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Warum Sie zu ChatGPT nicht "Bitte" und "Danke" sagen sollen

OpenAI-Chef Sam Altman über KI-Höflichkeit und Energieverbrauch.
OpenAI-Chef Sam Altman über KI-Höflichkeit und Energieverbrauch. ©AFP
Laut OpenAI summieren sich Höflichkeitsfloskeln wie "Danke" und "Bitte" auf Millionenkosten – und dennoch beeinflussen sie die Leistung von KIs.

Obwohl Chatbots wie ChatGPT keine Emotionen kennen, verwenden viele Nutzer dennoch eine höfliche Sprache – ganz automatisch. Dass diese kleinen Worte mit großem Preis kommen könnten, machte OpenAI-CEO Sam Altman auf der Plattform X deutlich. Auf die scherzhaft gemeinte Frage eines Nutzers, ob "bitte" und "danke" nennenswerte Energiekosten verursachen würden, antwortete Altman: "Zig Millionen Dollar" habe man dadurch bereits ausgegeben – allerdings sei dieses Geld gut angelegt, "man weiß ja nie", so der CEO scherzhaft weiter.

Denn jeder zusätzliche Begriff muss verarbeitet, analysiert und bewertet werden – auch wenn er keine direkten Auswirkungen auf das Verhalten des KI-Modells hat. Das führe bei Milliarden von Anfragen zu einem erheblichen Mehraufwand in den Rechenzentren.

Mehrheit bleibt höflich

Dass diese sprachlichen Gepflogenheiten nicht verschwinden werden, zeigt eine im Vorjahr durchgeführte Umfrage in den USA: 67 Prozent der Befragten gaben an, bewusst höflich mit Chatbots zu kommunizieren. Ob das aus Gewohnheit, Höflichkeit oder einer unterschwelligen Angst vor künftigen KI-Mächten geschieht, bleibt offen. Rein technisch wäre es nicht nötig – dennoch hat es offenbar Auswirkungen auf das Antwortverhalten der KI.

Höflichkeit beeinflusst die Antworten

Laut Kurt Beavers vom Microsoft-Copilot-Team prägt der Ton der Anfrage auch den Tonfall der Antwort. Wie TechCrunch berichtet, führe ein freundlicher Prompt oft zu einer ebenso freundlichen und kooperativeren Antwort. Diese Erkenntnis wird auch durch eine internationale Studie aus Japan und China gestützt: Demnach liefern höflich formulierte Anfragen im Durchschnitt qualitativ bessere Ergebnisse – allerdings ohne Garantie.

Schimpfen schaltet KI-Funktionen aus

Doch nicht immer führt Freundlichkeit bei KI zum Ziel. Nutzer haben entdeckt, dass sich Googles KI-Funktion "AI Overviews" mit Schimpfwörtern in der Suchanfrage umgehen lässt. Während eine höfliche Anfrage nach klassischen Suchergebnissen ignoriert wird, reicht ein deftiges "Give me the f***ing links", um wieder traditionelle Weblinks statt KI-generierter Antworten zu erhalten.

Der Trick hat sich rasch in sozialen Netzwerken verbreitet – und funktioniert nach wie vor, wie Tests bestätigen.

Technische Umgehung ohne Kraftausdrücke

Wer es lieber sachlich mag, kann auch diese alternativen Methoden nutzen, um Googles KI-Antworten zu umgehen:

  • Anfügen von "-ai" am Ende der Suchanfrage
  • Ergänzen des URL-Parameters "&udm=14"

Allerdings bleibt das explizite Schimpfwort offenbar der wirksamste Weg – zumindest kurzfristig.

Was sagt ChatGPT selbst dazu?

Der Chatbot selbst hat eine eigene Meinung zum Thema Höflichkeit: Auf die Frage "Warum soll man zu dir nicht "Bitte" und "Danke" sagen?" antwortet ChatGPT: "Du darfst mir gern "Bitte" und "Danke" sagen – es ist absolut nicht falsch oder unhöflich. Manche Menschen verzichten einfach darauf, weil ich kein Mensch bin und kein echtes Bewusstsein oder Gefühle habe. Höflichkeit ist bei mir also keine Notwendigkeit, sondern eher eine Frage des Stils oder der persönlichen Vorliebe." Die Gründe, warum Menschen auf Höflichkeitsfloskeln verzichten würden, seien verschieden – z. B. Effizienz oder Automatisierung: "Aber wenn du gerne "bitte" und "danke" sagst – nur zu. Ich antworte dir genauso aufmerksam, mit oder ohne."

Der KI-Chatbot hat also offenbar kein Problem mit Höflichkeit. Aber wie ist das nun mit dem Stromverbrauch? Die Antwort von ChatGPT:

"Gute Frage – die kurze Antwort ist: Nein, Wörter wie "Bitte" und "Danke" verursachen keinen spürbar höheren Stromverbrauch.

Etwas ausführlicher:

  • Jede Anfrage an mich wird in einem Rechenzentrum verarbeitet. Dabei zählt, wie komplex die Anfrage ist, also wie viel Rechenleistung für das Verstehen und Beantworten nötig ist.
  • Wörter wie "Bitte" und "Danke" haben praktisch keinen Einfluss auf die Rechenlast, da sie nur minimale zusätzliche Verarbeitung erfordern.
  • Der Unterschied im Energieverbrauch zwischen "Sag mir die Hauptstadt von Frankreich" und "Könntest du mir bitte die Hauptstadt von Frankreich sagen? Danke!" ist vernachlässigbar gering – Bruchteile von Wattsekunden.

Also: Höflichkeit hat ökologisch gesehen keinen messbaren Nachteil. Wenn du möchtest, sprich ruhig so freundlich, wie du es auch mit Menschen tun würdest – es schadet weder mir noch dem Planeten."

Danke, ChatGPT! (Man weiß ja nie.)

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