AA

Weltspartag: Vom Sparkassenfest zum Randphänomen

Weltspartag: Warum Banken jetzt auf Kuscheltiere und Nostalgie setzen
Weltspartag: Warum Banken jetzt auf Kuscheltiere und Nostalgie setzen ©CANVA
Am 31. Oktober ist Weltspartag – oder doch schon davor? Was einst ein Fixpunkt im Kalender war, wird heute von Halloween überstrahlt. Doch die Banken versuchen, dem alten Brauch neues Leben einzuhauchen.

Es war das Jahr 1924, als sich in Mailand Sparkassenvertreter aus aller Welt trafen. Ihr Ziel: das Vertrauen in den Wert des Sparens zu stärken – damals keine Selbstverständlichkeit. Der "Weltspartag" war geboren und wurde ein Jahr später, am 31. Oktober 1925, erstmals gefeiert. Mit Plakaten, Broschüren und dem klaren Auftrag: Kindern wie Erwachsenen das Sparen schmackhaft machen.

Über Jahrzehnte hinweg war der Weltspartag ein Fixpunkt – fast so wichtig wie Weihnachten. Zwischen 1955 und 1970 erlebte er seine Blütezeit: Kinder kamen mit ihren Spardosen in die Bankfilialen, Erwachsene freuten sich über kleine Geschenke, und ganze Familien nutzten den Tag als Anlass, über Geld zu sprechen.

Vom Höhepunkt zum Bedeutungsverlust

Doch der Glanz ist verblasst. Die Digitalisierung der Finanzwelt, vor allem Online-Banking, macht den Besuch bei der Bank zunehmend überflüssig. Gleichzeitig drängt sich Halloween mit Macht in den Vordergrund – der 31. Oktober hat ein neues, lauteres Fest bekommen.

Bankinstitute reagieren: Statt eines einzigen Aktionstags wird heute vielerorts eine ganze Weltsparwoche organisiert. Auch die "Lange Nacht des Sparens" – mit verlängerten Öffnungszeiten – soll wieder mehr Kund:innen in die Filialen locken. Kleine Geschenke, Gewinnspiele, Snacks und ein bisschen Nostalgie: So versuchen Banken, ihre Schalterhallen für einen Tag zu beleben.

Ein Fest für die Kleinen – mit Blick auf morgen

Obwohl die Bedeutung gesunken ist: Kinder lieben den Weltspartag nach wie vor. Für sie ist es ein großes Ereignis, wenn sie ihre Ersparnisse persönlich einzahlen dürfen. Meist warten dafür Stofftiere, Spardosen oder kleine Spielsachen als Belohnung. Auch viele Eltern schätzen den pädagogischen Wert dieses Rituals – und der bleibt trotz digitaler Welt aktuell.

Zudem nutzen Banken die Gelegenheit, um junge Kunden früh zu binden. Wer schon als Kind einen positiven Bankbesuch erlebt, kommt vielleicht auch als Erwachsener wieder – so die Hoffnung.

Ein Brauch in der Schwebe

Offiziell findet der Weltspartag am 31. Oktober statt. In der Praxis wird er allerdings häufig vorverlegt – auf den letzten Werktag davor. Denn in vielen Bundesländern ist der 31. ein Feiertag. So wird der Tag des Sparens flexibel gehandhabt, sein Geist bleibt aber der gleiche: der Gedanke, vorausschauend mit Geld umzugehen.

(VOL.AT)

  • VOL.AT
  • Österreich
  • Weltspartag: Vom Sparkassenfest zum Randphänomen