VGT fordert Rücktritt von Landesrat Gantner

Nach den Aufdeckungen um die Kälbertransporte von Vorarlberg nach Spanien und von dort weiter in den Libanon fordert der "Verein gegen Tierfabriken" (VGT) den Rücktritt von Landesrat Christian Gantner als Tierschutzbeauftragter. Im Mittelpunkt der VGT-Forderung steht ein aktueller Facebook-Post des Landesrats.
Ressorts unvereinbar – VGT fordert sofortige Trennung
VGT-Aktivist Tobias Giesinger konkretisiert die Rücktritts-Forderung folgendermaßen: "Tierschutz hat in den letzten Jahren wesentlich an Bedeutung gewonnen und sollte dementsprechend ernst genommen und politisch vertreten werden. Deshalb ist der Rücktritt von Christian Gantner als Tierschutzlandesrat längst überfällig. Nach seinen Äußerungen zu Tiertransporten in den letzten Jahren wird den meisten Menschen vermutlich nicht einmal bewusst sein, dass Gantner der für Tierschutz zuständige Landesrat ist."
Dass die Trennung der Ressorts Tierschutz und Landwirtschaft längst überfällig ist, zeige der jüngste Kälbertransport-Fall in den Libanon sehr eindrücklich, meint der VGT.
Facebook-Post von Gantner im Kreuzfeuer der VGT-Kritik
Im Mittelpunkt der neuesten VGT-Forderung steht ein aktueller Facebook-Post des Landesrats. Am Samstagabend meldete sich Gantner auf dem Sozialen Medium mit der Geschichte von „Bauer Anton“ zu Wort.
Für den VGT ein verzweifelter Versuch, die Bauern zu täuschen und vom eigenen Versagen abzulenken. Nach Meinung des Tierschutzvereins will er mit der Geschichte einen Keil zwischen Bauern und Restbevölkerung treiben. Nicht die Bauern seien schuld, sondern das System, meint der VGT und schreibt wortwörtlich: "Mit einer rührseligen Geschichte auf seinem Facebook-Profil versucht Christian Gantner weiter, die Verantwortung in Sachen Kälbertransporte von sich wegschieben."
"Mit Sätzen wie „Aber trifft unseren Anton eine Schuld, wenn er und die Käufer seines Tieres sich an alle Gesetze […] gehalten haben.“ oder „Ist jetzt auch Bauer Anton ein Tierquäler…“, versucht Gantner hier aus Sicht des VGT ganz bewusst das Bild zu erzeugen, es würde bei der aktuellen Debatte darum gehen, die Bauern und Bäurinnen als die Schuldigen darzustellen. Damit versucht Gantner, von seiner eigenen Verantwortung abzulenken und einen Keil zwischen Bauernschaft und Restbevölkerung treiben", schreibt der VGT am Montag in einer Mitteilung an die Medien.
Aktivist Tobias Giesinger ist entsetzt: "Es geht bei der aktuellen Debatte weder um Bauer Anton noch um Bäuerin Gretl. Es geht um Landwirtschaftsvertreter, die das System der Milchwirtschaft über viele Jahre in eine Sackgasse gefahren haben und weder etwas ändern, noch Fehlentwicklungen eingestehen wollen."
Statement der VP zur Rücktrittsaufforderung
Unter Bezug auf die aktuelle Diskussion über die Zuständigkeit von Landesrat Christian Gantner für die Belange des Tierschutzes und der Landwirtschaft stellt Tierschutzsprecher Bernhard Feuerstein fest, dass die Interessen des Tierwohles und des Tierschutzes für Landesrat Gantner – "gerade auch als praktizierendem Bergbauer – einen hohen Stellenwert haben und bei ihm in guten Händen sind. So hat er sich in seiner bisherigen Amtszeit mit großem Engagement dafür eingesetzt, dass durch ein breites Maßnahmenbündel der Heimmarkt und die Verwendung von regionalen Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung im Rahmen der Landesinitiative „Vorarlberg am Teller“ gestärkt wird und Tiertransporte deutlich eingeschränkt werden. Wenn dadurch im Jahr 2019 über 22 Prozent der Kälber nicht mehr ins Ausland verbracht wurden, sondern in Vorarlberg verblieben sind, sowie seit einigen Jahren in Vorarlberg keine veterinärbehördlichen Abfertigungen von Schlacht- und Zuchttieren in Drittstatten mehr erfolgen, dann ist dies ein klarer Beweis seines großen und erfolgreichen Einsatzes."
"Weiters hat er sich mit Nachdruck bei der EU für einen einheitlichen Vollzug der Tiertransportvorschriften durch die Mitgliedstaaten eingesetzt. Darüber hinaus wurden unter seiner Verantwortung im Hinblick auf die Landwirtschaftsstrategie „Landwirt.schafft.Leben“ im Bereich des Tierwohls und der Tiergesundheit die zielgerichteten Maßnahmen und Förderungen auf Landesebene weiter ausgebaut und mit der Forcierung der Verleihung der Vorarlberger Tierschutzpreise im beruflichen und ehrenamtlichen Umgang mit Tieren auch eine wichtige Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit geleistet. Aus Sicht von Tierschutzsprecher Feuerstein hat sich die Ressortverteilung innerhalb der Landesregierung bewährt, sodass kein Anlass besteht, davon abzugehen; diese ist vielmehr konsequent fortzusetzen."
Auch Tadel für Wallner
Landeshauptmann Wallner nehme nach Ansicht der Tierschutzaktivisten "die Sorgen der Bevölkerung scheinbar ebenso wenig ernst. Statt eine notwendige Reform der Landwirtschaft ins Auge zu fassen, ruft er in einer Stellungnahme ebenfalls zu mehr Kalbfleischkonsum auf." Der Verein gegen Tierfabriken fordert, endlich die Weichen in Richtung einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu stellen, die die Arbeit nachhaltiger Bauern honoriert und ohne Tiertransporte ins Ausland auskommt.
Weitere Forderungen des VGT Vorarlberg:
- Zukünftig konsequenter Vollzug der EU-Verordnung zu Tiertransporten
- Kein Transport von Tieren, die nicht von der Muttermilch entwöhnt sind
- Eine maximale Transportdauer von acht Stunden für alle Tierarten
- Keine Transporte in Drittstaaten
- Förderung von Alternativen für den Export von Kälbern aus der Milchproduktion
Martin Balluch vom "Verein gegen Tierfabriken" im Talk
Zum qualvollen Transport österreichischer Milchkälber.
(Red.)
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