Von Anja Förtsch/WANN & WO
Er hat es wieder getan: Am vergangenen Wochenende veröffentlichte der umstrittene Priester Bernhard Kaufmann seinen nächsten „Vorarlberger Rundbrief“. Und auch in diesem leugnet er abermals die Gefahr durch das Corona-Virus, verbreitet Falschmeldungen über den Impfstoff und ruft zum Nicht-Impfen auf – und dass nur kurz, nachdem die Diözese Feldkirch ihn um ein Gespräch mit Generalvikar Hubert Lenz und dem Offizial gebeten hatte. Darin war ihm untersagt worden, sich weiterhin schriftlich oder mündlich zur Corona- und Impfthematik zu äußern (WANN & WO berichtete).
Weitere Behauptungen
In der nun erschienenen Dezember-Ausgabe des „Vorarlberger Rundbriefs“ war dann von dieser Ansage keine Spur: Man bemerke in Südafrika „praktisch nichts von der neuen Mutation“, schreibt Kaufmann da zum Thema Omikron. Dabei ist die Zahl der Corona-Fälle in dem Land zuletzt innerhalb von sieben Tagen aufgrund der sich schnell verbreitenden Mutante um 255 Prozent gestiegen, so die Gesundheitsbehörden. Kinder erkrankten laut Kaufmann „praktisch kaum“ an Corona. Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums, erklärte hingegen erst kürzlich, dass keine Kinderkrankheit zu so vielen Krankenhaus- und Intensivstationsaufenthalten führe wie das Coronavirus. Und Kaufmann ruft nicht nur abermals dazu auf, sich nicht impfen zu lassen, sondern gibt auch gleich eine detaillierte Anleitung, wie man die Impfpflicht umgehen könne: „Man kann ein solches Schreiben [die Einladung zur Impfung, d.R.] auch als nicht angenommen zurückschicken“, schreibt der Priester. „Dann kann man Ihnen gerichtlich nichts vorwerfen, weil Sie die Post ja nicht erhalten haben. Als Zweites kann man die Einladung ignorieren. Weiters warten wir einfach, bis eine Strafe bei der Bezirkshauptmannschaft verhängt wird. Das gibt so viel Papierkram bei den Ämtern, dass es denen vielleicht zu bunt wird.“ Kaufmanns Herangehensweise laute viel mehr: „Beten, Demonstrieren, Informationen weitergeben und Tee trinken.“
"Aussagen gefährden Frieden in der Diözese"
Das sind genau die Aussagen, welche die
Diözese nicht mehr sehen wollte. Und die hat deshalb auch reagiert: Am
Donnerstag wurde Kaufmann abermals zum Gespräch mit Generalvikar Hubert Lenz
geladen. Dabei gehört der Priester nicht direkt der Vorarlberger Kirche an,
sondern der armenisch-katholischen Erzdiözese von Deriwan. Da er aber in
Vorarlberg lebt, durfte er hier Räume der Kirche für die Ausübung seines
Priesteramtes nutzen. Bislang wohlgemerkt.
„Die Art und Weise sowie der Inhalt der Aussagen hatten das Potenzial, den
gesellschaftlichen, wie auch den religiösen Frieden in der Diözese Feldkirch zu
gefährden“, sagt Generalvikar Hubert Lenz, der sich gegenüber WANN & WO
abermals von den Aussagen Bernhard Kaufmanns hinsichtlich Corona, der
Pandemiebekämpfung und der Impfthematik distanziert. Deshalb habe die
Diözesanleitung nun weitere Konsequenzen gezogen. „Bernhard Kaufmann ist es bis
auf weiteres nicht erlaubt, innerhalb der Diözese Feldkirch öffentliche
Gottesdienste oder andere öffentliche religiöse Zusammenkünfte zu leiten. Auch
ist es ihm nicht erlaubt, zu predigen und das Sakrament der Buße zu spenden“,
so der Generalvikar weiter. „Gleichzeitig sind alle Pfarren, Orden,
Bildungshäuser etc., die zur Diözese Feldkirch gehören, angewiesen, es Bernhard
Kaufmann nicht zu erlauben, in ihren Kirchen, Kapellen, Privatkapellen und
anderen kirchlichen Räumen Sakramente und Sakramentalien zu spenden.“ In
anderen Worten: Kaufmann darf keine Messen halten, keine Trauungen durchführen,
keine Taufen vornehmen und keine Beerdigungen abhalten. Darüber hinaus wurde
nicht nur die Erzdiöse in Armenien über den Fall informiert, sondern auch alle
Diözesen rund um Vorarlberg – also Innsbruck, Vaduz, Chur, St. Gallen und
Augsburg, sowie das nicht zur Diözese Feldkirch gehörende Kloster Mehrerau.
„Mit den genannten Maßnahmen hat die Leitung der Diözese den Rahmen, innerhalb
dem sie in dieser Situation handlungsmächtig ist, ausgeschöpft“, erklärt Lenz.
Oder anders: Die Konsequenzen sind die härtesten, die Kaufmann an dieser Stelle
treffen können.
„Großes Bedauern“
Über Anfrage der Redaktion ließ Bernhard Kaufmann über seine Anwältin ausrichten, das Dekret der Diözese Feldkirch vom 16.12.2021 „mit großem Bedauern und großer Verwunderung“ erhalten zu haben. Er wünsche sich einen ernsthaften wissenschaftlichen Diskurs, der andere Meinungen nicht vorab als unwissenschaftlich diskreditiere und mit Sanktionen kombiniere.
(WANN & WO)
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