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So geht es den Amoklauf-Opfern im Spital

Alle Verletzten befinden sich auf der Normalstation.
Alle Verletzten befinden sich auf der Normalstation. ©APA/ERWIN SCHERIAU
Am Donnerstag gab es Details über den Zustand der Verletzten nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule.
Alle Verletzten stabil
Ablauf des Amoklaufs
Waffe trotz Warnzeichen
Zehn Menschen getötet

Allen Patientinnen und Patienten mit Schussverletzungen geht es den Umständen entsprechend gut. Laut dem Ärztlichen Direktor des LKH-Universitätsklinikums Graz, Wolfgang Köle, wurden am Donnerstag die letzten drei Verletzten von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt.

Alle Verletzten auf Normalstation verlegt

Die beim Amoklauf am BORG Dreierschützengasse verletzten Personen werden im LKH-Univ. Klinikum Graz, am LKH Graz II/Standort West und im UKH versorgt. Am Dienstag kam um 10.44 Uhr der erste Patient in den Schockraum des Spitals, "einige Minuten später brachte ein Hubschrauber einen Verletzten in die Kinderklinik", sagte Köle. Am LKH-Universitätsklinikum Graz wurden insgesamt zwei Erwachsene und fünf Jugendliche versorgt. Es seien zusätzlich 30 Pflegekräfte in den Dienst gerufen worden. Ärzte, die gerade aus dem Nachtdienst gehen wollten, seien geblieben und hätten weitergearbeitet. "Die Belastungssituation von allen danach ist nicht unerheblich", betonte der ärztliche Direktor.

Laut Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) waren infolge des Amoklaufs 240 Menschen aus dem medizinischen Bereich im Einsatz - Sanitäterinnen und Sanitäter, Ärztinnen und Ärzte sowie Mitglieder der Krisenintervention. Mediziner und Pfleger hätten "alles andere hintangestellt. Das zeigt, dass unser Gesundheitssystem nicht nur organisatorisch funktioniert, sondern auch menschlich getragen wird", so der Gesundheitslandesrat. Er bedankte sich auch bei den mehr als 600 Menschen, die dem Aufruf zum Blutspenden Folge geleistet haben. "Das Licht des Miteinander kann sehr hell strahlen", so der Gesundheitslandesrat. 65 Fahrzeuge aus acht Bezirken standen bereit, davon drei Notarztwagen und drei Hubschrauber. Bis auf eine Person überlebten alle Patientinnen und Patienten.

Mitarbeiter für Einsatz aus Urlaub geholt

Aufgrund des sogenannten "Massenanfalls von Verletzten" wurden viele KAGes-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus der Freizeit oder aus dem Urlaub geholt, sagte Primar Christian Kammerlander vom UKH Steiermark, Standort Graz. Operationssäle wurden für die Akutversorgung freigemacht. 30 Ärzte und Pflegepersonen aus ihrer Freizeit oder aus dem Urlaub ins Haus zurückgerufen. Die zu behandelnden Opfer trugen Schussverletzungen an Extremitäten und im Gesicht davon. Den Mitarbeitern stehe auch psychologische Betreuung in Einzel- und Gruppengesprächen zur Verfügung.

Michael Lehofer, der Ärztliche Direktor des LKH Graz II, wo ein Chirurg und 15 Pflegepersonen zusätzlich in den Dienst traten, zeigte sich "sehr berührt von der ganzen Situation". Besonders tragisch: Zwei der Eltern von getöteten Kindern sind bei der KAGes tätig.

Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) sprach davon, dass das "Ineinandergreifen der Zahnräder" der Einsatzkräfte noch Schlimmeres verhindert habe. Die Bilder der tragischen Ereignisse seien nicht "so leicht aus dem Kopf" zu bekommen. Nun sei die Zeit zu trauern, zu reflektieren, das Unfassbare zu verarbeiten. Aber so lange es notwendig ist, müsse den Betroffenen zur Seite gestanden werden. "Das sind wir diesen Menschen schuldig."

Psychologische Hilfe angelaufen

Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom (ÖVP) verwies darauf, dass auch die psychologische Versorgung der Opfer rasch aufgestellt werden konnte: Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams des Landes Steiermark (KIT) und Schulpsychologen waren auch am Donnerstag in der Helmut-List-Halle, um mit Schülern und ihren Angehörigen und Lehrern über das Erlebte zu sprechen und helfen, die Ereignisse zu verarbeiten. "Viele junge Menschen leben im Moment in Angst, viele Eltern haben Sorge. In solchen Ausnahmesituationen braucht es professionelle Hilfe, bitte nehmen Sie die Angebote an", appellierte Khom an die Bevölkerung.

Die List-Halle soll auch in den nächsten Tagen zur Verfügung stehen. Das Beratungs- und Betreuungsangebot der Bildungsdirektion Steiermark wird auch am Wochenende fortgeführt. Wann das BORG Dreierschützengasse wieder geöffnet wird, ist noch nicht klar - keinesfalls aber noch in dieser Woche.

(APA/Red)

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