Die Geburtenstation des Stadtspitals Dornbirn steht offenbar vor dem Aus. Laut ersten Informationen sollen die Abteilung für Geburtshilfe sowie die Kinder- und Jugendheilkunde nach Bregenz verlegt werden – offiziell vorgestellt werden die Pläne am 6. November. Damit verliert Dornbirn seine geburtenstärkste Abteilung: Rund 1300 Babys kamen hier 2023 zur Welt, fast ein Drittel aller Geburten im Land. Erst vor zwei Jahren wurde die Station für rund zwei Millionen Euro modernisiert.
Das Land begründet den Schritt mit der geplanten Spitalsreform, bei der medizinische Leistungen gebündelt und Doppelstrukturen abgebaut werden sollen. VOL.AT hat sich in der Dornbirner Innenstadt umgehört – und gefragt, was Frauen und Mütter über die mögliche Schließung denken.
"Wäre sehr belastend für Bregenz und Feldkirch"
Michelle (27) aus Dornbirn ist Mama einer dreijährigen Tochter – und wieder schwanger. Sie hat ihr erstes Kind im Stadtspital Dornbirn zur Welt gebracht. Für sie ist die Nachricht ein Schock:
"Ich fände es nicht so toll, wenn man die Geburtenstation in Dornbirn auflösen würde", sagt sie. Die werdende Mutter wäre traurig, wenn sie für die nächste Geburt nach Bregenz ausweichen müsste. "Ich glaube, das wäre sehr belastend für das Spital in Bregenz und Feldkirch. Denn 1300 Geburten im Jahr, das muss man ja irgendwie stemmen können." Ihrer Meinung nach könnte das schwierig werden.
"Man sollte mehr auf die Menschen schauen"
Auch Ivana Zaric (20) aus Hohenems zeigt wenig Verständnis für die Zusammenlegung: "Klar wäre es blöd – Dornbirn ist für viele einfach näher und bequemer", meint sie. Zwar sehe sie ein, dass vieles schon beschlossen sei, doch sie findet: "Man hätte das anders regeln können. Ich finde, man sollte mehr auf die Menschen schauen als auf den Standort."
"Wenn es was bringt, habe ich nichts dagegen.
Etwas gelassener reagiert Anja aus Dornbirn, selbst Mutter: "Generell schade finde ich es schon, weil es dort echt schön ist. Ich habe mich in Dornbirn bei meiner Entbindung sehr wohlgefühlt", erzählt sie. Gleichzeitig zeigt sie Verständnis für die Überlegungen des Landes: "Wenn es was bringt, dass man es zusammenlegt und wirklich alle Expertise an einem Ort ist, dann habe ich nichts dagegen."
Trotzdem wisse sie, dass viele Frauen lieber in Dornbirn entbinden würden, weil sie dort eine bessere Erfahrung als in Bregenz gemacht hätten: "Dann muss man jetzt halt, wenn es so weit ist, ein bisschen früher losfahren."
"Wird platzmäßig niemals funktionieren"
Ursula Hirner, Mutter und Großmutter aus Dornbirn spricht von einer "Katastrophe": "Bis viele in Dornbirn ankommen, ist es bei der Geburt oft schon zu spät." Ihre eigene Erfahrung habe sie geprägt: "Meine Geburt war damals eine Spontangeburt in Dornbirn. Hätte ich da noch nach Bregenz fahren müssen, hätte ich das nicht mehr geschafft."
Eine junge Mutter, die anonym bleiben möchte, zeigt sich ebenfalls entsetzt: "Ich hatte in Bregenz meine erste Geburt und war überhaupt nicht zufrieden. Mein nächstes Kind wollte ich deshalb bewusst in Dornbirn bekommen. Ich bin schockiert über die geplante Zusammenlegung – das wird platzmäßig doch niemals funktionieren."
"Die zehn Minuten machen auch nichts mehr aus"
Auch Mutter Lisa aus Lochau hält wenig von der Reform: "Wenn es schnell gehen muss, was macht man dann? Dann ist man froh, wenn eine Station in der Nähe ist."
Nicht alle sehen die Entwicklung dramatisch. Eine Oma meint nüchtern: "Im Prinzip ist das kein Problem. Junge Frauen gehen ja eh zeitig los, die sind heutzutage aufgeklärt. Ob Bregenz oder Dornbirn – die zehn Minuten machen auch nichts mehr aus. Da gibt’s Schlimmeres."
Nüchterne Stimmung in der Bevölkerung
Mit rund 1300 Geburten pro Jahr war Dornbirn die geburtenstärkste Klinik Vorarlbergs. Nun soll die Abteilung – gemeinsam mit der Kinder- und Jugendheilkunde – nach Bregenz verlegt werden. Das Land spricht von einer Bündelung medizinischer Kompetenzen, doch für viele Mütter könnte der Abschied von "ihrem" Kreißsaal ein schwerer werden.
(VOL.AT)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.