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Stabil leistbare Mieten: Vogewosi zieht Bilanz

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Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Die Vogewosi konnte auch in herausfordernden Zeiten die Bilanzsumme auf rund 885 Mio. Euro steigern. Die Mieten sollen weiterhin stabil bleiben. Die Vogewosi leistete auch 2021 einen wesentlichen Beitrag zur Wohnbauoffensive des Landes. Die Bilanzsumme konnte auf rund 885 Mio.
(V+) Feldmoos: Freude bei Bewohnern

Die Vogewosi leistete auch 2021 einen wesentlichen Beitrag zur Wohnbauoffensive des Landes. Die Bilanzsumme konnte auf rund 885 Mio.Euro gesteigert werden. Mit 26 Mio. Euro lag das Neubauvolumen um knapp 10 Mio. Euro unter dem der letzten Jahre. Gründe dafür sind die weiter steigenden Kosten, vor allem bei Bauleistungen und Rohstoffen. Das Eigenkapital beträgt mit 311 Mio. Euro bereits mehr als ein Drittel der Bilanzsumme.

Hans-Peter Lorenz und Karlheinz Rüdisser präsentierten die Bilanz für 2021. ©VOL.AT/Mayer

Mieten weitgehend stabil halten

"Gerade in unsicheren Zeiten mit steigenden Zinsen und hoher Inflation ist es umso erfreulicher, dass das Eigenkapital der Vogewosi wieder angewachsen ist", meint Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz. "Gemeinsam mit der Wohnbauförderung gibt uns das die Möglichkeit, die Mieten weitgehend stabil halten zu können."

Die gesamte gemeinnützige Branche steht derzeit vor großen Herausforderungen. Die Energiepreise explodieren, Rohstoffe und Handwerker sind nur begrenzt verfügbar, was zu einer massiven Kostensteigerung von rund 25 Prozent führt. Die nachhaltige Finanzierung eines leistbaren Mietentgelts wird immer schwieriger. "Doch gerade heute hat leistbares Wohnen einen sehr hohen Stellenwert, stellt doch eine Inflation von rund neun Prozent das Leben der Menschen auf eine harte Probe", so Aufsichtsratsvorsitzender Karlheinz Rüdisser.

Auch über das aktuelle Jahr und die kommenden Projekte wurde gesprochen. ©VOL.AT/Mayer

Kritische Kostensituation

Sorgen bereitet die kritische Situation bei den Bau- und Grundstückskosten. Der Markt ist nach wie vor überhitzt, auch wenn inzwischen wieder mehr Grundstücke verfügbar sind. Eine Preisberuhigung sei noch nicht festzustellen, so Hans-Peter Lorenz: "Wir sprechen hier – umgelegt auf die Wohnfläche – von Preisen zwischen 1.000 und 2.400 Euro pro Quadratmeter. Das sind zum Teil Preise, die vor nicht allzu langer Zeit für die gesamte Errichtung pro Quadratmeter Wohnfläche zu zahlen waren."

Ein weiterer Grund für die Verteuerung ist die Vielzahl an Vorgaben durch die öffentliche Hand. So braucht es zum Beispiel oft bei der Einreichung eines Wohnbauprojekts eine detaillierte Außenraumplanung, geparkt werden soll nur noch in Sammelgaragen, die entsprechend "eReady", also für die E-Mobilität ausgestattet sind. Barrierefreiheit ist auch bei Klein- und Kleinstwohnanlagen zu gewährleisten, zudem große Fahrradräume im EG und moderne Unterflurmüllsysteme.

Pressekonferenz zum Nachsehen

Das alles verursacht hohe Kosten, was wiederum zu einer längeren Ausfinanzierungszeit führt. Derzeit liegt diese bei rund 60 bis 70 Jahren. Gemeinsam mit der Wohnbauförderung wird versucht dieser Entwicklung entgegenzuwirken, um auch weiterhin gemäß dem Auftrag der Vogewosi – nämlich leistbaren Wohnraum zu schaffen und zu erhalten – gerecht werden zu können.

Projekte an Bedarf angepasst

Die starke Nachfrage, der große Finanzierungsanteil öffentlicher Gelder und die Eigenmittel ermöglichten es in den vergangenen Jahren, dass die Vogewosi eine konstant hohe Zahl an leistbaren neuen Wohnungen errichten konnte. 2021 wurde die Neubautätigkeit erfolgreich auf weitere Gemeinden im Land ausgedehnt. Mit den Kleinwohnanlagen in Zwischenwasser (12 Wohnungen) und Übersaxen (6 Wohnungen), errichtet in architektonisch und städtebaulich hoher Qualität, können diese Kommunen ihren dringenden Wohnbedarf jetzt selbst abdecken.

In Bregenz wurden kürzlich die Schlüssel bei der Wohnanlage Feldmoos übergeben. ©VOL.AT/Mayer

Die Vogewosi ist somit in 60 Gemeinden des Landes Vorarlberg mit nachhaltig leistbaren Mietwohnanlagen vertreten. "Leistbares Wohnen ist ein Grundbedürfnis. Es muss dort angeboten werden, wo die Menschen Wohnraum brauchen. Mit den neuen Wohnungen leisten wir als gemeinnütziger Bauträger nicht nur einen Beitrag zur Vermeidung von Abwanderung, sondern nehmen auch den Druck von den Ballungsgebieten", verdeutlicht Rüdisser. Was künftige Neubauprojekte anbelangt, zeigt sich Geschäftsführer Lorenz zurückhaltend, denn die Zeiten haben sich verändert.

