Am Mittwochabend war Bundeskanzler Sebastian Kurz zu Gast im Kleinwalsertal, um sich einen Überblick über die faktische österreichische Enklave zu verschaffen. Zahlreiche Walser wollten dabei den Kanzler sehen und waren beim Pressestopp an der Grenze zu Deutschland anwesend. Ebenfalls anwesend waren Landeshauptmann Wallner, Landesrat Gantner und Staatssekretär Brunner.
Kurz im Kleinwalsertal
Der nicht vorhandene Abstand und auch der fehlende Mundschutz sorgte für viel Kritik aus den anderen Parteien. Der NEOS-Abgeordnete See Schellhorn kündigte bereits in der Nacht auf Donnerstag an eine Anzeige gegen den Kanzler-Besuch einbringen zu wollen. Nun folgt dem auch die SPÖ nach.
Anfrage an Nationalrat
Reinhold Einwallner, Nationalratsabgeordneter der SPÖ, will eine Anfrage im Nationalrat einbringen. Die Österreicher hätten sich diszipliniert an die Vorschriften gehalten, Großeltern nicht besucht oder für den Beruf 40 Stunden in der Woche eine Gesichtsmaske auf, so Einwallner in einer Aussendung. "Das alles gilt offenbar nicht für den Bundeskanzler und den Landeshauptmann. Sie ignorieren die Vorschriften, die sie selbst beschlossen haben. Sie nehmen ein Bad in der Menge und inszenieren sich gleichzeitig als Helden. Das ist beschämend."
Die Bilder des Kanzler-Besuchs im Kleinwalsertal hätten eine verheerende Wirkung und stoße alle vor den Kopf, die sich seit Wochen penibel an die Hygiene-Vorschriften gehalten haben. In den vergangenen Wochen hätten alle Parteien an einem Strang gezogen, um den öffentlichen Zuspruch zu den notwendigen Maßnahmen sicherzustellen. "Dieses Vertrauen der Österreicher in die richtigen Maßnahmen zerstören der Kanzler und der Vorarlberger Landeshauptmann in einem einzigen Medienauftritt."
Kurz an der Walserschanze
Verantwortung nicht abschieben
Laut Einwallner habe das Bundeskanzleramt versucht, die Verantwortung für das Nicht-Einhalten der Schutzmaßnahmen auf die Kleinwalsertaler abzuschieben. "Es gab von ÖVP-Parteifunktionären einen klaren Aufruf an die Bevölkerung, sich an der Jubel-Kundgebung für den Kanzler zu beteiligen. Offenbar hatten die Verantwortlichen aber weder ein Sicherheitskonzept noch einen Ordnungsdienst organisiert."
(VOL.AT)
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