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Moria: Dieter Egger widerspricht FPÖ-Parteilinie

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Der Hohenemser Bürgermeister Dieter Egger würde "selbstverständlich" Moria-Flüchtlinge aufnehmen.
Egger legt Landtagsmandat zurück

Der Hohenemser Bürgermeister und ehemalige Vorarlberger FPÖ-Landeschef Dieter Egger hat sich am Sonntag bei der Eröffnung einer neuen Ausstellung im Jüdischen Museum Hohenems mit deutlichen Worten gegen nationalistische Bestrebungen in der EU ausgesprochen und würde auch "selbstverständlich" Flüchtlinge aus Moria aufnehmen.

"Nie wieder!"

Egger, den 2009 sein "Judensager" seinen Posten als Landesrat gekostet hatte, nahm in seiner Begrüßung Bezug auf den europäischen Imperativ "Nie wieder!" und stellte Europa ein fragwürdiges Zeugnis aus, das ihn zutiefst verstöre: "Ich mache kein Hehl daraus, auch wenn ich aus einer Partei komme, die das vielleicht etwas anders sieht, dass ich ein überzeugter Europäer bin. Europa ist die einzige Möglichkeit, in die Zukunft zu gehen." Der "Alltag" sehe jedoch anders aus: Während des Lockdowns habe er als Bürgermeister ständig Anrufe erhalten, in denen Bürger ihre Nachbarn denunziert hätten, oder, er am Wahlsonntag von drei Wochen die Frage gestellt bekommen habe, "ob wir Flüchtlinge aus Moria aufnehmen sollten - warum fragt man das überhaupt?" Für Europa, so Egger, müsse es selbstverständlich sein, Flüchtlinge legal in die EU zu holen und auf Länder, Regionen und Gemeinden aufzuteilen.

Ausstellung eröffnet

Anlass war die am Sonntag eröffnete Ausstellung "Die letzten Europäer - Jüdische Perspektiven auf die Krisen einer Idee". Sie thematisiert die Brüche in der europäischen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und will den Diskurs darüber fördern, warum die Grundlage europäischer Verständigung nach den Katastrophen des 20. Jahrhunderts in ihr Gegenteil verkehrt und so zum Mittel der Abschottung und der Ausgrenzung werden.

Alter-Neuer Bürgermeister

Dieter Egger hatte 2015 in einer Stichwahl den Bürgermeistersessel der Vorarlberger Stadt mit reicher jüdischer Geschichte erobert und fuhr vor drei Wochen mit 63,45 Prozent einen ungefährdeten Wahlsieg ein. Wenige Tage später gab er seinen Rückzug aus dem Vorarlberger Landtag bekannt, um sich voll dem Bürgermeisteramt zu widmen.

(APA)

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