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In Feldkkirch tritt eine weitere Szenegröße des Nachtlebens in den Hintergrund.
In Feldkkirch tritt eine weitere Szenegröße des Nachtlebens in den Hintergrund.

Feldkircher Gastro-Größe tritt zurück und gibt Kultlokale ab

Joachim Mangard (VOL.AT) joachim.mangard@russmedia.com
Nach dem Tod von Klaus Feurstein und dem Rückzug von Reinhard Rauch verliert die Montfortstadt die nächste Nightlife-Größe. Betrieb geht aber weiter.

Das Feldkircher Nachtleben gilt als legendär, die Dichte an Lokalen, Restaurants, Clubs und Bars in der Innenstadt sucht in Vorarlberg ihresgleichen.

Szene-Gastronom tritt zurück

Gerade die Nachtgastronomie zählte nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie zu den größten Verlierern, wurde ihr doch quasi von einem Tag auf den anderen das gesamte Publikum genommen.

Ein letzter Blick durchs Schlüsselloch? Der wunderschöne Bunt Klub, zur Eröffnung noch unter dem Namen Buntergrund, unter dem Pflaster von Feldkirch. ©Sams

Feldkirch: Nachtleben im Umbruch

Nach dem Tod von Klaus Feurstein, dessen Café und insbesondere sein legendärer Stone Club das Nachtleben in Feldkirch über Jahrzehnte prägte, zog sich auch Reinhard Rauch zurück. Der Vollblut-Gastronom gab mit Lokalen wie dem Rauch Club oder der Sonderbar über Dekaden im Nightlife die Richtung vor.

Nani gibt sein geliebtes Bunt und den Bunt Klub ab

In einem Atemzug mit den beiden vorher Genannten reiht sich auch Nani Mock mit seiner Bunt Bar und dem Klub ein. Der gebürtige Frastanzer tritt nun aber ebenfalls beiseite und macht Platz für die nächste Generation.

Garten, Architektur und Pub-Flair: Nani Mock hat das Bunt und das Feldkircher Nachtleben geprägt. ©MJ

"Natürlich fällt so ein Schritt nach fast 20 Jahren in der Nachtgastronomie nicht leicht. Nach meiner Heirat und der Geburt meines Sohnes rückt bei mir jetzt die Familie in den Mittelpunkt. Ich möchte einfach dieser Zeit und seinem Aufwachsen höchste Aufmerksamkeit widmen. Auch wenn ich mein Baby, die Bunt Bar und den Bunt Klub, ungern abgebe. Aber der Betrieb wird in meinem Sinne weitergehen, so viel sei bereits verraten", informiert der gelernte Maurer, der 2004 als Quereinsteiger im damaligen Nectar seine ersten gastronomischen Sporen verdiente.

2012 eröffnete Nani Mock seine Bunt Bar. ©Juen

Vom Nectar zur Bunt Bar

Mit Wehmut blickt er auf 11 Jahre in der Selbstständigkeit zurück, denn 2012 übernahm er das damalige Nectar, die Bunt Bar ward geboren und erkämpfte sich schnell einen Fixplatz im Feldkircher Nachtleben.

Ein Blick zurück auf eine einzigartige Laufbahn im Feldkircher Nachtleben. ©MJ

"Besonders geprägt hat mich meine Zeit in Australien, wo ich zum ersten Mal in Kontakt mit der Pub-Kultur in Downunder gekommen bin. So ein Konzept wollte ich in Feldkirch umsetzen und diese Philosophie hat die Ausrichtung des Bunts über die Jahre geprägt", führt der Familienvater fort.

Flyer, Konzerte und Events – das Bunt im Wandel der Zeit. ©MJ

Bunt wie das Leben – Wandelbarkeit prägte die Erfolgsgeschichte der Bar

Nani Mock hat sich gastronomisch ständig neu erfunden und zahlreiche innovative Events und Aktionen in seinem "Feldkircher Wohnzimmer" ins Leben gerufen. Bunt wie das Leben selbst folgten Konzerte, dem australischen Lifestyle angehauchte Sunday Sessions, Pub Quizzes, ein Bierdeckel-Kreativ-Wettbewerb oder die "Together-Partys", die branchenübergreifend junge und junggebliebene Vorarlbergre Unternehmen zusammenspannten. Modeschauen, Vernissagen, ein Nachtflohmarkt, das "Winterwonderland" oder zahlreiche Live-Sound-Sessions im malerischen Garten rundeten das vielseitige Angebot ab.

