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Pfarrer tritt zurück: "Habe eine Frau kennengelernt"

©Canva; Katholische Kirche Steiermark/Gerd Neuhold
Andreas Monschein aus der Steiermark hat jemanden kennengelernt - jetzt hängt er seinen Job als Priester an den Nagel.
Gilt die 2G-Regel auch für Kirchen?

"Nach langer Überlegung, viel Nachdenken, Begleitung und einigem Ringen habe ich Bischof Wilhelm darum gebeten, mich von meiner Aufgabe als Pfarrer freizustellen und ab Februar ein Laisierungsverfahren einzuleiten", gab Andreas Monschein, Pfarrer von Kindberg und Leiter des dortigen Seelsorgeraumes, am 9. Jänner 2022 bekannt.

Schon vor dem Sommer habe er diese Entscheidung getroffen, für die es  letztlich viele Gründe und einen etwas konkreteren Auslöser gebe, berichtet der Priester Andreas Monschein gegenüber der katholischen Kirche Steiermark. Die Gründe liegen schon einige Zeit zurück. "Noch weit vor der Corona-Epidemie fühlte ich mich als Priester nicht mehr richtig wohl in meiner Haut. Mein persönlicher Glaube ist aus verschiedenen Gründen brüchig geworden und viele Fragen taten sich für mich auf", so der steirische Priester.

"Lösungen und Antworten auf viele Fragen fehlen"

Ohne diese tiefe Verwurzelung in Gott und Christus sei es ihm zunehmend schwer gefallen, rundum für die Menschen da zu sein, in hoher Intensität und großer Anzahl die Sakramente zu spenden, enorme Gegensätze und Ansichten innerhalb der Gemeinden gut auszuhalten und die frohe Botschaft zu verkünden. Hinzu sei gekommen, dass er sich hier und da mehr Bewegung und Flexibilität im Gesamtsystem der Kirche gewünscht hätte und immer öfter mit einer schwindenden Wertschätzung für mein Priesteramt haderte. "Ich gebe gern zu, dass auch mir Lösungen und Antworten auf viele dieser Fragen fehlen", sagt er.

Mehr Ruhe und Gesundheit

Die Corona-Pandemie und die Lockdowns habe schließlich die Sehnsucht geweckt, einem geregelteren Tagesablauf und Lebensentwurf zu folgen: ruhiger, gesünder und nachhaltiger. Es sei eine Sehnsucht, dem Hamsterrad zu entkommen und als Privatperson Ruhe für die Seele zu finden. Am Ende kam die Einsicht hinzu, in der zölibatären Lebensform nicht mehr weiterleben zu können und weiterleben zu wollen. "Ich habe eine Frau kennengelernt, mit der eine gemeinsame Zukunft möglich scheint und mit der ich diesen neuen Weg gemeinsam beschreiten will", so Andreas Monschein, "ich möchte auch in dieser Hinsicht ehrlich sein und versuchen, in der Wahrheit zu leben. Diese Wahrheit bedeutet für mich, kein langes Doppelleben zu führen oder ein Versteckspiel zu betreiben, sondern ehrlich einzugestehen, dass ich mein Weiheversprechen, das ich vor 12 Jahren aufrichtig und ebenso ehrlich getroffen habe, nicht mehr leben kann und leben möchte". Also habe er Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl gebeten, ein Verfahren einzuleiten, das ihn von seinen kirchlichen Pflichten befreit.

"Ohne Groll auf Gott oder die Kirche, der ich sehr viel in meinem Leben verdanke, blicke ich wirklich sehr dankbar auf die letzten Jahre zurück, in denen ich großteils gerne Priester war und versucht habe, in meinem Dienst an Gott und den Menschen stets mein Bestes zu geben", so Andreas Monschein zu seiner Pfarrgemeinde, "und ich hoffe sehr, dass ihr diesen meinen Schritt ein wenig nachvollziehen könnt". Für ihn beginne ein neuer Lebensabschnitt, den er im Vertrauen darauf gehe, dass Gott ihn auch in diesem Moment begleite und an der Hand führe.

So geht es weiter

Bis zum Herbst, wo für die Pfarren und den Seelsorgeraum eine längerfristige Lösung gefunden werden soll, wird Johann Feischl, der pensionierte Propst von Bruck an der Mur, die Pfarren von Andreas Monschein begleiten und betreuen. Die Feier der Gottesdienste und Sakramente sind bis zu einer endgültigen Lösung gewährt, denn auch einige Priester und Diakone der Umgebung haben ihre Unterstützung bereits zugesagt. "Es wäre schön, wenn die Beziehungen, die in den letzten Jahren geknüpft und gelebt wurden, zwar wohl anders, aber doch auch in die Zukunft hinein weitergehen", wünscht sich der Scheidende.

Andreas Monschein bedankt sich zum Abschied bei seiner Gemeinde: Für die Unterstützung in diesen Jahren, für die gute Zusammenarbeit, für das Ertragen so mancher Verrücktheiten und Launen, für die Freundschaft und das gute, fröhliche Miteinander. "Ich erlebe unsere Pfarren als sehr selbstständig und lebendig und bin sehr guten Mutes, dass dieses Engagement eine gute Zukunft für die Kirche verheißt." Und er bittet um das Gebet - besonders für all jene, die sich mit dieser dieser Entscheidung schwer tun sowie um einen guten Weg in die Zukunft der Kirche und für gute Entscheidungen der Diözese zur Nachfolge in Pfarren.

Bedauerlicher Abschied

Die Diözese Graz-Seckau bedauert den Abschied des engagierten Priesters. "Andreas Monschein war ein beliebter Priester, Pfarrer und Seelsorgeraumsleiter in unserer Diözese Graz-Seckau. Für sein Engagement und seine Dienste auch in vielen diözesanen Gremien und Arbeitsgruppen sind wir ihm sehr dankbar", sagt Generalvikar Erich Linhardt. Klarerweise bedauere man seinen Schritt, wissend, dass damit ein wertvoller Priester verloren gehe. "Aber wir wünschen Andreas Monschein für seine Zukunft natürlich alles Gute und Gottes Segen", so der Generalvikar.

(VOL.AT)

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