Geburtenstation Dornbirn vor dem Aus: "Wir hätten es nicht lebend nach Bregenz geschafft"
Klare Kante
Die Reaktionen im Meinungsforum zeigen: Der geplante Schritt sorgt für hitzige Debatten. Auch in einer laufenden Petition zum Erhalt der Geburtenstation Dornbirn äußern sich zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer mit klaren Botschaften:
Sonja Maria G. kritisiert die politischen Beweggründe hinter der geplanten Verlegung scharf: "Die Geburtenzahl bleibt gleich, doch die Station in Bregenz hat gar nicht die nötige Kapazität. Das bereits strapazierte Personal wird durch den Standortwechsel weiter verunsichert. Wie soll da gespart werden? Das sind sinnfreie politische Machtspiele!"
Philip G. verweist auf einen oft übersehenen Aspekt: "Die einzige Anlaufstelle für sexualisierte Gewalt befindet sich in Dornbirn. Mit der Verlegung würde sie wegfallen – das wäre katastrophal."
Katharina O., selbst Hebamme, sieht die drohenden Schließungen mit großer Sorge: "Es ist unerlässlich, dass Geburtshilfe, Kinderheilkunde und Gynäkologie mit ihren spezialisierten Bereichen wie dem Beckenbodenzentrum vor Ort bleiben. Ich sehe allerhöchste Notwendigkeit, dass diese Zentren erhalten bleiben."
Thomas F. warnt vor einem Verlust medizinischer Qualität in einem sensiblen Bereich: "In Vorarlberg haben wir eine gute Versorgung, aber die finanzielle Nachhaltigkeit steht auf der Kippe. Besonders unverständlich ist die Debatte um die Schließung der Geburtshilfe und Gynäkologie in Dornbirn. Diese Leistungen sind von höchster Bedeutung – sie sollten nicht reduziert, sondern ausgebaut werden."
So kommentieren die Leser im VOL.AT-Forum
Der Vorschlag, die Dornbirner Geburtenstation nach Bregenz zu verlagern, stößt auch bei vielen VOL.AT-Leserinnen und -Lesern auf massiven Widerstand – und zwar nicht nur aus sentimentalen Gründen. Userin eliagd bringt ein Argument vor, das viele teilen: "Wenn man sein Kind im Vorzimmer oder in einer Abstellkammer zur Welt bringen muss, weil kein Kreißsaal frei ist, dann geht es nicht mehr um ein paar Minuten Fahrtzeit, sondern um die Qualität der medizinischen Versorgung." Sie verweist auf die Statistik: 2023 kamen in Dornbirn 1300 und in Bregenz 1150 Kinder zur Welt – zusammen 6,7 Geburten pro Tag. Mit aktuell drei Kreißsälen in Bregenz sei eine sichere Betreuung ohne Aufstockung kaum zu gewährleisten.
Besonders kritisch sieht sie die möglichen Folgen für die Geburtsfreiheit der Frauen: "Wassergeburt? Wahlfreiheit? Das wird dann im Zweifel alles hintenangestellt."
Die Angst vor dem "Worst Case"
Userin Cork schildert eindrücklich eine persönliche Notlage: Ein Notkaiserschnitt mitten in der Nacht habe das Leben ihrer Zwillinge nur deshalb gerettet, weil in Dornbirn noch eine Geburtenstation existiert. "Nach Bregenz oder Feldkirch hätten wir das nicht mehr lebend geschafft." Ihre Frage ist brisant: "Wer übernimmt dann in Zukunft die Verantwortung für Todesfälle oder schwerwiegende Schäden – Herr Landeshauptmann Wallner? Frau Landesrätin Rüscher?"
"Wären Männer schwanger…"
Mit spitzer Feder kommentiert binnie: "Würden Männer Kinder zur Welt bringen, gäbe es in jedem Krankenhaus eine Geburtsstation, die einem Wellnesstempel gleicht." Sie sieht hinter der Verlagerung ein strukturelles Problem: "Frauengesundheit wird nicht priorisiert. Geburt ist kein Routineeingriff – sie passiert oft unplanbar und unter Zeitdruck."
Argumente für die Verlagerung
Es gibt aber auch Stimmen, die Verständnis für die Pläne des Landes zeigen. Santaclaus0_9 betont, dass der Bezirk Bregenz der bevölkerungsreichste im Land sei. "Eine Geburtenstation in Bregenz ergibt Sinn – auch geografisch." Aus seiner Sicht sei die zentrale Lage ein Vorteil für große Teile der Bevölkerung.
Chinkee hingegen nimmt eine wirtschaftliche Perspektive ein: "Wir sind in Vorarlberg viel zu verwöhnt, was die Dichte an Spitälern betrifft." Ein Mehrweg von 15 Minuten sei zumutbar, wenn dadurch Steuergelder gespart werden. "Die Stationen werden ja nicht geschlossen, sondern nur woanders weitergeführt."
Mehr als "nur" Geburtshilfe betroffen
User Hubeg warnt vor einer Verkürzung der Debatte auf die Geburtenstation: "Es geht auch um die gesamte Gynäkologie mit Brustkrebszentrum, Inkontinenzzentrum, Unterbauchtumoren, Vergewaltigungszentrale – und um die Kinderstation mit Frühgeburtenversorgung." Die Verlagerung habe weitreichende Folgen für die medizinische Versorgung in Dornbirn insgesamt.
Wut über verfehlte Investitionen
Hansfranz bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel: "Da wurde über Jahre viel Geld in Dornbirn investiert – und jetzt will man alles zusammenlegen?" Er kritisiert die aus seiner Sicht widersprüchliche Politik: "Zuerst bauen, dann zusperren – das ist keine Sparpolitik, das ist Vernichtung von Werten."
Ironischer Seitenhieb
Selbst die Verkehrspolitik wird in den Kommentaren nicht ausgespart: Azaziel meint augenzwinkernd, die S 18 Z-Variante könnte durch die Verlagerung plötzlich neuen Schwung bekommen – "damit auch Schwangere aus Lustenau schneller nach Bregenz kommen".
Ein komplexes Thema, das viele bewegt
Die Diskussion zeigt eines klar: Die geplante Verlagerung der Dornbirner Geburtenstation ist nicht nur eine organisatorische Maßnahme im Spitalswesen. Sie trifft einen sensiblen Punkt – das Vertrauen in die medizinische Versorgung bei einem der wichtigsten Ereignisse im Leben: der Geburt eines Kindes.
Der Wunsch vieler Kommentierender: Bei aller Notwendigkeit zur Effizienz sollte nicht vergessen werden, dass hier Menschen betroffen sind – Mütter, Väter, Kinder. Und nicht zuletzt: Emotionen.
(VOL.AT)
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