Passendes Ambiente für ein besonderes Format: Politik im Buntergrund. ©Sams

Auch zahlreiche Kooperationen mit anderen Gastronomen bis hin zu einer politischen Talkrunde unter dem Titel "Politik im Buntergrund", bei dem die Spitzenkandidaten der Vorarlberger Parteien im einzigartigen Ambiente des fabrikneuen Clubs im Keller Frage und Antwort standen, zeugen von der Vielfalt, dem sich der Szenetreff neben der Johanniter-Kirche verschrieben hat.

Zahlreiche Events wie der "Tag der Toten" prägten die Geschichte der Location. ©MJ

Vom St. Patricks Day zum Dia de los Muertos, dem Tag der Toten

"Der St. Patricks Day und die irische Pub-Kultur waren von Anfang an in der Bar-Philosophie verankert. Trotzdem haben wir gezeigt, dass wir ständig offen für Veränderung waren und haben vieles ausprobiert. Nach einem Gastspiel im Alten Hallenbad hat sich beispielsweise auch die südamerikanische Variante von Halloween oder Allerheiligen, der Dia de los Muertos, bei uns etabliert", informiert der Wirt über weitere innovative Events, welche die bunte Vielfalt seines Lokals widergespiegelt haben.

Nani Mock legt am Zapfhahn noch einmal Hand an. ©MJ

Seine handwerklichen Fähigkeiten flossen ebenfalls in den beliebten Betrieb und Szenetreffpunkt ein: "Besonders stolz sind wir auf unseren Garten und die Architektur, die über die Jahre in mühevoller Selfmade-Tradition entstanden sind. Auch beim Club, den wir unter dem Namen Buntergrund eröffnet haben, konnten wir uns selbst verwirklichen und das Interieur nach unseren Vorstellungen gestalten."

Nani Mock vertraut auf sein Team, darunter Barchef Gregor Plankensteiner. ©MJ

Bunt Bar und Bunt Klub – so geht es jetzt weiter ...

Natürlich lässt es den Szenewirt nicht kalt, wenn er sein geliebtes "Wohnzimmer" weitergibt. Aktuell laufen Gespräche, inzwischen sei die Auswahl der Interessenten, die sich um die Fortführung der beiden Lokale bemühen, auf ein Minimum reduziert. "Ich möchte noch nicht allzu viel verraten. Wir werden das Programm noch bis April wie gewohnt weiterführen und mit dem elfjährigen Jubiläum natürlich nochmals ein Ausrufezeichen setzen. Den Besitzern und mir ist es aber wichtig, dass die beiden Lokale die Tradition, der sich das Bunt und sein ganzes Team über die Jahre verschrieben haben, in gewohnter Manier weiterführen", gewährt Nani Mock einen ersten Blick in die Zukunft.

Politik im Buntergrund. ©Sams

Dankeschön an alle Wegbegleiter

Bedanken möchte sich der Wirt bei all seinen Gästen, Kunden, Lieferanten, den Besitzern und allen Wegbegleitern, aber ganz besonders bei seinem Team: "Das Personalthema wird gerade in unserer Branche nahezu in jeder Debatte hervorgehoben. Das Bunt-Team war und ist viel mehr als Personal, wir sind eine echte Familie geworden. Auch abseits der Arbeit sind Freundschaften entstanden, die weit über den Job hinausreichen. Der Erfolg der Bunt Bar und des Bunt Klubs wäre ohne jedes einzelne Teammitglied nie möglich gewesen. Ihnen gebührt der größte Dank."

Mit der Eröffnung des Clubs Buntergrund war Feldkirch um eine Attraktion im Nachtleben reicher, inzwischen wird dort unter dem Namen Bunt Klub die Nacht zum Tag gemacht. ©Sams

Und dass eine Szenegröße wie er mit einem Paukenschlag abtreten wird, dürfte den Gästen, die ihn über die Jahre hinweg treu begleitet haben, klar sein.

(VOL.AT)

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