorie als auch die wachsende Beliebtheit des Padelsports in Europa trugen zu der erfreulichen Entwicklung bei.
VN: Wie entwickelte sich das Jahr 2025 bisher für Head und wie fällt ihr Blick auf die kommenden Geschäftsjahre aus?
Ottmar Barbian: 2025 ist für uns bisher sehr gut verlaufen. Das Wintergeschäft hat sich klar erholt – wir sehen eine höhere Nachfrage nach Winterprodukten und insgesamt eine deutlich positivere Stimmung im Markt. Auch im Racquetsports-Bereich setzen wir unseren Wachstumskurs fort. Tennis zeigt in vielen Ländern starke Dynamik. Besonders erfreulich ist die Entwicklung in China, wo wir vor drei Jahren unsere eigene Vertriebsniederlassung eröffnet haben und nun die Erfolge dieser Investition sehen. Darüber hinaus wachsen die Sportarten Padel und Pickleball nicht nur in ihren "Heimmärkten" Spanien bzw. USA, sondern auch darüber hinaus und eröffnen uns zusätzliche Potenziale. Wir blicken insgesamt sehr optimistisch in die Zukunft. Als eine der führenden Marken in unseren Sportarten verfügen wir über eine hervorragende Ausgangsposition. Wir erwarten weiterhin wachsende Märkte im Racquetsport und sehen auch im Wintergeschäft bedeutende Chancen, insbesondere in großen Märkten wie den USA, in denen wir unsere Position noch weiter stärken möchten.
VN: Der Ski-Weltcup und Profi-Tennis-Tour sind für Head ein wichtiger Botschafter. Welche Impulse bringen die Erfolge Ihrer Athletinnen und Athleten für Ihr Unternehmen?
Ottmar Barbian: Die Athletinnen und Athleten sind unsere wichtigsten Markenbotschafter nach außen. Sie prägen wesentlich, wie unsere Marke wahrgenommen wird und transportieren Werte, für die wir stehen: technische Kompetenz, Verlässlichkeit und Performance auf höchstem Niveau. Ihre Erfolge im Profisport wirken sich sehr konkret auf unsere wirtschaftliche Entwicklung aus. Einzelne Athletinnen und Athleten setzen starke Impulse für die Marke, für Produktkategorien bis hin für bestimmte Produktlinien und erzeugen durch ihre Popularität mittelbare und unmittelbare Nachfrage. Ein gutes Beispiel ist die Tennisschläger-Modellserie, die Jannik Sinner und Novak Djokovic promoten. Sie ist weltweit die erfolgreichste Schläger-Linie. Darüber hinaus haben unsere Sportlerinnen und Sportler eine hohe Vorbildfunktion, insbesondere für junge Menschen. Wir sind deshalb sehr stolz, im Winter- wie auch im Racquetsport ein derart starkes Team mit beeindruckenden Charakteren zu haben. Sie prägen und tragen unser Markenbild mit, auf und abseits der Piste und des Courts.
VN: Welche Themen und Projekte stehen für Sie in den kommenden Jahren besonders im Vordergrund?
Ottmar Barbian: In den kommenden Jahren werden wir uns natürlich darauf konzentrieren, unsere beiden traditionellen Standbeine Wintersport und Racquetsport weiter auszubauen. Das umfasst die Entwicklung innovativer Produkte, gezielte Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie die konsequente Bearbeitung jener Märkte, in denen wir signifikante Wachstumspotenziale identifizieren. Gleichzeitig richten wir unseren Fokus darauf, die Divisionen Watersports und Sportswear zu zwei weiteren tragenden Säulen der Gruppe zu entwickeln. Ein wichtiger Schritt war die Integration von Aqualung in unsere Unternehmensgruppe und in die Watersports Division. Gemeinsam mit Mares sind wir damit weltweit führend im Tauchsport. Durch die Nutzung der sich daraus ergebenden Synergien rechnen wir in diesem Bereich mit weiterem substanziellem Wachstum. Im Sportswear-Segment schlagen wir bewusst neue Wege ein. Wir haben eine eigenständige Organisation aufgebaut, die über die klassische Winter- und Tennis-Performance-Bekleidung hinaus das Lifestyle-Segment erschließen wird. Gerade international sehen wir hier beträchtliche Chancen, unsere Marke noch breiter zu positionieren und neue Kundengruppen zu erreichen.
VN: Viele Unternehmen spüren derzeit ein eher zurückhaltendes Konsumverhalten. Wie gehen Sie damit um und welche Forderungen richten Sie an die Politik?
