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MSG-Prozess: Seidl zu neun Jahren Haft verurteilt

Urteil in Liechtenstein: Unbedingt, nicht rechtskräftig - Kein Kommentar von Lauda.
Urteil in Liechtenstein: Unbedingt, nicht rechtskräftig - Kein Kommentar von Lauda. ©AP
Vaduz (FL) - Der Gründer der Money Service Group, Michael Seidl, ist am Dienstag am Fürstlichen Landgericht in Liechtenstein wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu neun Jahren unbedingter Haft verurteilt worden.
Hohe Strafe gefordert
Lauda belastet Seidl
MSG-Gründer vor Gericht
Vorarlberger vertritt Anleger

Das Urteil ist nicht rechtskräftig, Seidls Anwalt legte volle Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde ein. Seidl selbst ließ die Urteilsverkündung und die nachfolgende einstündige Begründung scheinbar emotionslos über sich ergehen, berichtete VN-Redakteur Jörg Stadler.

Drakonische Strafe für Seidl

Die Staatsanwaltschaft hatte für den Angeklagten sieben bis acht Jahre Haft gefordert. Das nunmehrige Urteil liegt damit über dem Antrag der Staatsanwaltschaft und nahe des Höchststrafmaßes von zehn Jahren. Eine drakonische Strafe, die als generalpräventives Signal angesehen werden solle, betonte Richter Dietmar Baur am Dienstag bei der Urteilsverkündung. Schließlich solle der Finanzplatz Liechtenstein sauber bleiben. Der Angeklagte wirke unglaubwürdig, so der Richter. Und meinte weiter: “Seidl hat sein Umfeld durch Schein über sein wahres Sein getäuscht und legte es darauf an, seine Anleger zu schädigen.”

Mildernd wirkte sich nach Angaben von Dietmar Baur lediglich die bisherige Unbescholtenheit des Angeklagten aus. Als für das Urteil erschwerend gilt der lange Tatzeitraum von vier Jahren, die vielen Geschädigten, der eklatant hohe Schaden sowie die hohe kriminelle Energie.

Staatsanwaltschaft sah “stimmiges Tatbild”

Die Verteidigung des deutschen Staatsbürgers Michael Seidl plädierte laut Berichten der Liechtensteiner Medien “Volksblatt” bzw. “Vaterland” online auf Freispruch, während die Staatsanwaltschaft die Aussagen der zahlreichen Belastungszeugen als schlüssig wertete und ein “stimmiges Tatbild” sah.Sein Mandant habe nie eine Betrugs- und Bereicherungsabsicht gehabt, argumentierte der Rechtsbeistand laut Liechtensteiner Medienberichten. Ein Kompagnon Seidls habe die Anlegergelder zweckentfremdet zur Bezahlung offener Forderungen von Kunden der Schweizer “Samiv AG” verwendet.

Deswegen habe Seidl gegenüber seinen eigenen Anlegern zu Notlügen greifen müssen, während er versucht habe, das verlorene Geld anderweitig wieder zurückzuerwirtschaften. Als die Geschäfte endlich am Anlaufen gewesen seien, habe es aber negative Medienberichte über finanzielle Probleme der Money Service Group gegeben – was ihr Todesstoß gewesen sei, zitierte “Volksblatt.li” den Advokat.

Laut dem Gerichtssprecher ist in der nächsten Instanz das Fürstliche Obergericht am Zug.

Lauda als Belastungszeuge

Niki Lauda, der von der MSG als Kapperlsponsor 1,2 Mio. Euro pro Jahr erhalten sollte, jedoch nur eine erste Zahlung von 400.000 Euro bekam und zudem 500.000 Euro in Seidls Anlageprodukten verlor, wollte auf APA-Anfrage keinen Kommentar zur Verurteilung abgeben. Lauda war im Prozess gegen Seidl als Belastungszeuge auftreten.

Anleger über vier Jahre betrogen

Die Anklagebehörde sah es als ausreichend erwiesen an, dass Seidl über vier Jahre 44 Anleger – darunter neben Lauda angeblich auch Ex-Skirennläufer Harti Weirather, der vier Mio. Euro verloren haben soll – um insgesamt 30 Mio. Euro betrogen hat. Das Geld habe er in den Aufbau der Marke MSG und in seinen luxuriösen Lebenswandel gesteckt.

Gegen den Deutschen Seidl wurde auch in der Schweiz wegen Betrugs- und Untreueverdachts ermittelt, im Sommer des Vorjahres klickten in St. Gallen die Handschellen für ihn. Heuer wurde er dann nach Liechtenstein ausgeliefert, wo er nun nach neun Prozesstagen in erster Instanz verurteilt wurde.

(APA; VOL.AT; VN)

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