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Hirsche in Österreich bisher von Corona-Infektion verschont geblieben

In Deutschland und Österreich hat es, anders als in Nordamerika, bisher keine SARS-CoV-2-Infektionen bei Hirschen gegeben
In Deutschland und Österreich hat es, anders als in Nordamerika, bisher keine SARS-CoV-2-Infektionen bei Hirschen gegeben ©Pixabay (Sujet)
Dass eine Corona-Infektion auch vor Tieren nicht Halt macht bzw. diese Überträger sein können, ist hinlänglich bekannt. In Nordamerika hat sich SARS-CoV-2 vom Menschen auch bereits auf Weißwedelhirsche übertragen.
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Mysteriöse Hirsch-Infektion

Ein deutsch-österreichisches Forscherteam zeigte nun, dass dies in Deutschland und Österreich offensichtlich nicht der Fall ist. Alle in diesen beiden Ländern getesteten Rehe, Rothirsche und Damhirsche reagierten negativ auf SARS-CoV-2-Antikörper, berichten die Forscher im Fachjournal "Microorganisms".

Hirsche gelten als "Reservoir" für das Coronavirus

Die Übertragung des Corona-Virus von Menschen auf Hirsche in den USA und Kanada wird als besorgniserregend eingestuft. Schließlich hat sich gezeigt, dass in der Gesamtpopulation der Weißwedelhirsche in Nordamerika die Infektion mit den vom Menschen stammenden SARS-CoV-2-Varianten weit verbreitet ist und es erste Hinweise darauf gibt, dass das Virus von den Tieren auf den Menschen übertragen werden kann. Die Hirsche gelten damit Reservoir für das Virus, wo sich auch neue Varianten entwickeln könnten.

Keine einzige Hirschart aus Deutschland oder Österreich positiv

Wissenschafter des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW), des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien und anderer Einrichtungen haben nun Seren von 433 Rehen, Rot- und Damhirschen auf SARS-CoV-2-Antikörper untersucht. Die Proben wurden vor und während der Pandemie gesammelt. Keine der Hirscharten aus Deutschland oder Österreich war positiv.

Das Team analysierte auch Details des zellulären SARS-CoV-2-Rezeptors (ACE2-Gen) bei Hirschen. Mit Ausnahme einer Veränderung, die möglicherweise Rothirsche etwas resistenter gegen eine Infektion macht, zeigten sich dabei keine Abweichungen im Rezeptor, die den drastischen Unterschied in den Ergebnissen zwischen mitteleuropäischen und nordamerikanischen Hirschen erklären könnten.

Unterschiede im Lebensraum der Hirscharten

Als eine mögliche Erklärung für die Unterschiede nennen die Forscher die Verteilung und Bewirtschaftung der Hirscharten in den beiden Regionen. In Nordamerika seien Hirsche häufig in Stadtrandgebieten und Städten anzutreffen, wo sie potenziell häufig mit Menschen und deren Abfällen in Kontakt kommen. Zudem erfolge die Bewirtschaftung der Tiere hauptsächlich durch Behörden der US-amerikanischen bzw. kanadischen Bundesregierung.

In Deutschland und Österreich seien dagegen die verschiedenen Hirscharten im Allgemeinen nicht am Stadtrand oder in städtischen Gebieten anzutreffen. Zudem würden aufgrund des vorherrschenden Reviersystems die Tiere in einem bestimmten Gebiet lokal bewirtschaftet. Dies könnte den Kontakt zwischen Mensch und Wild verhindern und auch die Ausbreitung von Krankheitserregern innerhalb und zwischen den Populationen behindern.

"Kontakt zwischen Mensch und Wildtier in Mitteleuropa unbedingt verhindern"

Für Alex Greenwood vom Leibniz-IZW sollten jedenfalls "alle Anstrengungen unternommen werden, um den Kontakt zwischen Mensch und Wildtier in Mitteleuropa zu verhindern, damit sich Hirsche nicht als SARS-CoV-2-Reservoir etablieren", sagte er in einer Aussendung.

Hier geht es zur Studie rund um Hirsche und das Coronavirus.

(APA/Red)

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