Ottmar Barbian: Wir nehmen die aktuelle Konsumzurückhaltung wahr, allerdings nicht in jenem Ausmaß, wie es andere Branchen betrifft. Dennoch verfolgen wir die Marktentwicklung natürlich sehr aufmerksam. Für ein global agierendes Unternehmen wie unseres ist diese Zeit geprägt von Unsicherheit und sich teils abrupt verändernden Rahmenbedingungen. Ein aktuelles Beispiel ist die zuletzt äußerst volatile Situation bei den Zöllen auf Einfuhren aus China in die USA, die für internationale Produktions- und Lieferketten eine erhebliche Herausforderung darstellt. Ein weiterer zentraler Aspekt ist der Wirtschaftsstandort Österreich. Unsere Wurzeln liegen hier, und als Unternehmen der Skiindustrie bekennen wir uns zu diesem Standort. Gleichzeitig spüren wir täglich, wie der Wettbewerbsdruck steigt und es zunehmend anspruchsvoller wird, im internationalen Vergleich mitzuhalten. Damit wir auch künftig erfolgreich aus Österreich heraus agieren können, benötigen wir verlässliche und international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Hier wünschen wir uns von der Politik vor allem Planungssicherheit und Maßnahmen, die die Wertschöpfung am Standort langfristig stärken.
Head Sport ist in eine internationale Konzernstruktur eingebettet. Welche Vorteile bringt diese Einbindung und wo profitieren Sie im Tagesgeschäft am stärksten davon?
Die Einbindung in eine internationale Konzernstruktur verschafft uns in mehreren Bereichen klare Vorteile. Wo immer es fachlich sinnvoll und organisatorisch möglich ist, nutzen wir konzernweite Synergien, so zum Beispiel in der Produktinnovation und -entwicklung. Ein starker Nutzen zeigt sich im Bereich Distribution: Wir bündeln den Vertrieb unserer unterschiedlichen Produktkategorien sowohl in zentralisierten als auch in lokalen Vertriebsgesellschaften. Die bestehenden Strukturen erleichtern uns den Markteintritt und das skalierte Wachstum für neue oder zusätzliche Segmente erheblich. Ein aktuelles Beispiel ist der erfolgreiche Aufbau und die Integration unseres Racquetsports-Vertriebs in Australien in die dort bereits etablierte Watersports-Organisation. Derartige Strukturen ermöglichen effiziente Prozesse, konsistente Marktauftritte und eine schnelle, professionelle Durchdringung neuer Märkte.
Bilanzübersicht Head Sport GmbH
Größe & Struktur
Umsatz- und Bilanzentwicklung
Mitarbeiterentwicklung
Ergebnis & Rentabilität
Gewinnentwicklung
Rentabilitätskennzahlen
Finanzielle Stabilität & Liquidität
Eigenkapitalquote
Kennzahlen – kurz & verständlich
Umsatz (Umsatzerlöse)
Entgelte aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit innerhalb des Geschäftsjahres gemäß UGB (netto, ohne USt).
Bilanzsumme
Summe der Aktiva (entspricht Summe der Passiva) am Bilanzstichtag – misst die Unternehmensgröße.
Eigenkapital
Reinvermögen der Eigentümer am Stichtag (gezeichnetes Kapital, Kapitalrücklagen, Gewinnrücklagen, Gewinnvortrag, Jahresergebnis).
Mitarbeitende
Durchschnittliche Kopfzahl bzw. am Stichtag beschäftigte Personen (je nach Quellenlage).
Operativer Gewinn (EBIT)
Ergebnis aus dem Kerngeschäft vor Zinsen und Steuern (UGB-GuV: Betriebsergebnis).
Jahresüberschuss
Ergebnis nach Steuern der Periode (vor Gewinnverwendung/Ausschüttung).
Cashflow
Zahlungsmittelüberschuss der Periode; üblicherweise der operative Cashflow aus der Kapitalflussrechnung.
Operative Gewinnmarge
Anteil des operativen Gewinns am Umsatz (EBIT-Marge).
Marge = EBIT ÷ Umsatzerlöse × 100 %Eigenkapitalrendite (ROE)
Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals im Jahresverlauf (gebräuchliche Standarddefinition).
EK-Rendite = Jahresüberschuss ÷ durchschnittliches Eigenkapital × 100 %Eigenkapitalquote
Finanzierungsstruktur: Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme.
EK-Quote = Eigenkapital ÷ Bilanzsumme × 100 %Nettoverschuldungsgrad
Der Nettoverschuldungsgrad gibt an, in welchem Verhältnis die Nettoverschuldung zum Eigenkapital des Unternehmens steht
Nettoverschuldungsgrad = (Nettoverschuldung×100) ÷ Eigenkapital inkl. Investitionszuschüsse(VOL.AT/VN)
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