Aufgrund der Preisexplosionen in allen Bereichen werden im Neubau vorerst nur noch Projekte gestartet, die aufgrund des Wohnbedarfs dringend benötigt werden. Außerdem konzentriert sich die Bautätigkeit der Vogewosi auf die derzeit noch etwas kostengünstigeren Holzbauprojekte "WOHNEN500+" und auf Projekte, deren Bauverfahren bereits sehr weit fortgeschritten sind. "Wir forcieren vor allem Projekte, die weitgehend Kostensicherheit garantieren, nachhaltig finanzierbar sind und solide und überschaubare Ausfinanzierungsräume aufweisen", so der Geschäftsführer. Bis 2025/2026 sind u.a. 231 "WOHNEN500+" Wohnungen in Feldkirch-Gisingen, Schwarzach, Lech-Zug, Mittelberg, Hard, Götzis und Lustenau in Planung. Bei zwei Wohnanlagen erfolgte der Baustart bereits dieses Jahr, die übrigen erfolgen 2023/2024.

Nicht nur Teilsanierungen, sondern auch Neubauten werden durchgeführt. ©VOL.AT/Mayer

Trend zur Teilsanierung

Nachdem auch das Jahr 2020 von hohen Preisen und Corona-bedingten Verschiebungen geprägt war, konnten einige dieser Sanierungsprojekte erst im Jahr 2021 fertiggestellt werden. Mit dem dritthöchsten Bauvolumen der letzten 20 Jahre von rund 16,5 Mio. Euro wurden vor allem Erhaltungsmaßnahmen, Teilsanierungen sowie Instandsetzungen vorgenommen. Insgesamt wurden im Jahre 2021 bei 40 Wohnanlagen Sanierungsarbeiten durchgeführt. Investiert wurde vor allem in sicherheitstechnische Bereiche wie Elektroanlagen, Brandschutzmaßnahmen, in die laufende Überprüfung der Dächer sowie in Garagentorerneuerungen. Umfassende energetische Sanierungen werden zunehmend seltener.

Sanierungen nicht wirtschaftlich

Die Anzahl der energetischen Sanierungen ist deutlich rückläufig, da die hohen Kosten in diesem Bereich nicht mehr auf die Mieterinnen und Mieter weiterverrechnet werden können. Der Trend zu reinen Erhaltungsmaßnahmen und Teilsanierungen anstelle von umfassenden Sanierungen hält daher weiter an. "In der Gebäudeerhaltung werden wir aber künftig verstärkt die Restnutzungsdauer in die Entscheidungsfindung miteinbeziehen müssen. Es geht um die Frage, ob energetische Verbesserungen überhaupt noch wirtschaftlich und bautechnisch sinnvoll sind", erklärt Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz.

Für die Zukunft sind hier neue Konzepte notwendig– zum einen was die gesetzlichen und die Förderungsmöglichkeiten anbelangt, vor allem aber im Hinblick auf die steigende Anzahl jener Wohnanlagen, die nicht mehr oder nur mit wirtschaftlich unverhältnismäßigem Aufwand saniert werden können. "Sanieren wie bisher wird in Zukunft nicht mehr leistbar sein. Es braucht gravierende Änderungen im Bereich der Förderungen und des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes, um die dringend notwendige Steigerung der Sanierungsrate finanzieren zu können", betont Lorenz.

Zukunftsmodell Wiederaufbau

Die Anforderungen an modernes Wohnen sind vielfältig: von den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner wie Barrierefreiheit bis zu den Klimaschutzzielen, die auch im gemeinnützigen Wohnbau umgesetzt werden müssen. Hier hat die Vogewosi mit ihrem großen Wohnungsaltbestand ein beträchtliches Potenzial für die Umsetzung von nachhaltigen Wohnprojekten. Ein Beispiel für einen gelungenen Wiederaufbau ist die Wohnanlage Feldmoos in Bregenz.

Die beliebte Wohnsiedlung aus den 1960er Jahren musste größtenteils abgebrochen werden, da die schwierigen Bodenverhältnisse wiederholt zu Setzungen der Gebäude führten und eine Sanierung der alten Gebäude weder baulich noch energietechnisch wirtschaftlich möglich war. "Gemeinsam mit der Stadt Bregenz und dem Land Vorarlberg ist es gelungen, ein Vorzeigeprojekt für einen Wiederaufbau einer nicht mehr sanierbaren Siedlung zu verwirklichen", erklärte Lorenz bei der Eröffnung im November 2022.

Die Bewohner zeigten sich sehr zufrieden mit ihren neuen Wohnungen. ©VOL.AT/Mayer

"Bei diesem Modellprojekt galt unsere ganze Unterstützung den Mieterinnen und Mietern der ehemaligen Siedlungshäuser", so Lorenz. Bereits lange vor Baubeginn wurden persönliche Gespräche mit den Bewohnerinnen geführt und auf die jeweiligen Lebenssituationen und Wohnbedürfnisse eingegangen. Einige sind auf eigenen Wunsch in einen anderen Ortsteil von Bregenz übersiedelt, andere in die Nähe ihrer Familien und viele wollten auch im Feldmoos bleiben. 25 der insgesamt 35 Mietparteien haben in der alten Siedlung Feldmoos gewohnt und werden hier auch weiterhin wohnen. Für Lorenz hat das Projekt positiv aufgezeigt, wie auch andere nicht mehr sanierbare Siedlungen im Einvernehmen mit Bewohnerinnen sowie Gemeinden erneuert werden können.

(VOL.AT)

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