Fischer knüpfte bei seiner Eröffnungsrede, der rund 2.000 Gäste im Festspielhaus folgten, an das diesjährige Festspielmotto an. Dem Zukünftigen müsse man mit dem Wissen und der Erfahrung der Vergangenheit und der Gegenwart begegnen. Neue Phänomene würden laufend mit althergebrachten Lösungsvorschlägen beantwortet. Es stelle sich die Frage, ob es überhaupt möglich sei, das Neue zu wagen, ohne auf alte Muster zurückzugreifen. Es gehe nicht darum, das Alte aus dem Gedächtnis zu verdrängen, “sondern dem Neuen nicht mit Denkverboten, sondern mit Mut und Offenheit zu begegnen”. “An Mut für das Neue darf es gerade jetzt weder in der Politik noch in der Gesellschaft mangeln”, appellierte Fischer. Dabei könne neue Kunst ein Wegweiser sein.
Hoppala von Bundespräsident Fischer
Kleine Stilblüte am Rande: Tatsächlich erklärte Bundespräsident Fischer die “Bregenzer Festspiele 2011” für eröffnet, worauf ihm das versammelte Publikum “12″ zuraunte.
Fischer korrigierte sich daraufhin und bemerkte: “Ich bin froh, dass mir nicht dasselbe passiert ist wie bei meiner zweiten Eröffnungsrede – damals habe ich hier die Salzburger Festspiele für eröffnet erklärt.”
Festspielpräsident setzt auf “Meilensteine”
In seiner ersten Begrüßungsrede als Bregenzer Festspielpräsident nannte Hans-Peter Metzler das Ziel, der Kunst zu ermöglichen “ihren ureigenen Weg zu beschreiten, nämlich den vom Bekannten zum Unbekannten, zum So-noch-nicht-Gesehenen, zum So-noch-nicht-Gehörten – und, im glücklichsten Fall, zum So-noch-nie-Erlebten”. Dabei gelte es nicht nur, den Weg der letzten Jahre weiterzugehen und Ideen zu entwickeln, sondern auch explizit “Meilensteine” zu setzen. “Das ist unser unbedingtes Vorhaben”, stellte Metzler fest.
Die Bregenzer Festspiele würden sich mit den besten Festivals der Welt messen. “Erstklassige Qualität muss ohne Wenn und Aber unser primäres Ziel bleiben”, so der Festspielpräsident. Man sei “sehr bereit für eine neue Phase der Evolution” und erwarte sich auch eine entsprechende Offenheit bei den Partnern Stadt, Land und Bund “für dieses Haus, für unser Zuhause”. Die Aufgabe der Festspielführung sei es, die Rahmenbedingungen für erfolgreiche, künstlerisch hochstehende Produktionen zu sichern. Auf der Bühne sollen die Zahlen nicht sichtbar sein, “und doch muss die Rechnung aufgehen”, so Metzler.
Metzler übte Kritik
Kritik übte Metzler an ferngebliebenen Politikern: Österreich habe die Regierungsform einer repräsentativen Demokratie gewählt, daher hätten die gewählten Politiker nicht nur die Pflicht, sondern auch das Recht, die Wähler zu vertreten. Das gelte für öffentliche kulturelle Anlässe wie die Festspieleröffnung ebenso wie für große Sportereignisse. “Wenn einzelne Repräsentanten also beschließen, nicht zu einer Eröffnung zu gehen, schließen sie damit indirekt auch ihre Bürger davon aus, und das wird wohl niemand wollen”, so Metzler, der sich “explizit” über die Teilnahme der anwesenden Politiker und Amtsträger freute.
Verantwortungsträger sein
Kulturministerin Claudia Schmied (S), die “sehr gerne” nach Bregenz kam, bedankte sich zu Beginn bei Metzler für die “wertschätzenden Worte”. Sie nahm in ihrer Rede ebenfalls Bezug auf das Festspielmotto. Österreich habe sich erst in den 1990er Jahren durch den damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky (S) “zu allen Daten unserer Geschichte und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten und zu den bösen” bekannt. Somit habe man es verstanden, “nicht Opfer, sondern Verantwortungsträger unseres Lebens zu sein”, so die Ministerin. “Wir sind für die Befindlichkeit unserer Gesellschaft hier und jetzt verantwortlich”, betonte sie. Dabei gehe es um Wertschätzung, um Anstand “auch in der Politik”, wofür Schmied Zwischenapplaus bekam. Bezüglich der Entwicklung junger Menschen nahm sie Eltern, Schulen, Universitäten, Kultur und Politik in die Pflicht. Die Werte, die man bei den Bregenzer Festspielen schaffe, seien “unverzichtbare Basis für eine lebendige, friedliche und humane Gesellschaft”.
Festakt mit Auszügen aus Programm
Die Gäste wurden bei der Eröffnungsfeier durch Auszüge aus dem diesjährigen Programm des Festivals unterhalten. Einen Vorgeschmack auf die abendliche Uraufführung lieferte dabei Bariton Dietrich Henschel mit einer Szene aus “Solaris”, Maria Jose Siri sang die Arie “La mamma morta” aus “Andre Chenier”. Aber auch andere Schienen der Bregenzer Festspiele, “Kunst aus der Zeit”, dem Jugendprogramm “Crossculture” und “Musik & Poesie”, fanden ihren Niederschlag. Am Ende stand wie schon im Vorjahr Berlioz’ “Hymne des Marseillais”.
Viele Zaungäste in Bregenz
Die Eröffnung verfolgten auch zahlreiche Schaulustige, die den Feierakt auf einem rund 28 Quadratmeter großen LED-Großbildschirm miterleben konnten. Laut Angaben der Festspiele fanden sich rund 1.000 Interessierte zum Public Viewing auf dem Vorplatz des Festspielhauses ein, entsprechend viel Zulauf hatte der anschließende traditionelle Volksempfang. Wegen des großen Erfolgs werde es wohl auch nächstes Jahr ein Public Viewing der Eröffnung geben, hieß es
(APA, VOL.AT)
67. Festspiel-Eröffnung zum Nachschauen
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